1„Beggsdaidsch“auf <strong>de</strong>r KirchweihMit Kirchweihbier und Anekdoten blickt man hinter die Kulissen <strong>de</strong>rMichaeliskirchweih, <strong>de</strong>r „Königin <strong>de</strong>r fränkischen Kirchweihen“.Kaum tritt man aus <strong>de</strong>m FürtherHauptbahnhof hinaus auf die„Fürther Freiheit“, ist manumgeben von bunten Lichternund <strong>de</strong>m Duft nach Bratwurstund gebrannten Man<strong>de</strong>ln: Dort, wo sonst AutosKparken, säumen die Bu<strong>de</strong>n von Bayerns größterKStraßenkirchweih die dicht bevölkerten Straßen.KVor kleinen Holzhäusern la<strong>de</strong>n Biertische und rustikaleBänke zum Verweilen ein, verlockend werben dieBraue reien für ihre Kirchweihbiere. FränkischerFe<strong>de</strong>r weißer erinnert daran, dass mit <strong>de</strong>r Michaeliskirchweih<strong>de</strong>r Herbst begonnen hat: Gefeiert wird inFürthimmer um das Weihefest <strong>de</strong>r Fürther Michaelis-kirche herum, <strong>de</strong>m Namenstag <strong>de</strong>s heiligen Michael am29. September. „Und das seit <strong>de</strong>m Jahr 1100 – damitsind wir über 700 Jahre älter als das MünchnerOktoberfest, das lassen wir Fürther uns auf <strong>de</strong>rZunge zergehen“, erklärt Stadtführerin GertraudEggemann. Sie bringt Besucher mit <strong>de</strong>r Führung„Beggsdaidsch“ (fränkisch für Backstage) hinter dieKulissen <strong>de</strong>r Michaeliskirchweih. An elf Stationen undbei diversen Kostproben lernt man dabei auf unterhaltsameWeise die „Königin <strong>de</strong>r fränkischen Kirch-weihen“ kennen, die je<strong>de</strong>s Jahr die Fürther Innenstadtin ein quirliges „Kärwa“-Gelän<strong>de</strong> verwan<strong>de</strong>lt. Unddie „Königin“ schafft wahrhaftig erhabene Bil<strong>de</strong>r:Zwischen Wohn- und Geschäftshäusern schrauben sichdie bunten Gon<strong>de</strong>ln <strong>de</strong>s Riesenrads, blinken<strong>de</strong> Fahrgeschäfteund die Sessel <strong>de</strong>s „Wellenflugs“ in die Höhe.Wer „Beggsdaidsch“ unterwegs ist, erfährt etwa vonRiesenradbetreiber Michael Drilczek, wie man mittenin <strong>de</strong>r Stadt so ein Riesenrad auf- und abbaut und dassdie Fürther Familie Drilczek schon seit 1832 imSchaustellergeschäft ist. An <strong>de</strong>r „Rollen<strong>de</strong>n Metzgerei“serviert Johanna Heckl <strong>de</strong>n Teilnehmern <strong>de</strong>r Führungwürzige Bratwürste und einen „Schnitt“ Kirchweihbierund erzählt von <strong>de</strong>n Vor- und Nachteilen <strong>de</strong>s „fahren<strong>de</strong>n“Geschäftslebens: „Ob Süd<strong>de</strong>utschland, Österreicho<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Schweiz – dort, wo an<strong>de</strong>re Leute Urlaub380Freu` Dich auf Franken · www.frankentourismus.<strong>de</strong>
DAS URLAUBSMAGAZIN1 Auf <strong>de</strong>r „Michaeliskärwa“ in Fürth, imHintergrund <strong>de</strong>r Rathausturm2 Buntes Treiben auf <strong>de</strong>r „Michaeliskärwa“3 Michael Drilczek im „Beggsdaidsch-Gespräch“ vorseinem Riesenrad auf <strong>de</strong>r Michaeliskirchweih4 Annafest in ForchheimWürzigeBratwürsteund„Baggers“machen, verkaufe ich unsere Würstl. Aber dass ich dafürmeine älteste Tochter früher auf ein Internat gebenmusste, ist mir als Mutter sehr schwer gefallen.“Stadtführerin Gertraud Eggemann liefert zu <strong>de</strong>ndiversen Probierschlückchen und Anekdoten dieHintergrundinformationen. Sie berichtet vom organisatorischenAufwand, <strong>de</strong>n die Fürther für ihre„Kärwa“ betreiben – so ist während <strong>de</strong>r Kirchweihzeiteine Nebenwache <strong>de</strong>r Feuerwehr in die Südstadt ausgelagert,da die Hauptwache mitten auf <strong>de</strong>m Kirchweihgelän<strong>de</strong>liegt. Das Müllproblem will man mit über400 „Kärwa-Aamerli“ in <strong>de</strong>nGriff bekommen: „Eimerheißt auf fränkischAamerla, und Aamerliist die Mehrzahl“,erklärt die FürtherinOrtsfrem<strong>de</strong>n.Gerne betont sie auch, wasdie Michaeliskirchweih trotz ihresVolksfestcharakters immer noch auszeichnet:„Vom Hosenträger bis zur Mausefalle bekommen Siehier alles, was Sie für <strong>de</strong>n Haushalt brauchen, ganz so,wie es früher auf <strong>de</strong>n Kirchweihmärkten üblich war.