Erörterungstermin
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Im Planfeststellungsrecht für Straßen ist die genannte<br />
Frage abschließend vom Bundesverwaltungsgericht geklärt.<br />
Ich lese Ihnen die Formulierung jetzt nicht vor; Sie<br />
können selber nachgucken. Im Luftverkehrsrecht ist der<br />
Übernahmeanspruch gesetzlich geklärt. Der Hessische<br />
Verwaltungsgerichtshof hat in seiner Entscheidung vom<br />
14.10., die Sie ja immer für sich in Anspruch nehmen<br />
wollen - leider vergessen Sie dabei aber die schlechten<br />
Seiten dieser Entscheidung -, für die Wohngrundstücke<br />
ausdrücklich eine Klarstellung herbeigeführt. Es müssen<br />
nur die entsprechenden Anträge gestellt werden. Vielleicht<br />
tun wir das im Revisionsverfahren. Das wird sich zeigen.<br />
Jedenfalls werden Sie mit keiner Spekulation, soweit es<br />
um Ticona und sonstige Grundeigentümer geht - - Keine<br />
Sorge, ich habe noch ein paar Grundstückseigentümer,<br />
auch in Kelsterbach, die handgreiflich für diese Situation in<br />
Betracht kommen. Die Kläger stehen also alle schon auf<br />
der Matte. Die Mandate sind alle schon erteilt.<br />
Sie werden sich mit einer Vielzahl derartiger Übernahmeansprüche<br />
auseinander setzen müssen, sodass Sie<br />
sich auch im eigenen Interesse - mehr will ich zu dem<br />
Tagesordnungspunkt gar nicht sagen - zumindest einmal<br />
durch Überprüfung der Rechtsprechung so weit kundig<br />
machen sollten, um auch auf die hessische Landesregierung<br />
Einfluss zu nehmen. Äußerungen von Politikern, die<br />
ja selten durch Kenntnisse in der Rechtsprechung unterlegt<br />
sind, besagen: Na ja, dann werden die einfach enteignet;<br />
dann ist das weg; dann ist das Problem gelöst. -<br />
Das Problem wird sich so nicht lösen lassen. Unter wirtschaftlichen<br />
Gesichtspunkten, also unter der Rubrik der<br />
wirtschaftlichen Auswirkungen des Vorhabens fangen Sie<br />
bei dem A380 an und nehmen im Grunde das schwarze<br />
Ende Ticona bereits heute vorweg. Darüber sollten Sie<br />
sich einmal Gedanken machen. - Vielen Dank.<br />
(Beifall bei den Einwenderinnen und Einwendern)<br />
Verhandlungsleiter Bickel:<br />
Danke für den Beitrag.<br />
RA Dr. Diederichsen (Rechtsbeistand):<br />
Ich habe mir eben, während der Kollege Haldenwang<br />
sprach, einmal vor Augen geführt, worüber wir jetzt bei<br />
diesem Tagesordnungspunkt reden. Das sind, wenn ich<br />
es richtig sehe, ganz genau zwei Absätze in der Antragsbegründung<br />
in Band A 2 auf Seite 45. Mehr ist in den<br />
ganzen Unterlagen wohl nicht drin. Ich beziehe mich jetzt<br />
darauf, denn wir wollen die Planunterlagen hier ja erörtern.<br />
Das möchte ich jetzt mit den Herren der Fraport kurz tun.<br />
Wenn man sich diese zwei Absätze durchliest, kommt<br />
man zu zwei inhaltlichen Erkenntnissen. Aus dem ersten<br />
Absatz ergibt sich, dass der Deutschen Lufthansa mit der<br />
Errichtung einer A380-fähigen Werft etwas Gutes getan<br />
wird. Aus dem zweiten Absatz geht hervor, dass damit<br />
langfristig die Drehscheibenfunktion, also die Hub-<br />
Funktion des Flughafens Frankfurt abgesichert werden<br />
soll. Das sind die zwei wesentlichen Begründungen der<br />
