Eva Justin
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Lebensschicksale artfremd erzogener Zigeunerkinder 35<br />
zelnen genau übersehbaren Erziehungsergebnissen der Gegenwart<br />
zuwenden.<br />
Auf Grund der Verfügung von 1887 über die Erteilung von Wandergewerbescheinen<br />
und des Fürsorgegesetzes von 1899 wurden in den<br />
letzten 50 Jahren zahlreiche zigeunerische Kinder in Württemberg<br />
ihren Eltern abgenommen. Diese Kinder waren und sind nicht alle<br />
echte Zigeuner. Wie im I. Teil dargelegt wurde, hatte die immer stärker<br />
werdende Tendenz, die zigeunerische Lebensweise wenigstens äußerlich<br />
zu unterdrücken, zu vielen Mischehen geführt, deren Sprößlinge miteinander<br />
heirateten oder auch nach der einen und anderen Seite rückkreuzten,<br />
so daß wir heute ein buntes Gemisch aller nur denkbaren<br />
Mischungsverhältnisse haben. Da die Erfahrung lehrt, daß Zigeunermischlinge,<br />
die schon unter, ihren Vorfahren mehrere Zigeunermisch -<br />
linge haben, anthropologisch und sozial Mischlingen 1. und 2. Grades<br />
nicht gleichen, auch wenn sie ebensoviel zigeunerische Vorfahren<br />
haben, nennen wir erstere zur Unterscheidung Mischlingszigeuner.<br />
In früheren Veröffentlichungen (s. Anm. 5 S. 30) hat R. Ritter über<br />
die rassische Einordnung der Zigeuner und Zigeunermischlinge schon<br />
Näheres mitgeteilt. Da aber diejenigen Leser, die mit den Zigeunerverhältnissen<br />
nicht vertraut sind, die nachstehende Mischlingseinteilung<br />
möglicherweise nicht genügend übersehen, soll hier noch einmal<br />
kurz auf die Beurteilungsmaßstäbe und Bezeichnung der Zigeunermischlinge<br />
eingegangen werden.<br />
Während bei der anderen außereuropäischen Fremdrasse, die in<br />
Deutschland erbbiologisch eine-Rolle spielt — den Juden — die rassische<br />
Einordnung nach dem kirchlichen Bekenntnis der Großeltern<br />
der Probanden bestimmt wird, besitzen wir für die Zigeuner ein<br />
solches Kriterium nicht. Auf Grund unserer Erfahrungen sahen wir<br />
uns daher genötigt, folgende Gesichtspunkte zu berücksichtigen:<br />
1. Die Abstammung.<br />
2. Die „zigeunerische" Lebensweise.<br />
3. Die Gebundenheit an die Stammesgesetze.<br />
4. Die zweifelsfreie Zugehörigkeit zur Zigeunersprachgemeinschaft<br />
(von Geburt an).<br />
5. Den Gesamteindruck und die körperlichen Merkmale.