Welt im Wandel: Herausforderung für die deutsche Wissenschaft ...
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aber mit einzelnen Einrichtungen feste Kooperationen<br />
eingehen, so daß effiziente Kommunikationsstrukturen<br />
entstehen und <strong>die</strong> Schwerpunkte eine<br />
Größenordnung erhalten, <strong>die</strong> ihnen in der internationalen<br />
Konkurrenz Bestand verleiht. Institute auf<br />
Zeit in der GW-Forschung sind auf <strong>die</strong> Einbeziehung<br />
relevanter Gebiete der Gesellschaftswissenschaften<br />
angewiesen.<br />
Forschungsnetzwerke (inter-institutional research)<br />
sind längerfristige „Zweckbündnisse“ zwischen unabhängigen<br />
wissenschaftlichen Einrichtungen zur<br />
gemeinsamen Bearbeitung komplexer, in der Regel<br />
interdisziplinärer Fragestellungen und zur Weiterentwicklung<br />
methodischer Grundlagen. Die „Verdrahtung“<br />
der Partnerinstitute erfolgt über Steuerungsgremien,<br />
gemeinsame Berufungen und kollektiv<br />
genutzte Infrastrukturen. Im Rahmen der Netzwerkaktivitäten<br />
können Mitarbeiter einer Einrichtung<br />
der wissenschaftlichen Leitung einer anderen<br />
Einrichtung unterstellt werden, um eine effektivere<br />
Kooperation zu erreichen. Eine weitere organisatorische<br />
Möglichkeit ist <strong>die</strong> Ausweisung von gemeinsamen<br />
Dauerprojektstellen aus einem Netzwerkfonds.<br />
Dadurch könnte u.a. <strong>die</strong> gegenwärtig unsichere Situation<br />
des wissenschaftlichen Mittelbaus verbessert<br />
werden.<br />
Als Beispiel <strong>für</strong> ein solches Forschungsnetzwerk<br />
sei der geplante Verbund „<strong>Wissenschaft</strong>liches Rechnen“<br />
genannt, der von mehreren Forschungsinstituten<br />
gemeinsam getragen werden soll. Inhaltliches<br />
Ziel <strong>die</strong>ses Verbunds ist <strong>die</strong> Anwendung, Pflege und<br />
Verbesserung fortgeschrittener Methoden des scientific<br />
computing <strong>im</strong> Zusammenhang mit der S<strong>im</strong>ulation<br />
globaler Umweltsysteme. Besondere Vorteile erwarten<br />
sich <strong>die</strong> Partner über<strong>die</strong>s von der bedarfsgerechten<br />
Kopplung ihrer informationstechnischen<br />
Ressourcen (Hoch- und Höchstleistungsrechner, Datenbanken<br />
und -kommunikationssysteme, Software-<br />
Pools etc.).<br />
Das Instrument „Forschungsnetzwerke“ eignet<br />
sich besonders <strong>für</strong> <strong>die</strong> integrierte Bearbeitung von<br />
umweltwissenschaftlichen Themen. Konkret sollte<br />
<strong>die</strong>se Möglichkeit zur Bündelung „verteilter Kapazitäten“<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> Untersuchung der vom Beirat als besonders<br />
relevant eingestuften Syndrome Hoher<br />
Schornstein, Sahel und Suburbia (siehe Kap. C 5) genutzt<br />
werden.<br />
Im Problemkreis der Gefährdung tropischer Küsten,<br />
wo mehrere Syndrome des Globalen <strong>Wandel</strong>s<br />
zusammentreffen, bietet sich ein weiteres Arbeitsfeld<br />
<strong>für</strong> ein Forschungsnetzwerk an. Diese Aktivität<br />
könnte durch ein Schwerpunktprogramm der DFG<br />
angegangen werden, das komplementär zum Bund-<br />
Länder-Programm „Kl<strong>im</strong>aänderung und Küste“, das<br />
auf Nord- und Ostsee ausgerichtet ist, ausgewählte<br />