Vorhabensträgerin für positive wirtschaftliche Auswirkungen.<br />
Man kann diese, wie ich finde, auch durchaus einmal<br />
hinterfragen. Ich nehme jetzt ganz konkret auf den Wortlaut<br />
der Antragsbegründung Bezug. Ich greife mir jetzt<br />
einmal den zweiten Satz im ersten Absatz heraus. Ich darf<br />
ihn für alle kurz vorlesen:<br />
„Vor allem die Deutsche Lufthansa ist auf<br />
leistungsfähige Wartungskapazitäten für ihre<br />
gesamte Flugzeugflotte auf dem Flughafen<br />
Frankfurt/Main angewiesen.“<br />
Juristen haben es so an sich, dass sie Sätze gerne sezieren,<br />
sie - wie ein Mediziner mit dem Skalpell - auseinander<br />
nehmen und subsumieren oder hinterfragen. Jetzt hinterfrage<br />
ich den zitierten Satz. Er beginnt mit den Worten<br />
„vor allem“. Meine Frage an Fraport lautet: Wenn vor allem<br />
die Deutsche Lufthansa darauf angewiesen ist, dass<br />
dieses Vorhaben verwirklicht wird: Wer ist darüber hinaus<br />
dann noch darauf angewiesen?<br />
Amann (Antragstellerin):<br />
Mit diesen zwei Worten „vor allem“ haben wir, wie auch<br />
schon an anderen Stellen in der Unterlage, darauf hingewiesen,<br />
dass die Deutsche Lufthansa der Hauptnutzer<br />
dieses Flughafens ist. Sie fragten, welche anderen darüber<br />
hinaus darauf angewiesen sind. Ich nenne hier Aero<br />
Lloyd. Generell beinhaltet der Satz, dass auch andere<br />
Fluggesellschaften auf Wartungseinrichtungen angewiesen<br />
sind, vor allem aber die Deutsche Lufthansa. Ein<br />
Beispiel: Eine fremde Airline kommt mit einem kaputten<br />
Flugzeug. Sie ist dann auch auf Wartungseinrichtungen<br />
angewiesen, um Abhilfe zu schaffen. - So ist dieser Satz<br />
gemeint. Vor allem ist aber die Deutsche Lufthansa auf<br />
Wartungseinrichtungen angewiesen. Sie hat hier ihre Heimatbasis.<br />
Diese Werft wird somit vorrangig für die Flugzeuge<br />
der Deutschen Lufthansa gebaut.<br />
RA Dr. Diederichsen (Rechtsbeistand):<br />
Zunächst einmal vielen Dank für die Erklärung. Es geht,<br />
wie ich denke, bei der A380-Werft aber doch um Großraumflugzeuge.<br />
Sie sagten jetzt: Andere Luftverkehrsgesellschaften<br />
kommen mit ihren Flugzeugen auch an und<br />
diese müssen auch gewartet werden. - Für kleinere Flugzeuge<br />
haben Sie ja schon Wartungseinrichtungen. Meinen<br />
Sie jetzt tatsächlich die gesamten Flugzeugflotten aller<br />
Luftverkehrsgesellschaften oder tatsächlich Großraumflugzeuge?<br />
Amann (Antragstellerin):<br />
Wie Sie selbst richtig gesagt haben, haben wir auch andere<br />
Wartungseinrichtungen. Wenn z. B. eine A320 einer<br />
anderen Gesellschaft kommt, wird sie möglicherweise im<br />
Norden behandelt. Wenn aber eine andere Airline beispielsweise<br />
mit einer A380 oder einer B747 käme und<br />
diese Maschinen ein Problem hätten, würden sie im Süden<br />
in dieser Halle gewartet, dort, wo die jeweiligen Flugzeugtypen<br />
hingehören.<br />
RA Dr. Diederichsen (Rechtsbeistand):<br />
Vielen Dank. - Damit möchte ich mich von dem Begriff „vor<br />
allem“ abwenden. Jetzt greife ich mir einen anderen Satzteil<br />
heraus. Diesen Satzteil stelle ich ausdrücklich infrage<br />
15 – 26 <strong>Erörterungstermin</strong> zum Planfeststellungsverfahren betreffend A380-Werft am Flughafen Frankfurt/Main – 09.02.2004