Welt im Wandel: Herausforderung für die deutsche Wissenschaft ...
Welt im Wandel: Herausforderung für die deutsche Wissenschaft ...
Welt im Wandel: Herausforderung für die deutsche Wissenschaft ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
nalökonomie zunehmend eine Globalökonomie.<br />
Globalisierung umfaßt hierbei nicht nur <strong>die</strong> räumliche<br />
Ausweitung der betrieblichen Absatz- und Beschaffungsmärkte,<br />
sondern auch <strong>die</strong> Homogenisierung<br />
der Konsum- und Produktionsstile, <strong>die</strong> Prägung<br />
dominanter Technologielinien durch <strong>die</strong> Industrieländer,<br />
<strong>die</strong> wachsende Verflechtung von Eigentum<br />
sowie <strong>die</strong> Vereinheitlichung wichtiger rechtlicher<br />
Rahmenbedingungen.<br />
Verglichen mit anderen Forschungsgebieten, vor<br />
allem den Naturwissenschaften, ist <strong>die</strong> ökonomische<br />
Forschung zu globalen Umweltproblemen verhältnismäßig<br />
jung. Sie hat zwar insbesondere durch <strong>die</strong><br />
Kl<strong>im</strong>aschutzdiskussion deutlich zugenommen, aber<br />
noch existieren keine zusammenfassenden Darstellungen<br />
über <strong>die</strong>ses Forschungsfeld, so daß <strong>die</strong> folgenden<br />
Ausführungen lediglich als ein Versuch anzusehen<br />
sind, aus den vorhandenen Einzelbeiträgen<br />
wichtige Ansätze und noch zu bearbeitende Forschungsfragen<br />
herauszuarbeiten.<br />
Unter den Ökonomen besteht Konsens darüber,<br />
daß <strong>die</strong> Wirtschaftswissenschaft wichtige Beiträge<br />
zur Erforschung des Globalen <strong>Wandel</strong>s zu liefern<br />
vermag, zum einen <strong>im</strong> Bereich der Ursachenforschung<br />
und der Analyse der Auswirkungen der globalen<br />
Umweltbelastungen bzw. der Umweltpolitik, des<br />
weiteren zur Operationalisierung des Nachhaltigkeitspostulats<br />
und schließlich zu den Instrumenten<br />
zur Beeinflussung überregionaler Entwicklungstrends.<br />
Daneben steht <strong>die</strong> ökonomische Forschung zu regionalen<br />
Phänomenen, <strong>die</strong> erhebliche Relevanz <strong>für</strong><br />
den Globalen <strong>Wandel</strong> haben. Diese Forschung kann<br />
jedoch, je nach Region und vorherrschenden Umweltbedingungen,<br />
zu völlig unterschiedlichen Ergebnissen<br />
führen: so fällt eine ökonomische Bewertung<br />
der Bodenerosion in Costa Rica mit seinen fruchtbaren<br />
Böden vermutlich völlig anders aus als in der Sahelzone<br />
(WBGU, 1993).<br />
Für <strong>die</strong> <strong>deutsche</strong> Forschungsförderung sind hier<br />
vor allem zwei Fragen von Bedeutung:<br />
1. An welchen regional ausgerichteten ökonomischen<br />
Forschungen will sich Deutschland in Zukunft<br />
beteiligen?<br />
2. Welche Rolle spielt <strong>die</strong> Wirtschaftswissenschaft in<br />
der Forschung zu globalen Umweltveränderungen,<br />
<strong>die</strong> auf Deutschland bzw. seine Nachbarländer<br />
einwirken?<br />
Ein Beispiel hier<strong>für</strong> ist ein vom BMBF gefördertes<br />
Projekt zur Kl<strong>im</strong>afolgenforschung, das <strong>die</strong> Auswirkungen<br />
des Meeresspiegelanstiegs auf <strong>die</strong> nord<strong>deutsche</strong>n<br />
Küsten untersucht (siehe Kasten 8).<br />
Eine weniger spezifische Rolle spielt <strong>die</strong> global<br />
ausgerichtete Umweltökonomie hingegen, wenn es<br />
um <strong>die</strong> nationale Umsetzung globaler Vereinbarungen<br />
