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Welt im Wandel: Herausforderung für die deutsche Wissenschaft ...

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8.3<br />

Organisatorische Schlußfolgerungen<br />

Für <strong>die</strong> identifizierten Forschungsfelder zum Globalen<br />

<strong>Wandel</strong> sind geeignete organisatorische Rahmenbedingungen<br />

zu schaffen. Dazu müssen bereits<br />

bestehende Grundsätze und Instrumente der Forschungsorganisation<br />

überprüft und verbessert werden.<br />

Wo es <strong>die</strong> notwendige Problemlösungsorientierung<br />

der GW-Forschung erfordert, sind neue Instrumente<br />

zu erproben und zu etablieren.<br />

Grundsätzlich bietet <strong>die</strong> <strong>deutsche</strong> Forschungslandschaft<br />

gute Voraussetzungen <strong>für</strong> synthetische<br />

wie analytische GW-Forschung, mit der Typenvielfalt<br />

der Institute (Max-Planck-, Blaue Liste-, Fraunhoferund<br />

Universitäts-Institute, Großforschungseinrichtungen<br />

und Forschungsanstalten der Bundes- und<br />

Landesressorts), ihren unterschiedlichen, aber einander<br />

überlappenden Aufgabenspektren und ihrer<br />

meist guten personellen und instrumentellen Ausstattung.<br />

In einzelnen Bereichen der Kl<strong>im</strong>a-, Atmosphären-,<br />

Meeres- und Polarforschung ist Deutschland<br />

in der <strong>Welt</strong> führend. Sorge bereitet neuerdings<br />

jedoch <strong>die</strong> Tendenz zur unselektiven Einsparung von<br />

Stellen, <strong>die</strong> den Instituten den Spielraum zum flexiblen<br />

Aufgreifen von neuen Forschungslinien und von<br />

Kooperationsangeboten n<strong>im</strong>mt.<br />

Großer Nachholbedarf besteht <strong>für</strong> <strong>die</strong> nicht-naturwissenschaftlichen<br />

Untersuchungen zu den<br />

Mensch-Umwelt-Beziehungen, da <strong>die</strong> Sozial- und<br />

Verhaltenswissenschaften <strong>die</strong> Umweltrelevanz individuellen<br />

und gesellschaftlichen Handelns nur zögerlich<br />

aufgegriffen haben. Darüber hinaus kommt es jedoch<br />

in Zukunft ganz besonders auf eine Kooperation<br />

von natur- und kulturwissenschaftlicher Forschung<br />

bzw. auf transdisziplinäre Forschung an, wie<br />

in <strong>die</strong>sem Gutachten ausführlich begründet wird.<br />

Die Förderung der GW-Forschung muß einerseits<br />

verläßliche Planung über mehrere Jahre <strong>im</strong> Rahmen<br />

nationaler und internationaler Vorhaben, andererseits<br />

Flexibilität <strong>für</strong> den Wechsel in Schwerpunktsetzung<br />

und Methodik sicherstellen. Bei der Bemessung<br />

der Förderzeiträume müssen <strong>die</strong> unterschiedlichen<br />

Zeitskalen der Forschungsaufgaben zum Globalen<br />

<strong>Wandel</strong> beachtet werden (z.B. ökologische Langzeitforschung,<br />

sozialwissenschaftliche Längsschnittstu<strong>die</strong>n).<br />

Für einen Großteil der GW-Forschung sind zudem<br />

ein kontinuierliches Umweltmonitoring, aber<br />

auch ein gesellschaftliches Monitoring wichtige Voraussetzungen.<br />

Den an Fragen des Globalen <strong>Wandel</strong>s<br />

interessierten <strong>Wissenschaft</strong>lern müssen Anreize zur<br />

gemeinsamen Beantragung von Forschungsmitteln<br />

<strong>im</strong> Rahmen von Schwerpunktprogrammen, Sonderforschungsbereichen<br />

und Verbundprojekten geboten<br />

werden.<br />

Organisatorische Schlußfolgerungen C 8.3<br />

8.3.1<br />

Vorhandene Instrumente besser nutzen<br />

Die DFG und das BMBF haben in den vergangenen<br />

Jahrzehnten eine Reihe von Förderinstrumenten<br />

entwickelt, <strong>die</strong> den Bedürfnissen der GW-Forschung<br />

entsprechen und in Zukunft verstärkt von <strong>die</strong>ser genutzt<br />

werden sollten. Besonders bedeutsam ist dabei<br />

<strong>die</strong> Förderung von Projekten, <strong>die</strong> von <strong>Wissenschaft</strong>lern<br />

aus verschiedenen Disziplinen bzw. „Sphären“<br />

gemeinsam beantragt werden, etwa <strong>im</strong> Rahmen von<br />

Schwerpunktprogrammen und Sonderforschungsbereichen<br />

der DFG oder Verbundprojekten des BMBF.<br />

Eine Übersicht über <strong>die</strong> Schwerpunktprogramme<br />

und Sonderforschungsbereiche der DFG <strong>im</strong> Bereich<br />

der Umweltforschung findet sich in der Stellungnahme<br />

des <strong>Wissenschaft</strong>srats zur Umweltforschung in<br />

Deutschland (1994); <strong>die</strong> meisten von ihnen haben einen<br />

Bezug zum Globalen <strong>Wandel</strong>.<br />

Sonderforschungsbereiche<br />

Die Sonderforschungsbereiche der DFG ermöglichen<br />

<strong>die</strong> Behandlung eines best<strong>im</strong>mten Themas (z.B.<br />

<strong>im</strong> Rahmen eines Syndroms) durch eine Mehrzahl<br />

von Forschern und Forschergruppen verschiedener<br />

fachlicher Ausrichtung. Da sich Themen des Globalen<br />

<strong>Wandel</strong>s in besonderer Weise <strong>für</strong> Brückenschläge<br />

zwischen Natur- und Anthroposphäre eignen, sollten<br />

dazu verstärkt „grenzüberschreitende“ Sonderforschungsbereiche<br />

eingerichtet werden. Als Beispiel<br />

sei das Thema „Entkopplung von Stoffströmen<br />

durch Bodennutzung – Ursache <strong>für</strong> Bodendegradationen<br />

und Belastung von Nachbarsystemen“ genannt.<br />

Dabei handelt es sich um einen Ursache-Wirkungskomplex,<br />

der in mehreren Syndromen auftritt<br />

und der lokal, regional und global wirksam wird. In<br />

<strong>die</strong>sem Rahmen müssen <strong>die</strong> naturwissenschaftlichen<br />

Grundlagen der Entkopplung und der Folgen in genutzten<br />

Ökosystemen stu<strong>die</strong>rt sowie <strong>die</strong> Wirkung<br />

von exportierten Stoffen auf Nachbarsysteme untersucht<br />

werden. Da zwischen den Quellen und den<br />

Senken sehr große räumliche Entfernungen liegen<br />

können (z.B. Gemüse aus Holland nach Berlin, Soja<br />

aus Brasilien in den Raum Vechta oder Blumen aus<br />

Südamerika nach Deutschland), ist es erforderlich,<br />

auch <strong>die</strong> sozioökonomischen Hintergründe <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />

Entkopplung in <strong>die</strong> Betrachtung einzubeziehen.<br />

Die bisherigen grundsätzlichen Beschränkungen<br />

der Sonderforschungsbereiche auf jeweils einzelne<br />

bzw. eng benachbarte Hochschulstandorte sollten<br />

dabei – angesichts der heute vorhandenen Kommunikationstechniken<br />

– gelockert, inter-institutionelle<br />

Forschung grundsätzlich gestärkt werden.<br />

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