Pulverfließeigenschaften - Lehrstuhl Mechanische Verfahrenstechnik
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398<br />
6.1.3.3 Sinterbrücken<br />
Vorrangig werden metallische (Pulvermetallurgie) und keramische Werkstoffe<br />
zu Fertigprodukten gesintert.<br />
Da beim Sintern (thermische Agglomeration) eine entsprechende diffusive,<br />
d.h. thermische Beweglichkeit der Atome und Moleküle der Haftpartner erforderlich<br />
ist, bedürfen Sinterprozesse meist der Wärmezufuhr. Dabei können<br />
chemische Reaktionen den Wärmehaushalt bzw. die Beweglichkeit der Atome<br />
und Moleküle begünstigen.<br />
Dem Sintern ist auch der Mikroprozess der Kontaktdeformation durch viskoses<br />
Fließen der Mikrorauhigkeiten bei Materialien geringen Schmelzpunktes<br />
(gegebenenfalls auch) bei Umgebungstemperatur zuzurechnen. Neben der Verstärkung<br />
der VAN-DER-WAALS-Kräfte analog der plastischen Deformation<br />
der Kontaktpunkte zu Kontaktflächen (siehe auch Gl.( 6.52)), entstehen Festkörperbrücken<br />
durch viskoses Ineinanderfließen des Feststoffes (= gerichtete<br />
Konvektionsströmung). Dem kann vereinfachend ein lineares Materialverhalten<br />
(„Stoffgesetz“) zwischen Beanspruchung und Deformation zugrunde gelegt<br />
werden, mit dem NEWTON-sches Fließgesetz:<br />
du ∆s<br />
τ<br />
t<br />
γ�<br />
= = = oder einfach γ = ⋅ τ . ( 6.109)<br />
dy ∆h⋅<br />
∆t<br />
η<br />
η<br />
h Schichthöhe<br />
s Scherweg<br />
u= ds dt Schergeschwindigkeit<br />
γ Verzerrung oder Verschiebung<br />
η dynamische Viskosität<br />
Man vergleiche auch das HOOK-sche Gesetz:<br />
dl ∆l<br />
σ FN<br />
ε d = = = =<br />
dx l E E⋅<br />
A<br />
oder<br />
τ FS<br />
γ = = .<br />
G G⋅<br />
A<br />
( 6.110)<br />
MVT_e_6neu <strong>Mechanische</strong> <strong>Verfahrenstechnik</strong> - Partikeltechnologie Schüttgutspeicherung Prof. Dr. J. Tomas,<br />
10.10.2012<br />
0<br />
εd Druck-Stauchung oder Zug-Dehnung<br />
E Elastizitätsmodul<br />
G Gleitmodul<br />
0 Index für Belastungsbeginn<br />
Die Haftung mittels viskoser Kontaktflächenbildung wird noch durch Ineinanderfließen<br />
des Materials aufgrund der Grenzflächenenergie σsgs (svw. Bindungsenergie<br />
pro Grenzfläche) und der Volumenphase (Schmelzhaftung,<br />
„Kaltverschweißen“) weiter verstärkt und führt zur Sinterhalsbildung. Solche<br />
Sinterbrückenbindungen können schon bei normalen Umgebungstemperaturen