Welt im Wandel: Herausforderung für die deutsche Wissenschaft ...
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52 B 3 Deutsche Forschung zum Globalen <strong>Wandel</strong><br />
Küstenlandschaft (GOAP, TRUMP, ÖKOBOD)<br />
und auf <strong>die</strong> Dynamik und das Management von<br />
Mangroven (MADAM) in einem deutsch-brasilianischen<br />
Gemeinschaftsprojekt. Das vom BMBF<br />
getragene multilaterale „Rote-Meer-Programm“<br />
hat ebenfalls Bezüge zu LOICZ, wie auch das Programm<br />
„Kl<strong>im</strong>aänderung und Küste“ (Kasten 8).<br />
Zwei weitere Kernprogramme sind dem WCRP<br />
zugeordnet:<br />
• GEWEX (Global Energy and Water Cycle Exper<strong>im</strong>ent)<br />
Besondere Förderung erfährt in Deutschland das<br />
GEWEX-Unterprojekt BALTEX (Baltic Sea Exper<strong>im</strong>ent),<br />
das den Wasserhaushalt des Ostsee-<br />
Einzuggebiets untersucht. In Geesthacht ist das<br />
internationale Sekretariat <strong>die</strong>ses Programms angesiedelt.<br />
• WOCE (World Ocean Circulation Exper<strong>im</strong>ent)<br />
Dieses Programm läuft <strong>im</strong> Zeitraum 1990-1997<br />
und wird mit starker <strong>deutsche</strong>r Präsenz in allen<br />
drei Kernprojekten durchgeführt. Im bereits abgeschlossenen<br />
Programm TOGA (Tropical Ocean-Global<br />
Atmosphere) waren <strong>deutsche</strong> Forscher<br />
in erheblichem Maße durch Schiffsmessungen beteiligt.<br />
3.2.2.3<br />
GW-relevanter Forschungsbedarf in der<br />
<strong>deutsche</strong>n Meeres- und Polarforschung<br />
Inhaltliche Anforderungen<br />
Die <strong>deutsche</strong> Meeres- und Polarforschung ist,<br />
auch durch ihre institutionelle Vielfalt, thematisch<br />
zwar breit angelegt, bisher jedoch überwiegend auf<br />
naturwissenschaftliche Fragen gerichtet.Themen wie<br />
<strong>die</strong> Verschmutzung der Meere vom Land aus, <strong>die</strong> anthropogene<br />
Veränderung der Nahrungsketten und<br />
des Artenspektrums oder Struktur und Funktionsweise<br />
internationaler Umweltreg<strong>im</strong>e (beispielsweise<br />
der Seerechtskonvention) sind erst ansatzweise zu<br />
finden. Diese und andere Fragestellungen bedürfen<br />
einer engen Zusammenarbeit natur- und sozialwissenschaftlicher<br />
Disziplinen und sind nach Auffassung<br />
des Beirats <strong>für</strong> das Verständnis der marinen Umweltveränderungen<br />
und ihrer Implikationen <strong>für</strong> den Globalen<br />
<strong>Wandel</strong> essentiell. Hier besteht somit zusätzlicher<br />
Forschungsbedarf.<br />
Problemkreise, <strong>die</strong> <strong>im</strong> europäischen Verbund in<br />
den nächsten 10-15 Jahren verstärkt angegangen<br />
werden sollen, lassen sich wie folgt zusammenfassen:<br />
• Erweiterung der wissenschaftlichen Grundlagen<br />
eines Ozean-Beobachtungsnetzes (GOOS), analog<br />
zum globalen Wetterbeobachtungsnetz der<br />
WMO.<br />
• Erforschung des Nordpolarmeeres, insbesondere<br />
unter kl<strong>im</strong>atologischen Gesichtspunkten.<br />
• Erforschung der Tiefsee und des Tiefseebodens als<br />
einem gegenüber menschlichen Einflüssen empfindlichen<br />
Lebensraum.<br />
• Erforschung der anthropogenen Einflüsse auf<br />
Randmeere und Küstengebiete.<br />
• Entwicklung von Indikatoren <strong>für</strong> <strong>die</strong> anthropogene<br />
Veränderung der carrying capacity von Küstenökosystemen.<br />
• Technikfolgenforschung bei der Nutzung mariner<br />
Ressourcen (Off-shore-Technik,Aquakultur etc.).<br />
• Entwicklung der wissenschaftlichen Grundlagen<br />
<strong>für</strong> ein integriertes Management von Küstenregionen.<br />
• Erweiterung der Wasserhaushaltsmodelle um sozioökonomische<br />
und demographische Bezüge<br />
(z.B. anknüpfend an das BALTEX-Projekt).<br />
• Entwicklung von Mediationsverfahren <strong>für</strong> internationale<br />
Konflikte bei der Nutzung mariner Ressourcen.<br />
• Evaluationsforschung über Meeresschutzprogramme<br />
und <strong>die</strong> Seerechtskonvention.<br />
Diese Themen erfordern teilweise neue methodische<br />
Grundlagen und Instrumente, <strong>die</strong> gemeinsam<br />
von Wirtschaft und <strong>Wissenschaft</strong> zu entwickeln sind.<br />
Das Meeresforschungsprogramm der Bundesregierung<br />
von 1993, das neue Polarforschungsprogramm,<br />
das Tiefseeforschungskonzept und mehrere Vorhaben<br />
des BMBF zur Kl<strong>im</strong>a- und Ostseeforschung haben<br />
<strong>die</strong>se Fragestellungen zum Teil schon aufgegriffen,<br />
sollten allerdings nach Einschätzung des Beirats<br />
in Zukunft auch <strong>die</strong> Beiträge sozialwissenschaftlicher<br />
Umweltforschung stärker fördern und integrieren.<br />
International werden <strong>die</strong>sem Konzept <strong>die</strong> Large<br />
Marine Ecosystems (LME) gerecht, bei denen große<br />
Seegebiete wie <strong>die</strong> Nord- und Ostsee oder Stromsysteme<br />
wie Benguela- und Perustrom hinsichtlich ihrer<br />
Produktivität, Nahrungskettenstruktur und Nutzung<br />
unter dem Apsekt von Kl<strong>im</strong>averänderungen<br />
und anthropogener Belastung untersucht werden.<br />
Strukturelle Anforderungen<br />
Um <strong>die</strong> GW-relevante <strong>deutsche</strong> Meeres- und Polarforschung<br />
effizienter zu gestalten, bedarf es keiner<br />
wesentlichen zusätzlichen Institutionen oder Gremien,<br />
wohl aber einer Bündelung bzw. organisatorischen<br />
Neuorientierung. Dazu gehört <strong>die</strong> bessere<br />
Nutzung der Schiffskapazität unter schrittweiser Modernisierung<br />
der Flotte sowie <strong>die</strong> bereits erwähnte<br />
Förderung und Integration sozialwissenschaftlicher<br />
Umweltforschung.<br />
Für <strong>die</strong> Meß- und Überwachungstechnik und <strong>die</strong><br />
Fernerkundung müssen <strong>die</strong> <strong>deutsche</strong>n Institute und<br />
Firmen nicht nur <strong>im</strong> europäischen Rahmen, sondern<br />
auch international enger kooperieren. Hier<strong>für</strong> bedarf<br />
es u.U. eines Steuermechanismus. Dies gilt auch