PDF-Ausgabe - G'sund.net
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52<br />
PAnORAMA<br />
SERIE<br />
es gibt viele Gründe, ins Ausland zu gehen: um Karriere zu machen, seinen<br />
Horizont zu erweitern, Erfahrungen zu sammeln, fremde Kulturen zu erleben<br />
oder einfach mit der Hoffnung, woanders glücklich zu werden. Auf der ganzen<br />
Welt leben auch viele Österreicher und einige haben Karriere gemacht. Sie leiten<br />
große Hotels, sind international umworbene Köche, erfolgreiche Sportler, Schauspieler,<br />
Modeschöpfer und Manager. Der bekannteste Österreicher ist wohl der<br />
Steirer Arnold Schwarzenegger, der es als Bodybuilder zum Film und vom Film<br />
zum Gouverneur von Kalifornien geschafft hat – eine unglaubliche Erfolgsgeschichte.<br />
Karrieren von anderen Österreichern sind oftmals nicht so bekannt. Von<br />
diesen möchte ich Ihnen in den kommenden <strong>Ausgabe</strong>n von G’sund erzählen.<br />
Theodor Anastasato<br />
Der Jungdesigner sammelt in London Erfahrungen bei<br />
Vivienne Westwood<br />
Theodor Anastasato ist Jungdesigner und<br />
arbeitet seit September 2008 für die englische<br />
Modedesignerin Vivienne Westwood.<br />
Ich habe ihn bei einem seiner „Heimaturlaube“<br />
in der Steiermark kennen gelernt und<br />
war begeistert von seinem souveränen Auftreten,<br />
seiner liebenswürdigen Höflichkeit<br />
und seinem Willen, mit seiner Herrenmode<br />
international bekannt zu werden.<br />
G’sund: Du wurdest 1983 in New York geboren.<br />
Wo bist Du aufgewachsen?<br />
Anastasato: Ich habe als Kind ein wenig Zeit<br />
in der Karibik, in Israel und in Griechenland<br />
verbracht. Mein Vater war geschäftlich viel<br />
unterwegs und wir sind ihm überall hin gefolgt.<br />
In den Kindergarten und zur Schule bin<br />
ich aber in Österreich gegangen. Ich glaube,<br />
ich war vier Jahre alt, als meine Mutter wieder<br />
nach Österreich gezogen ist und hier blieb<br />
ich bei ihr und meiner Großmutter, bis ich<br />
Das Interview führte<br />
Hedi Grager.<br />
achtzehn war. Meine Mutter lebt jetzt noch in<br />
Graz, mein Vater auf der Insel Mykonos.<br />
G’sund: Du hast mir erzählt, dass Du mit 16<br />
Jahren gemodelt hast aber nie daran dachtest,<br />
Modedesigner zu werden – eventuell<br />
Schauspieler. Wie kamst Du aber dann darauf,<br />
Modedesign zu studieren?<br />
Anastasato: Herrje, das stimmt. Irgendwie<br />
bin ich zu einem Casting für die Life-Ball Modenschau<br />
in Wien gekommen und bin dort für<br />
zwei belgische Designer gelaufen. Danach<br />
kam ich zu einer Agentur und habe ungefähr<br />
ein Jahr lang gemodelt. Der Kontakt mit der<br />
Modewelt war zwar ziemlich kurz, aber er<br />
hat bei mir einen bleibenden Eindruck hinterlassen.<br />
Ich war fasziniert von allem, was<br />
sich so hinter der Bühne abspielte. Auf dem<br />
Laufsteg hat man eine gewaltige Präsenz und<br />
das war für mich eine mit dem Schauspielen<br />
vergleichbare Sensation. Was mich allerdings<br />
letztendlich auf Modedesign gebracht hat war<br />
wahrscheinlich die Frage nach Schönheit und<br />
das Konzept vom Eindruck. Damit meine ich<br />
vor allem das Auftreten der Menschen in der<br />
Gesellschaft oder für sich allein und wie man<br />
als Individuum über seine Erscheinung definiert<br />
wird und sich selber definiert. Ich finde<br />
es spannend, durch konstruierte Manipulation<br />
einen Charakter entstehen zu lassen. Der Grad<br />
zwischen Verkleidung und Mode interessiert<br />
mich sehr – wann ist man angezogen, wann<br />
verkleidet? Ist der Träger des Gewandes sich<br />
einer Verkleidung bewusst oder wie authentisch<br />
ist er? Der soziale Kontext sagt viel über<br />
die Art eines Menschen sich anzuziehen aus.<br />
Aber wie weit ist der Eindruck, den wir auf<br />
Begeg<strong>net</strong>e hinterlassen, manipulierbar? Wen<br />
ziehen wir an, mit dem was wir anziehen, und<br />
wen stoßen wir ab? Gibt es neutrale Mode?<br />
Diese Fragen beschäftigen mich und beeinflussen<br />
meine Arbeit, denn Schönheit hat<br />
wenig mit der Banalität der Dekoration zu tun.<br />
(schmunzelnd) Und vielleicht war es auch ein<br />
bisschen Zufall, dass ich mich dafür entschieden<br />
habe. In meinem Grundausbildungsjahr<br />
hat mir der Gegenstand Modedesign irgendwie<br />
am besten gefallen.<br />
G’sund: Du bist ein Jahr nach der Matura<br />
nach London gegangen auf eine Kunstdesign-<br />
Schule, in der Malerei, Keramik, usw. gelehrt<br />
wird. Wie kamst Du überhaupt auf die Idee,<br />
nach London zu gehen?<br />
Anastasato: Eine Freundin war gerade aus<br />
London zurückgekommen und hatte dort ein<br />
sogenanntes Foundation Year an einer Kunst-<br />
Universität absolviert. Sie erzählte mir von all<br />
den verschiedenen Kunstkursen, die man dort<br />
belegen konnte. Damals war ich gerade vom<br />
Bundesheer als untauglich befunden worden<br />
und dachte mir, ich hätte nichts zu verlieren<br />
und wollte es einmal ausprobieren. Ich hatte<br />
das Glück, in London bei einer lieben Freundin<br />
meiner Familie wohnen zu können.<br />
G’sund: Wie gefällt Dir das Leben in London?<br />
Anastasato: Sehr gut. Es ist oft furchtbar<br />
anstrengend und ich verdrehe oft die Augen,<br />
weil so vieles nicht klappt, ewig dauert oder<br />
Juni 2009 Menschen helfen Menschen