Welt im Wandel: Herausforderung für die deutsche Wissenschaft ...
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KASTEN 8<br />
Querschnittsforschung „Kl<strong>im</strong>aänderung und<br />
Küste“<br />
Da <strong>die</strong> Küstenzonen <strong>die</strong> weltweit am dichtesten<br />
besiedelten und am intensivsten genutzten<br />
Regionen der <strong>Welt</strong> sind, treffen Kl<strong>im</strong>aänderungen<br />
hier auf sozioökonomische und naturräumliche<br />
Strukturen, deren Anfälligkeit vergleichsweise<br />
hoch ist. Um <strong>die</strong>ses Gefährdungspotential auch<br />
<strong>für</strong> den <strong>deutsche</strong>n Küstenraum abschätzen zu<br />
können, wurde 1991 vom damaligen BMFT ein<br />
Forschungsprogramm „Kl<strong>im</strong>aänderung und Küste“<br />
initiiert, in dem <strong>die</strong> potentiellen Schäden –<br />
bzw. <strong>die</strong> Verwundbarkeit – des durch vielfältige<br />
Verflechtungen und Wechselwirkungen geprägten<br />
Lebens- und Wirtschaftsraums „Küste“ untersucht<br />
werden sollten.<br />
Nord- und Ostseeküste sind stark anthropogen<br />
geprägt. Ihre Empfindlichkeit gegenüber kl<strong>im</strong>atischen<br />
Effekten ist bereits durch andere Eingriffe,<br />
z.B. Nähr- und Schadstoffeinträge, Grundwassernutzung,<br />
künstliche Vertiefung der Flußmündungen<br />
etc. stark verändert. Deshalb wurde das<br />
Forschungsprogramm nicht nur auf <strong>die</strong> Anfälligkeit<br />
gegenüber Sturmfluten oder anderen Naturkatastrophen<br />
und <strong>die</strong> Veränderungen in den marinen<br />
und litoralen Ökosystemen beschränkt, sondern<br />
um <strong>die</strong> integrierte Analyse einer möglichen<br />
Verschärfung bereits bestehender Nutzungskonflikte<br />
(insbesondere zwischen Landwirtschaft,<br />
Naturschutz, Küstenschutz und Tourismus) erweitert.<br />
Entsprechend befaßt sich das Bund-Länder-<br />
Vorhaben „Kl<strong>im</strong>aänderung und Küste“ auf der<br />
Basis eines breiten Spektrums von küstenspezifischen<br />
„Kl<strong>im</strong>awirkungen“ mit der Belastbarkeit<br />
und Elastizität einer Vielzahl von Teilsystemen<br />
und bezieht dabei zukünftige Entwicklungen <strong>im</strong><br />
Natur- und Gesellschaftssystem mit ein. Ein Expertengremium<br />
hat ein integratives Forschungskonzept<br />
entwickelt, das sich auf neue methodische<br />
Ansätze stützt: <strong>die</strong> Modellierung hydrographischer,<br />
morphologischer und biologischer Prozesse,<br />
<strong>die</strong> Verknüpfung natur- und sozialwissen-<br />
„Veränderungen der Umwelt: der nördliche<br />
Nordatlantik“ an der Universität Kiel und der<br />
SFB 261 „Der Südatlantik <strong>im</strong> Spätquartär: Rekonstruktion<br />
von Stoffhaushalt und Stromsystemen“<br />
an der Universität Bremen.<br />
Einbindung der Meeres- und Polarforschung B 3.2.2.2<br />
schaftlicher Modelle, <strong>die</strong> gesamtsystemare und<br />
planungsorientierte Analyse ausgewählter Beispielräume<br />
(Fallstu<strong>die</strong>n über das Weserästuar und<br />
<strong>die</strong> Insel Sylt) sowie <strong>die</strong> Erfassung, Darstellung<br />
und Bewertung resultierender Gefährdungen<br />
bzw. Konflikte über ein Geographisches Informationssystem<br />
(GIS).<br />
Gegenwärtig bilden <strong>die</strong> Analyse historischer<br />
kl<strong>im</strong>atischer und küstenmorphologischer Veränderungen,<br />
Untersuchungen der Kl<strong>im</strong>awirkungen<br />
auf Struktur, Dynamik und Stabilität von Wasserströmungen,<br />
der Sed<strong>im</strong>enttransport und Sturmflutentwicklungen<br />
sowie Extremwasserstände<br />
und Windverhältnisse <strong>die</strong> Schwerpunkte des Programms.<br />
Darauf aufbauend werden Untersuchungen<br />
hinsichtlich Küstenschutz, ökonomischer Risiken<br />
durch Deichbrüche, Überflutungen und<br />
Starkwindereignisse durchgeführt. Die Best<strong>im</strong>mung<br />
der Gefährdungs- und Schadenspotentiale<br />
an Nord- und Ostseeküste bei einem Meeresspiegelanstieg<br />
von 1 m, insbesondere aber auch Analysen<br />
zur veröffentlichten Wahrnehmung von Extremwetterzuständen,<br />
des Reaktions- und Adaptionsverhaltens<br />
sozioökonomischer Systeme ergänzen<br />
das Themenspektrum.<br />
International ist <strong>die</strong>ses Forschungsprogramm<br />
in das Coastal Zone Management Programme des<br />
IPCC integriert, in dem <strong>die</strong> globale Bedrohung<br />
von Küstenzonen durch Meeresspiegelanstieg<br />
und andere Kl<strong>im</strong>afolgen untersucht werden. Mit<br />
Hilfe der vom IPCC entwickelten Methoden und<br />
Szenarien werden dabei weltweit standardisierte<br />
Gefährdungsabschätzungen durchgeführt und <strong>für</strong><br />
<strong>die</strong> Akteure in Politik und Wirtschaft wissenschaftliche<br />
Grundlagen <strong>für</strong> adäquate Handlungsund<br />
Reaktionsstrategien <strong>im</strong> Küstenraum erarbeitet.<br />
Die Erfahrungen aus den Untersuchungen an<br />
den Küsten der Nord- und Ostsee sollten auf ausgewählte<br />
Küsten- und Inselregionen der Tropen<br />
und Subtropen <strong>im</strong> Sinne der AGENDA 21 ausgedehnt<br />
werden. Hier<strong>für</strong> bieten das deutsch-brasilianische<br />
Verbundprojekt MADAM in der Amazonas-Mündung<br />
und <strong>die</strong> ebenfalls vom BMBF geförderte<br />
Kontaktstelle <strong>für</strong> tropische Küstenforschung<br />
erste Ansatzpunkte.<br />
• LOICZ (Land-Ocean Interactions in the Coastal<br />
Zone)<br />
Deutsche Beiträge zu LOICZ konzentrieren sich<br />
auf <strong>die</strong> Nordsee mit KUSTOS (Küstennahe Stoffund<br />
Energieflüsse), <strong>die</strong> Ostsee mit dem Forschungsverbund<br />
Mecklenburg-Vorpommersche<br />
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