Eva Justin
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32 <strong>Justin</strong><br />
nach ihr, so daß sie niederstürzte. Im gleichen Augenblick gab sie ihrer<br />
Tochter Friederike das Leben. Inzwischen griff ihr Mann den Gendarmen<br />
an und erstach ihn.<br />
Vom Militär desertierten drei. Die anderen genügten ihrer Pflicht<br />
ohne Anstand — soweit sie eingezogen wurden.-<br />
Die ganze Gesellschaft ist lange nicht mehr so gefährlich wie vor<br />
100 Jahren, weil eine straffe und geordnete Staatsführung ihr bandenmässiges<br />
Auftreten unterbinden konnte — wie ja auch dem Nicht-<br />
Zigeuner-Gesindel nür selten noch ein größeres Unternehmen gelang,<br />
und sie sich mehr vom kriminellen zum asozialen Lebenserwerb umgestellt<br />
hatten.<br />
2. Staatlich anerkannte oder nur zigeunerisch geltende Ehen mit<br />
Zigeunern schlossen 12 der ehemals so hoffnungsvollen, mit großem<br />
Kostenaufwand gebildeten Zigeunerkinder. Ihre Nachkommen blieben<br />
Zigeuner, die auch heute noch zigeunerisch leben soweit in späteren<br />
Generationen nicht Vermischung mit Fremdrassigen eintrat. Sechs von<br />
ihnen sind ausgewandert (d. h. auf Staatskosten nach Amerika abgeschoben),<br />
ledig geblieben oder verschollen. Sieben suchten ihre Ehepartner<br />
unter Nicht-Zigeunern. Davon gehörten vier zum fahrenden<br />
jenischen Volk, deren Kinder, Enkel und Urenkel fast durchgehend als<br />
schwer kriminelle „Psychopathen" gelten). Zwei entstammten armseligen<br />
Familien, die sich durch diese Verbindung zum asozialen Gesindel<br />
entwickelten. Einer war ein schwer epileptischer Handwerkersohn. Von<br />
den zahlreichen Nachkommen dieser drei letzten Verbindungen waren<br />
drei Mischlinge 1. Grades angepaßt und ernährten sich durch ihrer<br />
Hände Arbeit. Ihre Kinder aber - soweit sie solche hatten — sind,<br />
wie die übrigen, nachdem sie dem Staat noch viele Kosten bereiteten,<br />
zu den Zigeunern zurückgekehrt oder verschollen.<br />
Dagegen bekamen zwei der Hatschiere, die man später als Zollvisitatoren<br />
angestellt hatte, Frauen aus ordentlichen, wenn auch armen<br />
Familien. Einer hinterließ eine Tochter, die als Magd fleißig diente<br />
und dann zweimal einen deutschen Mann heiratete, aber kinderlos<br />
starb. Der andere hatte sechs Kinder, die bis auf ein Mädchen alle<br />
nach Frankreich abwanderten. Die Nachkommen dieser einen sind<br />
durch weitere Auslese und Siebung allmählich von deutschen seßhaften<br />
Sippen aufgesogen worden.<br />
6) Ritter, Robert: „Erbbiologische Untersuchungen innerhalb eines<br />
Züchtungskreises von Zigeunermischlingen und asozialen Psychopathen".<br />
Internationaler Kongreß für Bevölkerungswissenschaft, Berlin 1935.