geht, da sich <strong>die</strong> Instrumente nicht grundsätzlich<br />
Beiträge der <strong>deutsche</strong>n ökonomischen Forschung B 3.6.2<br />
von national ausgerichteten unterscheiden (z.B.<br />
CO 2/Energiesteuer der EU, <strong>die</strong> sowohl nationalen<br />
wie internationalen Zielausprägungen <strong>die</strong>nen würde).<br />
Relativ neu und in <strong>die</strong>ser Form in anderen Ländern<br />
weniger verbreitet ist <strong>die</strong> jüngste Diskussion um<br />
ordnungspolitische Ansatzpunkte zur Bewältigung<br />
globaler Umweltprobleme.<br />
3.6.2<br />
Wichtige Beiträge der <strong>deutsche</strong>n ökonomischen<br />
Forschung<br />
Der <strong>deutsche</strong> Beitrag der ökonomischen Forschung<br />
zur Erklärung des Globalen <strong>Wandel</strong>s bzw. zur<br />
Analyse der Umwelt<strong>im</strong>plikationen des Globalisierungstrends<br />
der Wirtschaft ist bisher eher bescheiden.<br />
Insgesamt ist festzustellen, daß sich <strong>die</strong> Wirtschaftswissenschaft<br />
aufgrund ihrer traditionell nationalen<br />
Ausrichtung (Nationalökonomie) erst spät in<br />
<strong>die</strong> Analyse des Globalen <strong>Wandel</strong>s eingeschaltet hat.<br />
Dies gilt in besonderer Weise <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>deutsche</strong> Wirtschaftswissenschaft,<br />
<strong>die</strong> lange Zeit pr<strong>im</strong>är mit der<br />
Aufarbeitung der angelsächsischen Forschungsergebnisse<br />
beschäftigt war und in gewisser Weise deren<br />
Trends zeitverzögert widerspiegelt. (Möglicherweise<br />
spielt auch <strong>die</strong> geringe „koloniale Tradition“ hier<br />
eine gewisse Rolle.)<br />
Erst neuerdings ist eine gewisse Öffnung zu beobachten,<br />
ohne daß man aber schon sagen kann, daß<br />
von der <strong>deutsche</strong>n Forschung bislang entscheidende<br />
Impulse <strong>für</strong> eine Globalökonomie ausgingen. Dies<br />
gilt selbst <strong>für</strong> <strong>die</strong> klassischen Themen wie Umwelt<br />
und Freihandel, Erklärung der globalen Entstehung<br />
und Ausbreitung des technischen Fortschritts bzw.<br />
der relativen Konstanz der großräumigen Wohlstandsdisparitäten<br />
oder der divergierenden Wirtschaftsverflechtung<br />
(etwa der Triadenbildung). Auch<br />
bei der Analyse der Kosten des Umweltschutzes bzw.<br />
eines unterlassenen Umweltschutzes blieb <strong>die</strong> <strong>deutsche</strong><br />
Diskussion mehr national als international bezogen.<br />
Wenn es eine spezifische <strong>deutsche</strong> Note gibt,<br />
ist es <strong>die</strong> ordnungspolitische Diskussion <strong>im</strong> Gefolge<br />
der Beiträge von Walter Eucken und Friedrich A.<br />
von Hayek. Sie erfuhr jüngst <strong>im</strong> Zusammenhang mit<br />
der Diskussion um das Nachhaltigkeitspostulat eine<br />
bemerkenswerte Wiederbelebung (Gerken und Renner,<br />
1995; RWI, 1995; IAW, 1995; IÖW, 1995; ZEW<br />
1995) und führte zu interessanten Operationalisierungsversuchen<br />
des Nachhaltigkeitsprinzips, zu einer<br />
neuen Würdigung internationaler Organisationen<br />
sowie zu wichtigen Denkanstößen <strong>für</strong> <strong>die</strong> Frage der<br />
Ökologisierung der Marktwirtschaft. Hinzu traten<br />
vereinzelt spieltheoretische Ansätze zur Erklärung<br />
des Verhaltens global bedeutsamer Akteure. Die<br />
<strong>deutsche</strong> Ressourcenökonomie folgt demgegenüber<br />
75