Welt im Wandel: Herausforderung für die deutsche Wissenschaft ...
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96 B 3 Deutsche Forschung zum Globalen <strong>Wandel</strong><br />
der konkreten Beiträge des Schwerpunktprogramms<br />
zu IHDP zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht möglich.<br />
Vertreter des Schwerpunktprogramms wirken <strong>im</strong><br />
Steering Committee des neuen ESF-Programms<br />
Tackling Environmental Resource Management<br />
(TERM, siehe Kasten 5) mit.<br />
Im Vierten Rahmenprogramm <strong>für</strong> Forschung und<br />
Technologische Entwicklung der EU, das eine überwiegend<br />
naturwissenschaftlich-technologische Orientierung<br />
aufweist, finden sich auch Förderprogramme<br />
zu soziokulturellen und -ökonomischen Aspekten<br />
des Globalen <strong>Wandel</strong>s (siehe Kasten 5). So werden<br />
<strong>im</strong> Programm „Umwelt und Kl<strong>im</strong>a“ u.a. Forschungsprojekte<br />
zum Thema „Die menschliche D<strong>im</strong>ension<br />
der Umweltveränderungen“ gefördert.<br />
Auch <strong>im</strong> Programm „Gesellschaftspolitische Schwerpunktforschung“<br />
(TSER) wird innerhalb der Themenbereiche<br />
„Bewertung der wissenschafts- und<br />
technologiepolitischen Optionen Europas“ und „Soziale<br />
Eingliederung und Ausgrenzung in Europa“<br />
Forschung zum Globalen <strong>Wandel</strong> unterstützt. In welchem<br />
Umfang an <strong>die</strong>sen Fördermitteln geistes-, sozial-<br />
und verhaltenswissenschaftliche Forscher aus<br />
Deutschland partizipieren, ist nicht bekannt.<br />
3.8.4<br />
GW-relevanter Forschungsbedarf in der<br />
<strong>deutsche</strong>n geistes-, sozial- und<br />
verhaltenswissenschaftlichen Forschung<br />
Allgemein ist eine stärkere Politikorientierung der<br />
geistes-, sozial- und verhaltenswissenschaftlichen<br />
Forschung zum Globalen <strong>Wandel</strong> einzufordern. So<br />
könnten <strong>die</strong>se <strong>Wissenschaft</strong>en etwa <strong>die</strong> <strong>im</strong> Zusammenhang<br />
mit GW-relevanten Konventionen zu verhandelnden<br />
Inhalte auf ihre gesellschaftliche und politische<br />
Durchsetzbarkeit, ihre kulturspezifische Akzeptanz<br />
und Sozialverträglichkeit untersuchen. Mögliche<br />
Kommunikationsprobleme und Verhandlungshemmnisse<br />
aufgrund unterschiedlicher Wertsysteme,<br />
Einstellungen und Verhaltensweisen sowie sozioökonomischer<br />
Bedingungen könnten so bereits <strong>im</strong> Vorlauf<br />
zu Verhandlungen transparent gemacht werden.<br />
Des weiteren gehört zu einer stärkeren Politikorientierung<br />
<strong>die</strong> systematische wissenschaftliche Begleitung<br />
und Evaluation aller Maßnahmen, <strong>die</strong> <strong>im</strong> Hinblick<br />
auf eine nachhaltige Entwicklung eingeleitet<br />
werden.<br />
Eine stärkere Anwendungs- und Problemlösungsorientierung<br />
kann durch eine deutlichere Ausrichtung<br />
der Forschungsanstrengungen zur „psychosozialen<br />
Sphäre“ auf <strong>die</strong> Erforschung von Verhaltensdeterminanten<br />
und von Strategien zur Veränderung<br />
von Verhaltensweisen auf allen Ebenen individuellen,<br />
sozialen und institutionellen Handelns erreicht<br />
werden. Hier eröffnet sich der anwendungsorientierten<br />
