10.09.2012 Aufrufe

Welt im Wandel: Herausforderung für die deutsche Wissenschaft ...

Welt im Wandel: Herausforderung für die deutsche Wissenschaft ...

Welt im Wandel: Herausforderung für die deutsche Wissenschaft ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

aber mit einzelnen Einrichtungen feste Kooperationen<br />

eingehen, so daß effiziente Kommunikationsstrukturen<br />

entstehen und <strong>die</strong> Schwerpunkte eine<br />

Größenordnung erhalten, <strong>die</strong> ihnen in der internationalen<br />

Konkurrenz Bestand verleiht. Institute auf<br />

Zeit in der GW-Forschung sind auf <strong>die</strong> Einbeziehung<br />

relevanter Gebiete der Gesellschaftswissenschaften<br />

angewiesen.<br />

Forschungsnetzwerke (inter-institutional research)<br />

sind längerfristige „Zweckbündnisse“ zwischen unabhängigen<br />

wissenschaftlichen Einrichtungen zur<br />

gemeinsamen Bearbeitung komplexer, in der Regel<br />

interdisziplinärer Fragestellungen und zur Weiterentwicklung<br />

methodischer Grundlagen. Die „Verdrahtung“<br />

der Partnerinstitute erfolgt über Steuerungsgremien,<br />

gemeinsame Berufungen und kollektiv<br />

genutzte Infrastrukturen. Im Rahmen der Netzwerkaktivitäten<br />

können Mitarbeiter einer Einrichtung<br />

der wissenschaftlichen Leitung einer anderen<br />

Einrichtung unterstellt werden, um eine effektivere<br />

Kooperation zu erreichen. Eine weitere organisatorische<br />

Möglichkeit ist <strong>die</strong> Ausweisung von gemeinsamen<br />

Dauerprojektstellen aus einem Netzwerkfonds.<br />

Dadurch könnte u.a. <strong>die</strong> gegenwärtig unsichere Situation<br />

des wissenschaftlichen Mittelbaus verbessert<br />

werden.<br />

Als Beispiel <strong>für</strong> ein solches Forschungsnetzwerk<br />

sei der geplante Verbund „<strong>Wissenschaft</strong>liches Rechnen“<br />

genannt, der von mehreren Forschungsinstituten<br />

gemeinsam getragen werden soll. Inhaltliches<br />

Ziel <strong>die</strong>ses Verbunds ist <strong>die</strong> Anwendung, Pflege und<br />

Verbesserung fortgeschrittener Methoden des scientific<br />

computing <strong>im</strong> Zusammenhang mit der S<strong>im</strong>ulation<br />

globaler Umweltsysteme. Besondere Vorteile erwarten<br />

sich <strong>die</strong> Partner über<strong>die</strong>s von der bedarfsgerechten<br />

Kopplung ihrer informationstechnischen<br />

Ressourcen (Hoch- und Höchstleistungsrechner, Datenbanken<br />

und -kommunikationssysteme, Software-<br />

Pools etc.).<br />

Das Instrument „Forschungsnetzwerke“ eignet<br />

sich besonders <strong>für</strong> <strong>die</strong> integrierte Bearbeitung von<br />

umweltwissenschaftlichen Themen. Konkret sollte<br />

<strong>die</strong>se Möglichkeit zur Bündelung „verteilter Kapazitäten“<br />

<strong>für</strong> <strong>die</strong> Untersuchung der vom Beirat als besonders<br />

