Welt im Wandel: Herausforderung für die deutsche Wissenschaft ...
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nen interpretieren können. Die hierzu notwendigen<br />
downscaling-Regeln <strong>für</strong> <strong>die</strong> wichtigsten lokalen Wettervariablen<br />
müssen <strong>die</strong> – teilweise in Reaktion auf<br />
Kl<strong>im</strong>aänderungen – durchgeführten Landnutzungsänderungen<br />
berücksichtigen, <strong>die</strong> <strong>für</strong> das regionale<br />
Kl<strong>im</strong>a relevant sind. Dieser engen Problemvernetzung<br />
kann ein interdisziplinäres Institut wie das Potsdam-Institut<br />
<strong>für</strong> Kl<strong>im</strong>afolgenforschung – in Kooperation<br />
mit den z.B. <strong>im</strong> Rahmen der Forschungsprogramme<br />
IGBP-BAHC (Biospheric Aspects of the<br />
Hydrological Cycle) und EFEDA (Echival Field Exper<strong>im</strong>ent<br />
in a Desertification Threatened Area) aktiven<br />
Universitätsinstituten – gerecht werden (I 6 ), indem<br />
<strong>die</strong> meteorologischen Aspekte gleichzeitig mit<br />
den agrarwissenschaftlichen und ökologischen Fragen<br />
behandelt werden. Hierbei wird <strong>die</strong> mathematische<br />
Modellbildung sicherlich eine wesentliche Rolle<br />
spielen (I 4).<br />
Auf <strong>die</strong> Frage, mit welchen Landnutzungsänderungen<br />
in Sahel-disponierten Regionen auf mögliche<br />
Produktionseinbußen reagiert wird, müßte in einem<br />
entsprechenden Forschungsprogramm (I 8 ) unter<br />
Verwendung vorwiegend sozioökonomischer Modellbildungen<br />
eingegangen werden.<br />
Als eine wichtige empirische Grundlage <strong>die</strong>ser<br />
Modellierungen könnten satellitenerfaßte Zeitreihen<br />
von Landnutzungsänderungen <strong>die</strong>nen (I 5 ), wie<br />
sie etwa <strong>im</strong> Humid-Tropical-Forest-Projekt (USA)<br />
<strong>für</strong> tropische Regenwälder erstellt wurden. Derzeit<br />
beginnt <strong>die</strong> Koordination solcher Aktivitäten in<br />
IGBP/IHDP-LUCC (Land-Use and Land-Cover<br />
Change). Hier ergibt sich <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>deutsche</strong> Forschung<br />
<strong>die</strong> Chance, durch entsprechende Beiträge ihre internationale<br />
Orientierung zu verstärken (I 9 ). Eine kompetente<br />
Forschungsevaluation kann darüber hinaus<br />
dazu beitragen, daß <strong>Wissenschaft</strong> über Disziplingrenzen<br />
hinweg betrieben wird (I 12 ). Der Schwerpunkt einer<br />
solchen Evaluation müßte hier auf dem Rückfluß<br />
der (eher zu strukturierenden als zu bewertenden)<br />
Evaluationsergebnisse zu den beteiligten Forschergruppen<br />
liegen und stellt damit neue Anforderungen<br />
an Evaluationsverfahren.<br />
Ein Beispiel <strong>für</strong> bereits vorhandene Expertise zur<br />
hier erläuterten Forschungsfrage ist der Projektbereich<br />
D des SFB 268 „Geographie der westafrikanischen<br />
Savanne“ und der SFB 69 „Geowissenschaftliche<br />
Probleme arider Gebiete“ (R 6). Ein Versuch der<br />
Integration von sozioökonomischen und naturräumlichen<br />
Aspekten <strong>im</strong> Sahel-disponierten Nordosten<br />
von Brasilien wird derzeit in einem bilateralen Projekt<br />
zwischen Deutschland und Brasilien (Water<br />
