10.09.2012 Aufrufe

Welt im Wandel: Herausforderung für die deutsche Wissenschaft ...

Welt im Wandel: Herausforderung für die deutsche Wissenschaft ...

Welt im Wandel: Herausforderung für die deutsche Wissenschaft ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

nalökonomie zunehmend eine Globalökonomie.<br />

Globalisierung umfaßt hierbei nicht nur <strong>die</strong> räumliche<br />

Ausweitung der betrieblichen Absatz- und Beschaffungsmärkte,<br />

sondern auch <strong>die</strong> Homogenisierung<br />

der Konsum- und Produktionsstile, <strong>die</strong> Prägung<br />

dominanter Technologielinien durch <strong>die</strong> Industrieländer,<br />

<strong>die</strong> wachsende Verflechtung von Eigentum<br />

sowie <strong>die</strong> Vereinheitlichung wichtiger rechtlicher<br />

Rahmenbedingungen.<br />

Verglichen mit anderen Forschungsgebieten, vor<br />

allem den Naturwissenschaften, ist <strong>die</strong> ökonomische<br />

Forschung zu globalen Umweltproblemen verhältnismäßig<br />

jung. Sie hat zwar insbesondere durch <strong>die</strong><br />

Kl<strong>im</strong>aschutzdiskussion deutlich zugenommen, aber<br />

noch existieren keine zusammenfassenden Darstellungen<br />

über <strong>die</strong>ses Forschungsfeld, so daß <strong>die</strong> folgenden<br />

Ausführungen lediglich als ein Versuch anzusehen<br />

sind, aus den vorhandenen Einzelbeiträgen<br />

wichtige Ansätze und noch zu bearbeitende Forschungsfragen<br />

herauszuarbeiten.<br />

Unter den Ökonomen besteht Konsens darüber,<br />

daß <strong>die</strong> Wirtschaftswissenschaft wichtige Beiträge<br />

zur Erforschung des Globalen <strong>Wandel</strong>s zu liefern<br />

vermag, zum einen <strong>im</strong> Bereich der Ursachenforschung<br />

und der Analyse der Auswirkungen der globalen<br />

Umweltbelastungen bzw. der Umweltpolitik, des<br />

weiteren zur Operationalisierung des Nachhaltigkeitspostulats<br />

und schließlich zu den Instrumenten<br />

zur Beeinflussung überregionaler Entwicklungstrends.<br />

Daneben steht <strong>die</strong> ökonomische Forschung zu regionalen<br />

Phänomenen, <strong>die</strong> erhebliche Relevanz <strong>für</strong><br />

den Globalen <strong>Wandel</strong> haben. Diese Forschung kann<br />

jedoch, je nach Region und vorherrschenden Umweltbedingungen,<br />

zu völlig unterschiedlichen Ergebnissen<br />

führen: so fällt eine ökonomische Bewertung<br />

der Bodenerosion in Costa Rica mit seinen fruchtbaren<br />

Böden vermutlich völlig anders aus als in der Sahelzone<br />

(WBGU, 1993).<br />

Für <strong>die</strong> <strong>deutsche</strong> Forschungsförderung sind hier<br />

vor allem zwei Fragen von Bedeutung:<br />

1. An welchen regional ausgerichteten ökonomischen<br />

Forschungen will sich Deutschland in Zukunft<br />

beteiligen?<br />

2. Welche Rolle spielt <strong>die</strong> Wirtschaftswissenschaft in<br />

der Forschung zu globalen Umweltveränderungen,<br />

<strong>die</strong> auf Deutschland bzw. seine Nachbarländer<br />

einwirken?<br />

Ein Beispiel hier<strong>für</strong> ist ein vom BMBF gefördertes<br />

Projekt zur Kl<strong>im</strong>afolgenforschung, das <strong>die</strong> Auswirkungen<br />

des Meeresspiegelanstiegs auf <strong>die</strong> nord<strong>deutsche</strong>n<br />

