Welt im Wandel: Herausforderung für die deutsche Wissenschaft ...
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Typische Beispiele sind <strong>die</strong> Zersiedlung von ehemals<br />
naturnahen Gebieten in Spanien (Costa del Sol,<br />
Lanzarote) oder <strong>die</strong> Folgen des Trekkingtourismus in<br />
Nepal.<br />
Symptome: Verlust von Biodiversität,Verstärkung<br />
des Treibhauseffekts durch Flugreisen, mangelnde<br />
Süßwasserversorgung, Bodenerosion, mangelhafte<br />
Entsorgung von Abwasser und Abfall, Zersiedlung,<br />
hoher Ressourcenverbrauch.<br />
Umweltzerstörung durch militärische<br />
Nutzung: Verbrannte-Erde-Syndrom<br />
Die Umweltdegradation durch direkte und indirekte<br />
militärische Einwirkungen zeigt eine eigene<br />
Charakteristik. Einwirkungen durch Manöver, regional<br />
begrenzte militärische Einsätze und militärische<br />
Altlasten sind ein weiteres Problemfeld des Globalen<br />
<strong>Wandel</strong>s. Ein zunehmendes Konfliktpotential auf<br />
regionaler Ebene wie auch wachsende ordnungspolitische<br />
Ansprüche globaler Akteure führen zu weiteren<br />
Brennpunkten, bei denen <strong>die</strong> lokale Umwelt unter<br />
Umständen auf Dauer geschädigt wird. Man kann<br />
hierbei grob folgende „Subsyndrome“ unterscheiden.<br />
Regionale Auseinandersetzungen, <strong>die</strong> sich aus gegebenen<br />
politischen Strukturen ergeben und mit geringer<br />
militärtechnischer Ausstattung geführt werden,<br />
ziehen eine fast schon irreversibel zu nennende<br />
Umweltdegradation nach sich, da hier oft Minen eingesetzt<br />
werden. Diese Waffensysteme, <strong>die</strong> zu einem<br />
sehr geringen Stückpreis erhältlich sind, können <strong>im</strong><br />
nachhinein nur schwierig entschärft werden und bilden<br />
eine bleibende Gefährdung.<br />
Ein weiteres Problemfeld zeigt sich, wenn hochtechnisierte<br />
Streitkräfte in lokale Konflikte eingreifen<br />
oder völkerrechtliche Maßnahmen und Beschlüsse<br />
umsetzen. Die unterlegene, militärtechnisch<br />
schwächer ausgestattete Partei kann zu Zwecken der<br />
Erpressung auf lokale Umweltressourcen zurückgreifen,<br />
wie es z.B. <strong>die</strong> irakische Armee in Kuwait mit<br />
den dortigen Erdölvorkommen demonstrierte.<br />
Denkbar sind aber auch Erpressungsversuche unter<br />
Einbeziehung vorhandener Hochtechnologieprodukte,<br />
wie z.B. (Kern)kraftwerke, Staudämme u.a.,<br />
oder einer angedrohten Verseuchung von Böden und<br />
Gewässern. Das Potential einer solchen „Verbrannten-Erde-Politik“<br />
kann lokal verheerende Folgen <strong>für</strong><br />
Mensch und Natur haben und selbst global schwerwiegende<br />
Auswirkungen zeigen.<br />
Ein drittes Subsyndrom zeigt sich in weiten Teilen<br />
der <strong>Welt</strong> als direkte Konsequenz der Hochrüstung<br />
der ehemaligen Machtblöcke in Ost und West. Wie<br />
ein Flickenteppich liegen <strong>die</strong> militärischen Altlasten<br />
hauptsächlich an den ehemaligen Grenzlinien. Im<br />
Westen wird <strong>die</strong>ses Gefährdungspotential trotz hohen<br />
Kapitaleinsatzes und moderner Technik noch<br />