Grundlagenforschung wie der angewandten Forschung<br />
ein interessantes Tätigkeitsfeld.<br />
Da globale Umweltprobleme vor allem <strong>die</strong> Folge<br />
lokaler Verhaltensweisen sind, ist von der Methodik<br />
her <strong>die</strong> Untersuchung von Akteuren und Akteursgruppen<br />
in ihren jeweiligen Handlungskontexten erforderlich.<br />
Von besonderer Bedeutung ist in <strong>die</strong>sem<br />
Zusammenhang <strong>die</strong> kulturspezifische und kulturvergleichende<br />
Erforschung einzelner gesellschaftlicher<br />
Gruppen durch umfassende und disziplinübergreifende<br />
Fallstu<strong>die</strong>n. Darauf aufbauend ist eine<br />
Ausweitung der Forschungstätigkeit in zeitlicher und<br />
räumlicher Hinsicht zu empfehlen: Sowohl <strong>die</strong> verstärkte<br />
Einbeziehung der Zeitdynamik, etwa durch<br />
Längsschnittuntersuchungen, als auch <strong>die</strong> Herstellung<br />
größerer räumlicher Bezüge durch großflächige<br />
Untersuchungsgebiete, <strong>im</strong> Rahmen kulturübergreifender<br />
Vergleichsstu<strong>die</strong>n und durch <strong>die</strong> explizite<br />
Ausrichtung auf globale Problemlagen ist erforderlich.<br />
Der systemische Charakter des Globalen <strong>Wandel</strong>s<br />
erzwingt geradezu den Dialog und <strong>die</strong> interdisziplinäre<br />
bzw. transdisziplinäre Zusammenarbeit sowohl<br />
innerhalb der Geistes-, Sozial- und Verhaltenswissenschaften<br />
als auch zwischen den Human- und Naturwissenschaften.<br />
Die rigiden universitären Förderstrukturen,<br />
<strong>die</strong> Praxis der Stellenbesetzung und damit<br />
<strong>die</strong> mangelnden Karrierechancen interdisziplinär<br />
orientierter <strong>Wissenschaft</strong>ler sind bisher wenig<br />
förderlich <strong>für</strong> <strong>die</strong> Entwicklung eines solchen Dialogs.<br />
Hinzu kommen <strong>die</strong> <strong>im</strong>mer noch überwiegend disziplinär<br />
ausgerichteten Begutachtungsverfahren der<br />
einschlägigen Forschungsförderer (siehe Kap. C 8).<br />
Die Frage, wie eine problemadäquate interdisziplinäre<br />
Zusammenarbeit verwirklicht werden kann, stellt<br />
sich – nicht zuletzt aufgrund der Unterschiede in der<br />
Methodologie – sowohl innerhalb als auch zwischen<br />
Human- und Naturwissenschaften. Hier sind besonders<br />
<strong>die</strong> Bewertung bestehender und <strong>die</strong> Entwicklung<br />
neuer, integrativer Forschungsmethoden wichtige<br />
Aufgaben der GW-Forschung:<br />
• Schon heute liegen viele einzelwissenschaftlich<br />
gewonnene Forschungsergebnisse vor, <strong>die</strong> sich<br />
entweder explizit mit Fragen des Globalen <strong>Wandel</strong>s<br />
beschäftigen oder aber auf <strong>die</strong>se bezogen<br />
werden können (siehe Kap. B 3.8.2). Um <strong>die</strong>ses<br />
Wissen effektiver nutzen zu können, ist es erforderlich,<br />
Instrumente zu einer problemlösungsorientierten<br />
Zusammenführung, Integration und<br />
Bewertung vorhandener Forschungsergebnisse zu<br />
entwickeln (Integration ex post).<br />
• Gleichzeitig müssen integrative Ansätze entwikkelt<br />
werden, <strong>die</strong> von vornherein interdisziplinäre<br />
Forschung zum Thema „Globaler <strong>Wandel</strong>“ ermöglichen<br />
und auf <strong>die</strong> Untersuchung der Wech-