Welt im Wandel: Herausforderung für die deutsche Wissenschaft ...
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chen Gründen aus. Daher sollte untersucht werden,<br />
inwiefern eine stärkere Dezentralisation des<br />
Bildungswesens dem Bedarf eines muttersprachlichen<br />
Unterrichts gerecht werden kann.<br />
• Die Qualität der Lehre ist bislang <strong>im</strong> Rahmen von<br />
Vergleichsstu<strong>die</strong>n erforscht worden, <strong>die</strong> sich vorrangig<br />
auf kognitive Lernfortschritte in mathematisch/naturwissenschaftlichen<br />
Disziplinen konzentriert<br />
haben. Dagegen sind Stu<strong>die</strong>n zur Zweckmäßigkeit<br />
bestehender Lernziele und -programme<br />
selten. Für eine effektive Ausschöpfung der knappen<br />
Bildungsressourcen sollten <strong>die</strong> Opt<strong>im</strong>ierungsmöglichkeiten<br />
des Bildungsangebots erforscht<br />
werden.<br />
3.5.4.9<br />
Gesellschaftliche Stellung der Frau<br />
Die <strong>Welt</strong>frauenkonferenz der Vereinten Nationen<br />
1995 in Peking hat betont, daß in den Gesellschaften<br />
der meisten Entwicklungsländer Männer aufgrund<br />
soziokultureller Normen in der Regel besser gestellt<br />
sind als <strong>die</strong> Frauen. Die Belastungen, denen Frauen<br />
ausgesetzt sind, lassen sich verdeutlichen, wenn man<br />
<strong>die</strong> Zahl ihrer lebendgeborenen Kinder vergleicht.<br />
So erreicht <strong>die</strong> Fertilitätsrate in vielen Ländern Afrikas<br />
noch <strong>im</strong>mer einen Wert von 8 oder höher, d.h.<br />
viele Frauen sind mehr als ein Drittel ihres erwachsenen<br />
Lebens schwanger und stillen ihre Kinder (Dasgupta,<br />
1995). In den meisten Entwicklungsländern<br />
sind Schwangerschaftskomplikationen noch <strong>im</strong>mer<br />
<strong>die</strong> häufigste Todesursache von Frauen <strong>im</strong> gebärfähigen<br />
Alter. Der Beirat hat <strong>die</strong> Schlüsselfunktion der<br />
Frau <strong>für</strong> eine positive gesamtgesellschaftliche Entwicklung<br />
mehrfach hervorgehoben (WBGU, 1994<br />
und 1996) und stellt dazu folgenden Forschungsbedarf<br />
fest:<br />
• In Anbetracht der Tatsache, daß Fähigkeiten und<br />
Aufgaben bzw. Verantwortungsbereiche der Frauen<br />
häufig in Widerspruch zu ihren gesellschaftlichen<br />
Möglichkeiten stehen, sollte sich <strong>die</strong> Forschung<br />
u.a. auf <strong>die</strong> Verbesserung der Rechtsstellung<br />
der Frauen, besonders <strong>im</strong> Hinblick auf <strong>die</strong><br />
Vergabe von Krediten, Land oder Produktionsmitteln<br />
konzentrieren.<br />
• Frauen müssen stärker als bisher ihren Interessen<br />
und Bedürfnissen und ihrem soziokulturellen<br />
Selbstverständnis entsprechend gefördert werden.<br />
Vor allem <strong>die</strong> spezifische Situation der Frauen in<br />
Entwicklungsländern muß näher untersucht werden.<br />
3.5.4.10<br />
Gesundheit<br />
Gesellschaftliche Stellung der Frau B 3.5.4.9<br />
Armut und Unterentwicklung sind <strong>die</strong> Hauptursache<br />
der Gesundheitsgefährdung in Entwicklungsländern.<br />
Folgen unzureichender Gesundheit sind<br />
krankheitsbedingte Arbeitsausfälle, vorzeitige Invalidität<br />
und damit auch hohe volkswirtschaftliche Kosten<br />
(BMZ, 1995).<br />
Zwar ist mit der Einführung von Antibiotika, der<br />
zunehmenden Anwendung von Schutz<strong>im</strong>pfungen sowie<br />
der Malariabekämpfung <strong>die</strong> Lebenserwartung<br />
der Menschen in den Entwicklungsländern deutlich<br />
gestiegen (UNDP, 1992). Jedoch besteht z.B. bei etwa<br />
1 Mrd. Menschen heute noch akuter Vitamin- bzw.<br />
Mineralstoffmangel.<br />
Nach neuesten Schätzungen der WHO sind 14<br />
Mio. Menschen weltweit HIV-infiziert, am Ende des<br />
Jahrzehnts werden es wohl 30 bis 40 Mio. Menschen<br />
sein. Die Deutsche Stiftung <strong>für</strong> Internationale Entwicklung<br />
(DSE) hat aufgezeigt, welche katastrophalen<br />
Folgen <strong>die</strong> Ausbreitung von Aids hat, da oft junge<br />
Erwachsene in wirtschaftlichen Schlüsselstellungen,<br />
vor allem in ländlichen Gebieten, betroffen sind.<br />
Mitarbeiter des Aids-Programms der USAID be<strong>für</strong>chten,<br />
daß in den kommenden Jahren in Asien<br />
mehr HIV- und Aids-Fälle auftreten werden als in<br />
Afrika. Bis zum Jahr 2000 wird nach Schätzungen der<br />
Vereinten Nationen <strong>die</strong> Zahl um jährlich eine Million<br />
steigen (UN, 1994).<br />
• Neben akutem Handlungsbedarf besteht dringender<br />
Forschungsbedarf über Gesundheitsinformationssysteme<br />
und <strong>die</strong> Integration von Kontrollprogrammen<br />
<strong>für</strong> spezifische Erkrankungen in <strong>die</strong><br />
pr<strong>im</strong>ären Gesundheits<strong>die</strong>nste.<br />
3.5.4.11<br />
Konferenzbegleitende Forschung<br />
Die zweite <strong>Welt</strong>siedlungskonferenz in Istanbul<br />
1996 hat mit der HABITAT-Agenda eine globale<br />
Handlungsgrundlage zur Förderung nachhaltiger<br />
Siedlungsentwicklung erarbeitet. Hier<strong>für</strong> wurde ein<br />
Global Plan of Action verabschiedet, der als Rahmen<br />
<strong>für</strong> gemeinsame Ziele und Strategien <strong>die</strong>nt, <strong>die</strong> in nationalen<br />
Aktionsplänen ihren Niederschlag finden.<br />
Die beiden großen Leitthemen der Konferenz sind in<br />
Tabelle 2 dargestellt.<br />
Die Weiterentwicklung der nationalen Siedlungspolitik<br />
einzelner Länder sollte durch Forschung begleitet<br />
werden. Hier ist <strong>im</strong> Global Plan of Action<br />
nicht nur <strong>die</strong> Sicherung der Wohnraumversorgung<br />
allgemein angesprochen:<br />
• Vielmehr sollen auch <strong>die</strong> Bedürfnisse von Armutsgruppen,<br />
Obdachlosen, Flüchtlingen und eth-<br />
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