relevant eingestuften Syndrome Hoher<br />

Schornstein, Sahel und Suburbia (siehe Kap. C 5) genutzt<br />

werden.<br />

Im Problemkreis der Gefährdung tropischer Küsten,<br />

wo mehrere Syndrome des Globalen <strong>Wandel</strong>s<br />

zusammentreffen, bietet sich ein weiteres Arbeitsfeld<br />

<strong>für</strong> ein Forschungsnetzwerk an. Diese Aktivität<br />

könnte durch ein Schwerpunktprogramm der DFG<br />

angegangen werden, das komplementär zum Bund-<br />

Länder-Programm „Kl<strong>im</strong>aänderung und Küste“, das<br />

auf Nord- und Ostsee ausgerichtet ist, ausgewählte<br />

tropische und subtropische Küstenzonen unter na-<br />

Verzahnung von Forschung und Anwendung C 8.4<br />

tur- und sozialwissenschaftlichen Gesichtspunkten<br />

untersuchen sollte. Eine Verbindung zu der Global<br />

Environmental Facility (GEF) empfiehlt sich dabei<br />

aus praktischen und finanziellen Gründen.<br />

ausbildung und Lehre<br />

Der <strong>Wissenschaft</strong>srat hat in seinem Gutachten zur<br />

Umweltforschung (1994) darauf hingewiesen, daß<br />

nicht nur <strong>die</strong> Forschung, sondern auch <strong>die</strong> universitäre<br />

Ausbildung zu den Prozessen des Globalen <strong>Wandel</strong>s<br />

und den Interdependenzen zwischen Mensch<br />

und Umwelt disziplinübergreifend organisiert sein<br />

muß. Der Beirat schließt sich den Vorschlägen des<br />

<strong>Wissenschaft</strong>srats nachdrücklich an: Angesichts einer<br />

zunehmenden Spezialisierung einzelner, GW-bezogener<br />

Fachrichtungen an den <strong>deutsche</strong>n Hochschulen<br />

ist es dringend erforderlich, den Aspekt der<br />

Vernetzung bzw. Interdisziplinarität auch bei der Organisation<br />

der Lehre zu berücksichtigen. Hierzu ist<br />

es notwendig, entsprechende Stu<strong>die</strong>nangebote zu<br />

etablieren bzw. zu unterstützen und darin das synthetische<br />

und interdisziplinäre Denken von Studenten<br />

und jungen <strong>Wissenschaft</strong>lern gezielt zu fördern.<br />

Aus <strong>die</strong>sem Grund plä<strong>die</strong>rt der Beirat vor allem<br />

<strong>für</strong> den Aus- und Aufbau von Graduiertenkollegs,<br />

aber auch von Ringvorlesungen bzw. Studium-Generale-Veranstaltungen<br />

zur Thematik des Globalen<br />

<strong>Wandel</strong>s. Insbesondere <strong>die</strong> entsprechenden Sonderforschungsbereiche<br />

sollten solche neuen Formen des<br />

Stu<strong>die</strong>rens bzw. Lehrens unterstützen.<br />

Auch <strong>für</strong> den Bereich der universitären Ausbildung<br />

gilt das, was bereits <strong>für</strong> <strong>die</strong> Forschung gesagt<br />

wurde: Die Bearbeitung der komplexen Prozesse des<br />

Globalen <strong>Wandel</strong>s bedarf eines ausreichenden fachwissenschaftlichen<br />

Fundaments. So wie <strong>die</strong> Umweltprobleme<br />

fachspezifisch in den verschiedenen relevanten<br />

Stu<strong>die</strong>ngängen der Natur- und Sozialwissenschaften<br />

behandelt werden sollen, muß auch <strong>die</strong> Problematik<br />

des Globalen <strong>Wandel</strong>s in zahlreichen Lehrveranstaltungen<br />

angesprochen und <strong>im</strong> Aufbau- und<br />

Ergänzungsstudium vertieft behandelt werden.<br />

8.4<br />

Verzahnung von Forschung und Anwendung<br />

Selbst eine <strong>im</strong> besten Sinne interdisziplinäre Forschungspraxis<br />

trägt zu einer Lösung von GW-Problemen<br />

noch wenig bei, wenn es nicht zu einer adäquaten<br />

Umsetzung der erzielten Forschungsergebnisse<br />

in politisch-praktisches Handeln kommt. Hierzu ist<br />

es erforderlich, neben dem Bereich der Wissenserzeugung<br />

auch den Bereich der potentiellen Wissensanwendung<br />

– vor allem in Politik, Verwaltung, Wirtschaft<br />

sowie Bildung und Ausbildung – zu betrachten,<br />

also <strong>die</strong> Schnittstelle zwischen Forschung und<br />

161

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!