Syndromgruppe „Entwicklung“ C 2.2.2<br />
auf Jahre <strong>die</strong> lokalen Umweltressourcen (Böden,<br />
Grundwasser) belasten. In den ehemaligen Warschauer-Pakt-Staaten<br />
ist <strong>die</strong>se Gefahr noch weit höher<br />
einzuschätzen, da hier kaum Kapital zur Behebung<br />
<strong>die</strong>ser Altlastenproblematik zur Verfügung<br />
steht und daraus erwachsende Katastrophen weniger<br />
in den Blickpunkt der <strong>Welt</strong>öffentlichkeit treten.<br />
Symptome: Verlust biologischer Vielfalt durch<br />
chemische Kampfstoffe (z.B. Agent Orange), bleibende<br />
Bodendegradation durch Verminung, Kontamination<br />
durch Betriebs- und Sprengstoffe, Gesundheitsgefährdung,<br />
verstärkte Flüchtlingsströme.<br />
2.2.2<br />
Syndromgruppe „Entwicklung“<br />
Umweltschädigung durch zielgerichtete<br />
Naturraumgestaltung <strong>im</strong> Rahmen von<br />
Großprojekten: Aralsee-Syndrom<br />
Das Aralsee-Syndrom beschreibt das Scheitern<br />
großflächiger, umfassender Umgestaltungen von naturnahen<br />
Bereichen. Es sind hier ganze Landschaften<br />
betroffen, in <strong>die</strong> mit hohem Kapitaleinsatz bewußt<br />
und planmäßig eingegriffen wird, oftmals unter<br />
ungenügender Berücksichtigung der lokalen Gegebenheiten.<br />
In der Regel geht es dabei um <strong>die</strong> Erreichung<br />
strategischer Ziele, <strong>die</strong> <strong>im</strong> nationalen, gelegentlich<br />
auch <strong>im</strong> internationalen Rahmen festgelegt<br />
und dann mit Hilfe einer zentralen Planung in Form<br />
von Großprojekten umgesetzt werden. In vielen Fällen<br />
handelt es sich dabei um <strong>die</strong> Errichtung großtechnischer<br />
Anlagen (Staudämme, Bewässerungsprojekte),<br />
bei denen aufgrund von mangelndem Systemverständnis<br />
<strong>die</strong> Auswirkungen nicht genügend bedacht<br />
werden, was zu Umweltdegradationen und oftmals<br />
auch zu erheblichen sozialen Verwerfungen führen<br />
kann. Es gibt aber auch Ausprägungen, bei denen<br />
ohne <strong>die</strong> Errichtung von Großbauwerken eine Landschaft<br />
nach Effizienzgesichtspunkten an <strong>die</strong> mechanisierte<br />
landwirtschaftliche Nutzung angepaßt wird,<br />
z.B. durch großflächige Flurbereinigung. Ihnen gemeinsam<br />
ist <strong>die</strong> Unfähigkeit der Planer, <strong>die</strong> Folgen<br />
von Großprojekten einzuschätzen bzw. sie zu beherrschen.<br />
Am Aralsee ist <strong>die</strong>ses Syndrom in voller Ausprägung<br />
zu beobachten. Dieser See war einmal der viertgrößte<br />
Süßwassersee der Erde. In einer ehemals<br />
fruchtbaren, wald- und artenreichen Region wurden<br />
Fischfang und Landwirtschaft betrieben. Seit 30 Jahren<br />
werden <strong>die</strong> Zuläufe des Aralsees angezapft (nur<br />
noch etwa 10% erreichen den See) und einem gigantischen<br />
Bewässerungssystem <strong>für</strong> <strong>die</strong> Baumwollproduktion<br />
zugeführt. Die Oberfläche des Aralsees<br />
schrumpfte um <strong>die</strong> Hälfte, das Volumen ging um zwei<br />
Drittel zurück. Der ehemalige Seeboden ist nun eine<br />
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