Eva Justin
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100 <strong>Justin</strong><br />
III. Teil.<br />
Die Nachkommen.<br />
Die 108 Zigeuner und Zigeunermischlinge, die längere Zeit artfremd<br />
erzogen wurden und heute das 20. Lebensjahr überschritten<br />
haben, erzeugten bisher 285 Kinder. Eine sichere Fruchtbarkeitsziffer<br />
läßt sich nicht errechnen, da über die Hälfte der Zigeuner noch im<br />
zeugungsfähigen Alter ist. Auch müßte man die verschiedenen soziologischen<br />
Verhältnisse berücksichtigen, in denen diese Menschen • leben.<br />
Während diejenigen, die zu ihrem Stamm zurückgekehrt sind, ebenso<br />
wie die mit Jenischen Verbundenen, ungehemmt Kinder in die Welt<br />
setzen, ist der Vermehrung der in deutschen Verhältnissen lebenden<br />
Zigeuner mancher ,Riegel vorgeschoben. Z. T. haben die Zigeunertrauen<br />
kranke deutsche Männer bekommen. Viele vermochten auch gar<br />
nicht einen Mann auf die Dauer zu binden. Bei den Zigeunermännern<br />
verbietet die kleine Zahl der artfremd lebenden überhaupt jede statistische<br />
Berechnung.<br />
Die Kinder derjenigen Zigeuner und Zigeunermischlinge, die zu<br />
ihren Rassegenossen zurückgekehrt sind, unterscheiden sich von den<br />
Kindern •der stets stammesgebundenen Zigeuner nicht. Die Bastarden),<br />
die aus der Verbindung mit Jenischen entsprossen sind,<br />
zeigen das typisch minderwertige Mischlingsbild, wie es von Ritter<br />
und Finger beschrieben wurde. Für unsere Fragestellung ist daher<br />
nur die Entwicklung derjenigen Bastarde von Interesse, die aus der<br />
Zigeunerverbindung mit deutscher 'seßhafter Bevölkerung entstanden<br />
sind.<br />
Vergegenwärtigt man sich nun, daß von den 42 deutschblütigen<br />
Männern und Frauen (ausschließlich der Jenischen), die sich mit den<br />
deutscherzogenen echteren Zigeunern (Gruppe I) in Württemberg einließen<br />
und 75 Kinder zeugten, nur fünf in erbgesundheitlicher, sozialer<br />
und leistungsmäßiger Hinsicht unseren deutschen Anforderungen<br />
entsprechen — und berücksichtigt man, daß fünf Sechstel der Bastarde<br />
in ungeordnetem Elternhaus oder bei Fremden aufwuchsen, so kann<br />
man sich nicht wundern, daß auch diese 38 Nachkommen, die jetzt<br />
mindestens das 20. Lebensjahr überschritten haben, sich wenig be-<br />
ll) Im Rahmen dieser Untersuchung werden zur leichteren Verständigung<br />
die Nachkommen der deutsch erzogenen Zigeuner und Zigeunermischlinge<br />
mit Deutschblütigen als „Bastarde" bezeichnet.