Welt im Wandel: Herausforderung für die deutsche Wissenschaft ...
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Umweltdiskurse<br />
Die Me<strong>die</strong>n spielen bei der Meinungsbildung der<br />
Bevölkerung zu globalen Umweltproblemen eine<br />
besondere Rolle. Daher sind <strong>im</strong> Rahmen einer interdisziplinären,<br />
anwendungs- bzw. problemlösungsorientierten<br />
Forschung insbesondere spezifische<br />
Aspekte der Kommunikation über den Globalen<br />
<strong>Wandel</strong> herauszuarbeiten. Dazu zählt <strong>die</strong> Erforschung<br />
der Bedingungen der Problemwahrnehmung<br />
und -darstellung, auf deren Grundlage effizientere<br />
Kommunikationsstrategien erarbeitet werden müssen,<br />
und zwar insbesondere in den folgenden Bereichen:<br />
• Bedingungen der Fokussierung und Bindung öffentlicher<br />
Aufmerksamkeit (agenda setting).<br />
• Rolle des öffentlichen Kommunikationssystems<br />
bei Entstehung, Austragung und Beilegung von<br />
Umweltkontroversen.<br />
• Determinanten entscheidungs- bzw. verhaltensrelevanter<br />
Informations- und Kommunikationsprozesse<br />
in Öffentlichkeit, Politik und Wirtschaft.<br />
• Angebot, Infrastruktur und Nutzungsbarrieren<br />
von Informationen zum Globalen <strong>Wandel</strong>.<br />
• Determinanten der Entwicklung übernationaler<br />
„Öffentlichkeiten“ und kollektiver Repräsentationen.<br />
Insgesamt sollten <strong>die</strong> bisher vorwiegend disziplinär<br />
gewonnenen Forschungsergebnisse zu den gesellschaftlichen<br />
Umweltdiskursen <strong>im</strong> Rahmen einer<br />
stärker interdisziplinären Zusammenarbeit dort zusammengeführt<br />
werden, wo sich thematische Überschneidungen<br />
ergeben (siehe Kap. 3.7.4.4).<br />
3.8.4.2<br />
Strukturelle Anforderungen<br />
Die globale Umweltkrise ist, da anthropogen verursacht,<br />
<strong>im</strong> Kern eine gesellschaftliche Krise. Dieser<br />
mittlerweile allgemein anerkannte Sachverhalt findet<br />
in der <strong>deutsche</strong>n Forschungslandschaft noch keine<br />
Entsprechung. Insofern ist generell eine deutliche<br />
Ausweitung der Förderung geistes-, sozial- und verhaltenswissenschaftlicher<br />
Ansätze in der Forschung<br />
zum Globalen <strong>Wandel</strong> zu fordern, mit dem Ziel einer<br />
stärkeren Institutionalisierung <strong>die</strong>ses Forschungsfeldes<br />
und der Entwicklung einer entsprechenden<br />
Sichtweise auf <strong>die</strong> Phänomene des Globalen <strong>Wandel</strong>s.<br />
Insbesondere wegen der Dominanz einzelwissenschaftlichen<br />
Vorgehens weist <strong>die</strong> vorhandene humanwissenschaftliche<br />
Forschung zum Globalen<br />
<strong>Wandel</strong> in Deutschland bislang nur einen niedrigen<br />
Organisationsgrad auf. Hier sind zunächst <strong>die</strong> Hochschulen<br />
und <strong>die</strong> Forschungsförderungseinrichtungen<br />
gefordert, <strong>die</strong> Voraussetzungen <strong>für</strong> <strong>die</strong> disziplinäre<br />
wie interdisziplinäre Vernetzung zu schaffen. Ein<br />
Ansatzpunkt zur Förderung interdisziplinärer Forschungstätigkeit<br />
ist <strong>die</strong> Bildung temporärer Forschergruppen,<br />
wie sie auch schon vom <strong>Wissenschaft</strong>srat<br />
(1994) vorgeschlagen wurde.<br />
Globale Umweltveränderungen werden insbesondere<br />
durch lokales Handeln verursacht und beeinflußt,<br />
wodurch den jeweiligen konkreten Handlungskontexten<br />
große Bedeutung zukommt. Daher ist es<br />
unabdingbar, in verstärktem Maße nationale Human-d<strong>im</strong>ensions-Programme<br />
zu entwickeln. Gleichwohl<br />
können best<strong>im</strong>mte Fragestellungen nur in internationaler<br />
Zusammenarbeit sinnvoll angegangen<br />
werden. Dazu zählen vor allem <strong>die</strong> kulturvergleichende<br />
Forschung sowie <strong>die</strong> Entwicklung eines kontinuierlichen,<br />
weltweiten Systems der Gesellschaftsbeobachtung<br />
(social monitoring, analog zum bereits<br />
weit ausgebauten environmental monitoring). Der<br />
weitere Aufbau internationaler humanwissenschaftlicher<br />
Programme zum Globalen <strong>Wandel</strong>, insbesondere<br />
des IHDP, ist daher notwendig. Angesichts der<br />
dargestellten hohen Relevanz der Geistes-, Sozialund<br />
Verhaltenswissenschaften <strong>für</strong> das Verhaltensproblem<br />
„Globaler <strong>Wandel</strong>“ gäben „starke“ internationale<br />
Programme zudem wichtige Signale an <strong>die</strong> Akteure<br />
<strong>im</strong> nationalen wie internationalen politischen<br />
Prozeß, psychosoziale Aspekte verstärkt <strong>im</strong> Rahmen<br />
von Problemlösungsansätzen zu berücksichtigen. Sowohl<br />
<strong>die</strong> inhaltliche Rahmensetzung des IHDP als<br />
auch <strong>die</strong> bisher ins Auge gefaßten konkreten Projekte<br />
(LUCC, GOES, IHDP-DIS, START) bieten <strong>für</strong><br />
eine stärkere <strong>deutsche</strong> Beteiligung eine Reihe konkreter<br />
Ansatzpunkte (siehe Kap. B 1.3).<br />
3.9<br />
Technologieforschung<br />
Strukturelle Anforderungen B 3.8.4.2<br />
3.9.1<br />
Relevanz der Technologie <strong>für</strong> den Globalen<br />
<strong>Wandel</strong><br />
Das Hauptanliegen der auf Probleme des Globalen<br />
<strong>Wandel</strong>s ausgerichteten Technologieforschung ist<br />
<strong>die</strong> Suche nach verbesserten bzw. neuen umweltgerechten<br />
technischen Möglichkeiten zur dauerhaftumweltgerechten<br />
Entwicklung, insbesondere zur<br />
nachhaltigen Sicherung der natürlichen Lebensgrundlagen.<br />
Das Ziel, Umweltschutz und Wirtschaftsentwicklung<br />
harmonisch zu verknüpfen,<br />
(AGENDA 21, Kap. 31, Abschnitt 8) erfordert, <strong>die</strong><br />
Erforschung und Entwicklung umweltgerechter<br />
Technik und ihrer sozioökonomischen Wechselwirkungen<br />
weiter voranzutreiben. Die Technologieforschung<br />
und -entwicklung sollte zudem einen entscheidenden<br />
Beitrag zur Beherrschung bzw. Vermei-<br />
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