Küsten untersucht (siehe Kasten 8).<br />

Eine weniger spezifische Rolle spielt <strong>die</strong> global<br />

ausgerichtete Umweltökonomie hingegen, wenn es<br />

um <strong>die</strong> nationale Umsetzung globaler Vereinbarungen<br />

geht, da sich <strong>die</strong> Instrumente nicht grundsätzlich<br />

Beiträge der <strong>deutsche</strong>n ökonomischen Forschung B 3.6.2<br />

von national ausgerichteten unterscheiden (z.B.<br />

CO 2/Energiesteuer der EU, <strong>die</strong> sowohl nationalen<br />

wie internationalen Zielausprägungen <strong>die</strong>nen würde).<br />

Relativ neu und in <strong>die</strong>ser Form in anderen Ländern<br />

weniger verbreitet ist <strong>die</strong> jüngste Diskussion um<br />

ordnungspolitische Ansatzpunkte zur Bewältigung<br />

globaler Umweltprobleme.<br />

3.6.2<br />

Wichtige Beiträge der <strong>deutsche</strong>n ökonomischen<br />

Forschung<br />

Der <strong>deutsche</strong> Beitrag der ökonomischen Forschung<br />

zur Erklärung des Globalen <strong>Wandel</strong>s bzw. zur<br />

Analyse der Umwelt<strong>im</strong>plikationen des Globalisierungstrends<br />

der Wirtschaft ist bisher eher bescheiden.<br />

Insgesamt ist festzustellen, daß sich <strong>die</strong> Wirtschaftswissenschaft<br />

aufgrund ihrer traditionell nationalen<br />

Ausrichtung (Nationalökonomie) erst spät in<br />

<strong>die</strong> Analyse des Globalen <strong>Wandel</strong>s eingeschaltet hat.<br />

Dies gilt in besonderer Weise <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>deutsche</strong> Wirtschaftswissenschaft,<br />

<strong>die</strong> lange Zeit pr<strong>im</strong>är mit der<br />

Aufarbeitung der angelsächsischen Forschungsergebnisse<br />

beschäftigt war und in gewisser Weise deren<br />

Trends zeitverzögert widerspiegelt. (Möglicherweise<br />

spielt auch <strong>die</strong> geringe „koloniale Tradition“ hier<br />

eine gewisse Rolle.)<br />

Erst neuerdings ist eine gewisse Öffnung zu beobachten,<br />

ohne daß man aber schon sagen kann, daß<br />

von der <strong>deutsche</strong>n Forschung bislang entscheidende<br />

Impulse <strong>für</strong> eine Globalökonomie ausgingen. Dies<br />

gilt selbst <strong>für</strong> <strong>die</strong> klassischen Themen wie Umwelt<br />

und Freihandel, Erklärung der globalen Entstehung<br />

und Ausbreitung des technischen Fortschritts bzw.<br />

der relativen Konstanz der großräumigen Wohlstandsdisparitäten<br />

oder der divergierenden Wirtschaftsverflechtung<br />

(etwa der Triadenbildung). Auch<br />

bei der Analyse der Kosten des Umweltschutzes bzw.<br />

eines unterlassenen Umweltschutzes blieb <strong>die</strong> <strong>deutsche</strong><br />

Diskussion mehr national als international bezogen.<br />

Wenn es eine spezifische <strong>deutsche</strong> Note gibt,<br />

ist es <strong>die</strong> ordnungspolitische Diskussion <strong>im</strong> Gefolge<br />

der Beiträge von Walter Eucken und Friedrich A.<br />

von Hayek. Sie erfuhr jüngst <strong>im</strong> Zusammenhang mit<br />

der Diskussion um das Nachhaltigkeitspostulat eine<br />

bemerkenswerte Wiederbelebung (Gerken und Renner,<br />

1995; RWI, 1995; IAW, 1995; IÖW, 1995; ZEW<br />

1995) und führte zu interessanten Operationalisierungsversuchen<br />

des Nachhaltigkeitsprinzips, zu einer<br />

neuen Würdigung internationaler Organisationen<br />

sowie zu wichtigen Denkanstößen <strong>für</strong> <strong>die</strong> Frage der<br />

Ökologisierung der Marktwirtschaft. Hinzu traten<br />

vereinzelt spieltheoretische Ansätze zur Erklärung<br />

des Verhaltens global bedeutsamer Akteure. Die<br />

<strong>deutsche</strong> Ressourcenökonomie folgt demgegenüber<br />

75

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!