“Einer <strong>de</strong>r etwa 100 Händler <strong>de</strong>r Michaeliskirchweihist <strong>de</strong>r Bayreuther „Messermo“ Heiko Oklmann:2Der Messer- und Scherenschleifer führt nicht nur <strong>de</strong>n„Beggsdaidsch“-Teilnehmern bereitwillig seine Künstevor. Beson<strong>de</strong>rs ältere Fürther schätzen das breiteWarenangebot, das ihnen die Kärwa alljährlich bietet– unter an<strong>de</strong>rem <strong>de</strong>swegen ist die Michaeliskirchweihje<strong>de</strong>s Jahr ein Treffpunkt für alle Generationen.Die Fürther Kin<strong>de</strong>r wer<strong>de</strong>n auch vom 28. Septemberbis 9. Oktober 2013 wie<strong>de</strong>r direkt von <strong>de</strong>r Schule zumAutoscooter stürmen, Familien und Freun<strong>de</strong> treffen sichmittags und abends zum Genießen <strong>de</strong>r internationalenSpezereien und typisch fränkischen Köstlichkeiten wie<strong>de</strong>n „Baggers“ (Kartoffelpuffer) o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m „Zwiebelplootz“(Zwiebelkuchen). Alle gemeinsam wer<strong>de</strong>n sie<strong>de</strong>n Erntedankfestzug am zweiten Kirchweihsonntagbewun<strong>de</strong>rn, <strong>de</strong>nn auch dieser ist <strong>de</strong>r „Königin <strong>de</strong>rfränkischen Kirchweihen“ würdig: mit Big Bands undVolkstanzgruppen, mit Oldtimern und „Kärwamadli“.Und wer beson<strong>de</strong>rs neugierig ist, schließt sich <strong>de</strong>rFührung „Beggsdaidsch“ o<strong>de</strong>r einer an<strong>de</strong>ren Kirchweihführung<strong>de</strong>r Tourist-Information an.Zusammen mit <strong>de</strong>n Fürthern feiern Jahr für Jahr1,5 Millionen Besucher Bayerns größte Straßenkirchweih.Wie die meisten Gäste sind auch die meistenSchausteller überzeugte Wie<strong>de</strong>rholungstäter in SachenMichaeliskirchweih. Helmut Dölle, Chef <strong>de</strong>r SektionFürth <strong>de</strong>s Süd<strong>de</strong>utschen Schaustellerverbands, erklärtbei einem Glas Honigwilliams warum: „Für vieleSchausteller ist dies <strong>de</strong>r Abschluss <strong>de</strong>r Saison. Un<strong>de</strong>inen schöneren kann ich mir kaum vorstellen.“n Katrin Straßer (Redakteurin)www.michaeliskirchweih.<strong>de</strong>www.fuerth.<strong>de</strong>WO MAN FRANKEN BESONDERS FRÖHLICH KENNENLERNT: WEITERE KIRCHWEIHTIPPS„Alles hockt da beianan<strong>de</strong>r, wu mer heris, <strong>de</strong>s is worscht, fremda wern si gleibekannter, alla habn’s gleichn Dorscht.“Was das Gedicht „Bergkerwa“ von HermannRiedmüller aus <strong>de</strong>m Jahr 1965 beschreibt,gilt für die fränkischen Kirchweihfeste nochheute: Sie sind eine genussvolle Einladung,Land und Leute kennenzulernen.Die „Bergkerwa“ aus <strong>de</strong>m Gedicht ist dieErlanger Bergkirchweih, entstan<strong>de</strong>n aus<strong>de</strong>m ehemaligen Pfingstmarkt, <strong>de</strong>r 1755 von<strong>de</strong>r Altstadt auf <strong>de</strong>n Burgberg verlegt wur<strong>de</strong>.4Seit<strong>de</strong>m feiert man dort auf <strong>de</strong>n historischenBierkellern und unter alten Kastanienbäumen(16. bis 27. Mai 2013). Das Annafest in forchheimerinnert an eine Wallfahrt <strong>de</strong>r Forchheimeram Namenstag <strong>de</strong>r Mutter Marias – heuteist es ein großes Volksfest im ForchheimerKellerwald (20. bis 29. Juli 2013). Auch dieKirchweihfeier <strong>de</strong>r St.-Elisabeth-Kirche in<strong>de</strong>r Sandstraße ist heute als „BambergerSandkerwa” ein fröhliches Bierfest mittenin <strong>de</strong>r historischen Altstadt (22. bis 26. August2013).www.franken-bierland.<strong>de</strong>81