tropische und subtropische Küstenzonen unter na-<br />
Verzahnung von Forschung und Anwendung C 8.4<br />
tur- und sozialwissenschaftlichen Gesichtspunkten<br />
untersuchen sollte. Eine Verbindung zu der Global<br />
Environmental Facility (GEF) empfiehlt sich dabei<br />
aus praktischen und finanziellen Gründen.<br />
ausbildung und Lehre<br />
Der <strong>Wissenschaft</strong>srat hat in seinem Gutachten zur<br />
Umweltforschung (1994) darauf hingewiesen, daß<br />
nicht nur <strong>die</strong> Forschung, sondern auch <strong>die</strong> universitäre<br />
Ausbildung zu den Prozessen des Globalen <strong>Wandel</strong>s<br />
und den Interdependenzen zwischen Mensch<br />
und Umwelt disziplinübergreifend organisiert sein<br />
muß. Der Beirat schließt sich den Vorschlägen des<br />
<strong>Wissenschaft</strong>srats nachdrücklich an: Angesichts einer<br />
zunehmenden Spezialisierung einzelner, GW-bezogener<br />
Fachrichtungen an den <strong>deutsche</strong>n Hochschulen<br />
ist es dringend erforderlich, den Aspekt der<br />
Vernetzung bzw. Interdisziplinarität auch bei der Organisation<br />
der Lehre zu berücksichtigen. Hierzu ist<br />
es notwendig, entsprechende Stu<strong>die</strong>nangebote zu<br />
etablieren bzw. zu unterstützen und darin das synthetische<br />
und interdisziplinäre Denken von Studenten<br />
und jungen <strong>Wissenschaft</strong>lern gezielt zu fördern.<br />
Aus <strong>die</strong>sem Grund plä<strong>die</strong>rt der Beirat vor allem<br />
<strong>für</strong> den Aus- und Aufbau von Graduiertenkollegs,<br />
aber auch von Ringvorlesungen bzw. Studium-Generale-Veranstaltungen<br />
zur Thematik des Globalen<br />
<strong>Wandel</strong>s. Insbesondere <strong>die</strong> entsprechenden Sonderforschungsbereiche<br />
sollten solche neuen Formen des<br />
Stu<strong>die</strong>rens bzw. Lehrens unterstützen.<br />
Auch <strong>für</strong> den Bereich der universitären Ausbildung<br />
gilt das, was bereits <strong>für</strong> <strong>die</strong> Forschung gesagt<br />
wurde: Die Bearbeitung der komplexen Prozesse des<br />
Globalen <strong>Wandel</strong>s bedarf eines ausreichenden fachwissenschaftlichen<br />
Fundaments. So wie <strong>die</strong> Umweltprobleme<br />
fachspezifisch in den verschiedenen relevanten<br />
Stu<strong>die</strong>ngängen der Natur- und Sozialwissenschaften<br />
behandelt werden sollen, muß auch <strong>die</strong> Problematik<br />
des Globalen <strong>Wandel</strong>s in zahlreichen Lehrveranstaltungen<br />
angesprochen und <strong>im</strong> Aufbau- und<br />
Ergänzungsstudium vertieft behandelt werden.<br />
8.4<br />
Verzahnung von Forschung und Anwendung<br />
Selbst eine <strong>im</strong> besten Sinne interdisziplinäre Forschungspraxis<br />
trägt zu einer Lösung von GW-Problemen<br />
noch wenig bei, wenn es nicht zu einer adäquaten<br />
Umsetzung der erzielten Forschungsergebnisse<br />
in politisch-praktisches Handeln kommt. Hierzu ist<br />
es erforderlich, neben dem Bereich der Wissenserzeugung<br />
auch den Bereich der potentiellen Wissensanwendung<br />
– vor allem in Politik, Verwaltung, Wirtschaft<br />
sowie Bildung und Ausbildung – zu betrachten,<br />
also <strong>die</strong> Schnittstelle zwischen Forschung und<br />
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