Welt im Wandel: Herausforderung für die deutsche Wissenschaft ...
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oder <strong>die</strong> landwirtschaftlichen Forschungsanstalten,<br />
<strong>im</strong> Förderbereich „Umweltforschung, Kl<strong>im</strong>aforschung“<br />
z.B. <strong>die</strong> TERN-Zentren, <strong>im</strong> Förderbereich<br />
„Meeresforschung und Meerestechnik, Polarforschung“<br />
z.B. das AWI, <strong>im</strong> Förderbereich „Energieforschung<br />
und Energietechnologie“ das Förderkonzept<br />
„Nachwachsende Rohstoffe“ angesiedelt; weitere<br />
biodiversitätsrelevante Fördermaßnahmen finden<br />
sich in den anderen Bereichen). In ein solches Förderprogramm<br />
„Biodiversität“ sollte auch <strong>die</strong> Wirtschaft<br />
eingebunden sein.<br />
Analog zum bereits existierenden Förderschwerpunkt<br />
„Tropenökologie“ könnte durch <strong>die</strong> Einrichtung<br />
weiterer DFG-Förderschwerpunkte zur Biodiversitätsforschung<br />
(der <strong>Wissenschaft</strong>srat hat <strong>die</strong> Einrichtung<br />
von Förderschwerpunkten <strong>für</strong> Angewandte<br />
Ökologie und Naturschutz empfohlen) der Bedeutung<br />
<strong>die</strong>ser Forschung Rechnung getragen und <strong>die</strong><br />
Lücke zwischen Grundlagenforschung und praxisbezogener<br />
Datenermittlung geschlossen werden, ebenso<br />
wie jene zwischen Biowissenschaften auf der einen<br />
und Rechts-,Wirtschafts- und Sozialwissenschaften<br />
auf der anderen Seite. Die vom BMBF <strong>im</strong> Bereich<br />
der Wasserforschung unternommenen Anstrengungen,<br />
<strong>die</strong> grundlagenorientierten Forschergruppen<br />
der Universitäten und <strong>die</strong> anwendungsorientierten<br />
Arbeitsgruppen der Landesämter zusammenzuführen,<br />
wären <strong>für</strong> <strong>die</strong> Biodiversitätsforschung<br />
unter Umständen nachahmenswerte Vorbilder.<br />
Des weiteren erscheint aber auch <strong>die</strong> Etablierung<br />
von eigenen, vertiefenden Biodiversitäts-Stu<strong>die</strong>ngängen<br />
plausibel: Sie entsprächen der angeregten Integration<br />
von Naturschutzforschung (mit biotechnologischen<br />
Inhalten) in eine fun<strong>die</strong>rte biowissenschaftliche<br />
Grundausbildung. Zugleich würde der grundsätzlichen<br />
Bedeutung ganzheitlicher Biologie durch<br />
<strong>die</strong> Verknüpfung mit modernen molekularbiologischen<br />
Methoden neuer Anreiz verliehen. Eigenständige<br />
oder vertiefende Stu<strong>die</strong>ngänge würden vor allem<br />
der Bedeutung der Biodiversitätswissenschaft<br />
auch auf der Ausbildungsseite Rechnung tragen.<br />
Für <strong>die</strong> europäische Ebene wurden Initiativen zur<br />
Biodiversitätsforschung bereits angeregt (Heywood,<br />
1993); <strong>die</strong>se Initiativen sollten in Deutschland aufgegriffen,<br />
programmatisch entwickelt und <strong>im</strong> Europäischen<br />
Ministerrat eingebracht werden. Dabei ist<br />
nicht nur an eine eigenständige Biodiversitätsforschungsförderung<br />
innerhalb der EU zu denken, sondern<br />
auch an <strong>die</strong> Integration von Biodiversität in<br />
Förderkonzepte <strong>für</strong> mittel- und osteuropäische Länder<br />
(TEMPUS, PHARE, etc.). EU-übergreifend<br />