Availibility, Vulnerability of Ecosystems and Society,<br />
WAVES) durchgeführt (I 1).<br />
Für <strong>die</strong> Planung von weiteren Forschungsvorhaben,<br />
deren Integration über den Bezug auf eine ge-<br />
Fragenkomplex 3: Internationale wirtschaftliche Rahmenbedingungen C 6.3.3<br />
meinsame Region (I 1 ) erreicht werden soll, liefert <strong>die</strong><br />
in Abbildung 11 dargestellte Dispositionskarte erste<br />
Hinweise: insbesondere in Regionen mit mittlerer<br />
und hoher Sahel-Disposition, in denen das Syndrom<br />
noch nicht massiv aufgetreten ist, könnte <strong>die</strong> Erforschung<br />
der engen Wechselwirkung zwischen regionalem<br />
Kl<strong>im</strong>awandel, Ertragsentwicklung und Landnutzungsänderungen<br />
einen wesentlichen Beitrag dazu<br />
leisten, das weitere Ausbreiten des Syndroms zu verhindern.<br />
6.3.3<br />
Fragenkomplex 3: Internationale<br />
wirtschaftliche Rahmenbedingungen<br />
Sowohl nationale als auch internationale ökonomische<br />
Trends bzw. Rahmenbedingungen (z.B. <strong>die</strong><br />
Globalisierung der Märkte, <strong>die</strong> internationale Verschuldung,<br />
das <strong>Welt</strong>handelssystem) können innerhalb<br />
des Sahel-Syndroms eine wesentliche Ursache<br />
der Marginalisierung von Gruppen darstellen. Daher<br />
ist es <strong>für</strong> <strong>die</strong> Vermeidung des syndromspezifischen<br />
Teufelskreises wichtig zu erkennen, welche Rolle<br />
ökonomische Trends und Rahmenbedingungen in<br />
sozialen Marginalisierungsprozessen spielen und<br />
welche Bedingungen zur Vermeidung bzw. Anpassung<br />
an <strong>die</strong> spezifischen Probleme notwendig sind.<br />
Deutschland besitzt aufgrund seiner Rolle in der<br />
<strong>Welt</strong>wirtschaft sowohl eine besondere Verantwortung<br />
(R 4) als auch eine wichtige Position bei der Gestaltung<br />
<strong>die</strong>ses Themas in einem entsprechenden<br />
Forschungsprogramm.<br />
Unangepaßte nationale Wirtschaftspolitik ist <strong>im</strong><br />
Sahel-Syndrom meist dadurch charakterisiert, daß<br />
sie<br />
– entweder zu stark auf <strong>die</strong> ökonomische Existenzsicherung<br />
der städtischen Bevölkerung und zu wenig<br />
an den Problemen der landwirtschaftlichen<br />
Produzenten orientiert ist;<br />
– einseitig auf exportorientierte Monokulturen<br />
setzt und <strong>die</strong> Ernährungssicherung über <strong>die</strong> Entwicklung<br />
einer he<strong>im</strong>ischen Landwirtschaft vernachlässigt;<br />
– aufgrund fehlerhafter Anreizstrukturen bodenschonende<br />
Bewirtschaftungsformen verhindert.<br />
Viele <strong>die</strong>ser Faktoren werden durch <strong>die</strong> internationale<br />
Einbindung verstärkt: durch <strong>die</strong> Blockade<br />
der landwirtschaftlichen Entwicklung durch Importe<br />
aus Ländern mit hochsubventionierter Landwirtschaft,<br />
durch eine Kurzfristorientierung aufgrund hoher<br />
Verschuldung, durch <strong>die</strong> Bindung der Kreditvergabe<br />
an best<strong>im</strong>mte Entwicklungsparadigmen und<br />
entsprechende Entscheidungskriterien internationaler<br />
Institutionen (z. B. Strukturanpassungsprogramme).<br />
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