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Welt im Wandel: Herausforderung für die deutsche Wissenschaft ...

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130 C 2 Horizontale Integration: Das Syndromkonzept<br />

sind eine Hauptursache <strong>für</strong> <strong>die</strong> Neuartigen Waldschäden<br />

in Mitteleuropa.<br />

Symptome: Verlust biologischer Vielfalt, Eutrophierung<br />

von Ökosystemen, Ausdünnung der stratosphärischen<br />

Ozonschicht, verstärkte Einstrahlung<br />

von UV-B am Boden, Verstärkung des Treibhauseffekts,<br />

regionaler und globaler Kl<strong>im</strong>awandel, Meeresspiegelanstieg,<br />

Saurer Regen, Kontamination von<br />

Böden und Grundwasser mit Folgen <strong>für</strong> <strong>die</strong> Trinkwasserressourcen.<br />

Umweltverbrauch durch geregelte und<br />

ungeregelte Deponierung<br />

zivilisatorischer Abfälle: Müllkippen-<br />

Syndrom<br />

Das Müllkippen-Syndrom beschreibt den weltweit<br />

zunehmenden Bedarf an kontrollierter Entsorgung<br />

von Rest- und Abfallstoffen. Im Gegensatz zum<br />

Hoher-Schornstein-Syndrom, wo eine Min<strong>im</strong>ierung<br />

der Umweltbelastung durch „Verdünnung“ in Luft<br />

oder Wasser erreicht werden soll, stehen hier eine<br />

„Lokalisierung“, Verdichtung und Anreicherung <strong>im</strong><br />

Vordergrund. Die Abfallstoffe werden konzentriert<br />

in möglichst kleinräumigen Anlagen zusammengefaßt<br />

und so gut wie möglich von der Umwelt abgeschlossen.<br />

Während 1970 allein in den alten Bundesländern<br />

noch über 50.000 Müllkippen benutzt wurden,<br />

sollen in Zukunft in der Bundesrepublik nur<br />

noch etwa 350-450 zentrale Großdeponien betrieben<br />

werden. Durch <strong>die</strong>se Zusammenführung lassen sich<br />

aufwendige Systeme realisieren (z.B. Deponieabdichtungen,<br />

unterirdische Ableitungssysteme, Absaugeinrichtungen<br />

<strong>für</strong> Deponiegas, intelligente<br />

Überwachungssysteme).<br />

Letztlich weiß jedoch niemand, wie lange solche<br />

Systeme bei nicht gebundenen Schadstoffen aufrechterhalten<br />

werden können; <strong>die</strong> Haltbarkeit der Dichtungen<br />

und entstehende Zersetzungprozesse sind bekannte<br />

Unsicherheitsfaktoren. So entstehen zum<br />

Beispiel in der Nähe der afrikanischen Ballungszentren<br />

riesige Abfalldeponien, <strong>die</strong> als „tickende Zeitbomben“<br />

beschrieben werden können. In Südostasien<br />

– in der Nähe von Manila – hat eine riesige<br />

Müllhalde als „Smokey Mountain“ traurige Berühmtheit<br />

erlangt. Heute findet man in der Nähe der<br />

großen Besiedlungsgebiete aller Kontinente <strong>die</strong>ses<br />

Syndrom. Die Kontamination von Grund- und Trinkwasser,<br />

Boden und Luft sind je nach lokalen Umweltstandards<br />

eine Folge, zudem bindet <strong>die</strong> Deponierung<br />

auch über lange Zeiträume finanzielle und personelle<br />

Mittel, da notwendige Sanierungen nur eine<br />

Frage der Zeit sind. Die Deponierung von radioaktivem<br />

Sondermüll hat bezüglich des Zeithorizonts<br />

eine Sonderstellung: <strong>die</strong> Lagerstätten müssen über<br />

mehrere Jahrtausende hinweg von der Umwelt vollständig<br />

abgeschlossen bleiben, was eine bislang un-<br />

gelöste technische, vor allem aber gesellschaftliche<br />

<strong>Herausforderung</strong> darstellt.<br />

Symptome: Kontamination von Böden und<br />

Grundwasser mit schädlichen Folgen <strong>für</strong> <strong>die</strong> Trinkwasserressourcen,<br />

Gesundheitsgefährdung.<br />

Lokale Kontamination von<br />

Umweltschutzgütern an vorwiegend<br />

industriellen Produktionsstandorten:<br />

Altlasten-Syndrom<br />

Das Altlasten-Syndrom kennzeichnet Standorte<br />

und Regionen mit akkumulierten Einträgen von<br />

Schadstoffen in Böden oder in den Untergrund, <strong>die</strong><br />

<strong>die</strong> menschliche Gesundheit und <strong>die</strong> Umwelt gefährden.<br />

Altlasten finden sich an Standorten und in Regionen<br />

mit ehemaligen industriellen, gewerblichen oder<br />

militärischen Aktivitäten. Sie treten aber auch auf<br />

verlassenen und stillgelegten Ablagerungsplätzen<br />

mit Siedlungs- und Gewerbeabfällen sowie mit umweltgefährdenden<br />

Produktionsrückständen auf.<br />

An den durch Schadstoffakkumulationen betroffenen<br />

Standorten können sich ökologische, ökonomische<br />

und soziale Folgen überlappen.Vor allem findet<br />

sich <strong>die</strong>ses Syndrom in Ballungsräumen, in denen<br />

großindustrielle Anlagen, z.B. der Schwerindustrie,<br />

der Chemieindustrie, des Bergbaus betrieben und <strong>die</strong><br />

Entsorgung sowie <strong>die</strong> Umweltbelange bei der Produktion<br />

aus unterschiedlichen Gründen nicht ausreichend<br />

beachtet wurden.<br />

Ein Beispiel <strong>für</strong> <strong>die</strong>ses Syndrom ist der Ballungsraum<br />

um Bitterfeld (Sachsen-Anhalt). <strong>Welt</strong>weit sind<br />

zahlreiche weitere Brennpunkte <strong>die</strong>ses Syndroms zu<br />

nennen, z.B. Cubatao (Brasilien), Donez-Becken<br />

(Ukraine), Kattowitz (Polen), Wallonien (Belgien),<br />

Manchester-Liverpool-Birmingham (Großbritannien),<br />

Pittsburgh (USA).<br />

Symptome: Verlust von Biodiversität, Schadstoffeintrag<br />

in Böden, Wasser und Luft, Bodendegradation,<br />

Gesundheitsgefährdung.<br />

2.3<br />

Zuordnung von Kernproblemen des Globalen<br />

<strong>Wandel</strong>s zu Syndromen<br />

Eine Organisationsstruktur <strong>für</strong> Forschung, <strong>die</strong><br />

sich an den Syndromen des Globalen <strong>Wandel</strong>s orientiert,<br />

hat den Vorteil, daß sie nicht ausschließlich auf<br />

<strong>die</strong> verschiedenen Problembereiche in den einzelnen<br />

Umweltme<strong>die</strong>n fokussiert, sondern Problembereich,<br />

Ursache und Wirkungsmechanismen gleichermaßen<br />

strukturiert.<br />

Jedes Syndrom <strong>die</strong>nt hier als Forschungsschwerpunkt,<br />

um den sich disziplinär orientierte Forschungsfragen<br />

gruppieren. Darüber hinaus werden

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