böte das EUREKA-Programm einen guten Rahmen<br />
<strong>für</strong> internationale und interdisziplinäre technologieorientierte<br />
Biodiversitätsforschung.<br />
Bevölkerungs-, Migrations- und Urbanisierungsforschung B 3.5<br />
Da Biodiversitätsforschung in vielen Themenbereichen<br />
einer internationalen Konzeption und Kooperation<br />
bedarf, ist ein Hauptaugenmerk bei der<br />
künftigen Strategie <strong>deutsche</strong>r Biodiversitätsforschung<br />
auf ihre internationale Präsenz zu richten.<br />
Deutsche Forscher sollten sich an den internationalen<br />
Biodiversitätsinitiativen wie Diversitas, BioNET<br />
International oder Systematics Agenda 2000 stärker<br />
beteiligen und neue Initiativen <strong>für</strong> internationale<br />
Gemeinschaftsvorhaben einbringen.<br />
3.5<br />
Bevölkerungs-, Migrations- und<br />
Urbanisierungsforschung<br />
3.5.1<br />
Relevanz von Bevölkerungszahl, Migration und<br />
Urbanisierung <strong>für</strong> den Globalen <strong>Wandel</strong><br />
Der Beirat hat wiederholt darauf hingewiesen<br />
(WBGU, 1993, 1994 und 1996), daß <strong>die</strong> Fragen von<br />
Bevölkerungsentwicklung und -verteilung <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />
Analyse und Bewältigung globaler Umweltprobleme<br />
von zentraler Bedeutung sind. In zahlreichen Staaten<br />
ist hohes Bevölkerungswachstum Ursache und Folge<br />
von Armut und Umweltzerstörung. Weitere Gründe<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> hohe Geburtenzahl sind u.a. <strong>die</strong> nach wie vor<br />
in vielen Gesellschaftsbereichen bestehende Benachteiligung<br />
der Frauen, der oftmals ungenügende<br />
Zugang zu medizinischer Grundversorgung sowie<br />
fehlende Bildung. Bevölkerungswachstum und zunehmende<br />
Armut bewirken eine Umwandlung naturnaher<br />
und häufig marginaler Standorte in landwirtschaftliche<br />
Produktionsfläche. Verstärkt wird<br />
<strong>die</strong>ser Trend in den ländlichen Gebieten durch sinkende<br />
Faktorproduktivität und nachlassende Bodenfruchtbarkeit<br />
infolge unsachgemäßer Bewirtschaftung.<br />
Die Migration in <strong>die</strong> Regenwälder Brasiliens<br />
oder Indonesiens, in <strong>die</strong> Übergangszone zur südlichen<br />
Sahara, in <strong>die</strong> Bergflanken der Anden oder <strong>im</strong><br />
H<strong>im</strong>alaya führt dabei zu Umweltschäden, <strong>die</strong> nicht<br />
nur lokale Ökosysteme zerstören, sondern regionale<br />
und globale Auswirkungen zur Folge haben.<br />
Darüber hinaus wurde <strong>die</strong> Zerstörung der natürlichen<br />
Umwelt – neben Bürgerkriegen und Katastrophenereignissen<br />
– zum wichtigsten Auslöser massiver<br />
Land-Stadt-Wanderungen in den Entwicklungsländern<br />
(UNDP, 1992; Hauser, 1990 und 1991). Davon<br />
besonders betroffen sind Afrika, In<strong>die</strong>n, Südostasien<br />
und Brasilien. Gegen Ende <strong>die</strong>ses Jahrhunderts<br />
wird <strong>die</strong> Hälfte, <strong>im</strong> Jahr 2025 schon zwei Drittel der<br />
<strong>Welt</strong>bevölkerung in Städten leben. Unzureichende<br />
Wohnverhältnisse und zunehmende Obdachlosigkeit<br />
sind alarmierende Kennzeichen <strong>für</strong> <strong>die</strong> Probleme in<br />
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