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Eva Justin

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24 <strong>Justin</strong><br />

Fähigkeiten, uns erheblich mehr zu schädigen als ihre „dümmeren" anspruchslosen<br />

Brüder. So war es allein auf Georg Bambergers Verstehen<br />

und seinen Einfluß unter seinen Stammesgenossen zurückzuführen,<br />

daß die Zigeuner ihre große Furcht vor Blankenburg aufgaben<br />

und anfangs willig auf seine Wünsche und Lehren eingingen.<br />

Später, als zwei Kinder des B a m b er g er in die Anstalt sollten, wußte<br />

er geschickt zu intrigieren, um sie zurückzuhalten. So schlau war er<br />

allerdings nicht, daß man nicht doch dahinter kam. Seine Tochter<br />

Christiane war die einzige, die bei ihrer Flucht der Dienstherrschaft<br />

noch vieles stahl, nachdem sie schon vorher einiges „mitlaufen" ließ.<br />

Sie war BI a n k e n b u r g s „beste Schülerin" gewesen.<br />

Auch zeigte sich . in dem dreiviertel Jahr, daß keines der Kinder<br />

bildungsunfähig war. Auch die schlechtesten hatten gelegentlich Erfolge.<br />

Einige versetzten ihre Lehrer aber durch ihr aufgewecktes<br />

Wesen, ihren Eifer und Fleiß in helle Begeisterung.<br />

Als die Alten immer aufsässiger wurden, verfügte die Regierung,<br />

daß die älteren Kinder ganz deren Einfluß zu entziehen seien. Sie<br />

wurden in das Martinstift nach Erfurt überwiesen. Von dort kamen<br />

vier in Dienststellen. Die Alten verwahrte man einige Zeit in Arbeitshäusern.<br />

Die gewaltsame Trennung von ihren Kindern verbitterte die Eltern<br />

aber erst recht. Sobald sie entlassen waren, setzten sie alles daran,<br />

diese wieder zu bekommen. Der größte Teil wurde nach und nach entführt.<br />

Einige der Kinder liefen auch selbst weg. Zwei Mädchen verließen<br />

heimlich ihre Dienststellen. Die eine war die oben erwähnte<br />

Christiane, die später eingestand, „52 Gegenstände" gestohlen zu haben.<br />

Auch „ein Jüngling kehrte seinem Damastweber-Meister den Rücken<br />

und konnte nicht mehr eingefangen werden".<br />

Schließlich machten die Zigeuner der Regierung so viel Scherereien,<br />

daß diese sich entschloß, „denjenigen Eltern, welche nachwiesen, daß<br />

sie sich ansässig gemacht hätten, redlich ernährten und ihre Kinder zu<br />

unterhalten imstande seien, diese aus den Anstalten zurück erhalten<br />

sollten. Demzufolge wurden im März 1837 auf Veranlassung des Landrats<br />

vier Kinder teils einem ansässigen Marionettenspieler, teils einem<br />

als Fluraufseher angestellten Zigeuner verabfolgt, worauf diese unter<br />

triumphierendem Geschrei mit den Kindern in die Schenke zogen und<br />

ihnen Branntwein bis zur Betrunkenheit verabreichten. Der Unfug

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