Pulverfließeigenschaften - Lehrstuhl Mechanische Verfahrenstechnik
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410<br />
Für die Kennzeichnung der Festigkeitseigenschaften eines kohäsiven Schütt-<br />
gutes ist vor allem die einaxiale (einachsige) Druckfestigkeit σc bedeutsam,<br />
die vom Gut als Folge einer Verfestigungsspannung (größte Hauptspannung<br />
beim Verfestigen) σ1 aufgebracht wird (Folie 6.23). Den Betrag von σc erhält<br />
man aus dem zugehörigen Fließort, indem man einen MOHR-Kreis zeichnet,<br />
der durch den Koordinatenursprung (σ2 = 0) verläuft und den Fließort tangiert.<br />
Die einaxiale Druckfestigkeit σc entspricht somit der Spannung, die in einem<br />
Schüttgutzylinder, der mit σ1 verfestigt wurde, bei einachsigem Druck zum<br />
Bruch bzw. Fließen führt. Folglich fließt ein Schüttgut umso leichter, je gerin-<br />
ger σc bei vorhandener Verfestigungsspannung σ1 ist. Für die Charakterisie-<br />
rung der Fließfähigkeit kohäsiver Schüttgüter eignet sich deshalb besonders<br />
der Quotient aus der größten Hauptspannung σ1 und der einaxialen Druckfes-<br />
tigkeit σc, der als Fließfunktion ffc (im Sinne einer dimensionslosen Kennzahl)<br />
bezeichnet wird:<br />
ffc<br />
σ<br />
σ<br />
1 = oder<br />
c<br />
MVT_e_6neu <strong>Mechanische</strong> <strong>Verfahrenstechnik</strong> - Partikeltechnologie Schüttgutspeicherung Prof. Dr. J. Tomas,<br />
10.10.2012<br />
ffct<br />
σ<br />
σ<br />
1 = . ( 6.163)<br />
ct<br />
Die von JENIKE /3.143/ vorgeschlagene Einteilung der Schüttgüter soll hier<br />
mit einer Ergänzung bezüglich verhärteten Gutes angeführt werden, Tabelle<br />
6.6 /3.144/.<br />
Bei kohäsionslosem Gut (τc = 0, Fließort geht durch den Koordinatenursprung)<br />
ist keine Druckfestigkeit vorhanden (σc = 0), so dass die Fließfunktion gegen<br />
unendlich geht. Die Klasse "verhärtet" wird dadurch abgegrenzt, dass hier die<br />
einaxiale Druckfestigkeit σct größer als die Verfestigungsspannung σ1 ist, Ta-<br />
belle 6.6:<br />
ffc Kennzeichnung Beispiele<br />
10 ≤ ffc freifließend (rieselfähig) trockener Sand<br />
4 ≤ ffc < 10 leichtfließend feuchter Sand<br />
2 ≤ ffc < 4 kohäsiv trockener Zement<br />
1 ≤ ffc < 2 sehr kohäsiv feuchte Pulver<br />
ffc, < 1 nicht fließend, verhärtet mit<br />
Festkörpereigenschaften<br />
gealterter Zement<br />
ffct<br />
Tabelle 6.6: Fließfunktion von Schüttgütern<br />
Dies kann nach einer Verfestigung des Schüttgutes in zeitlicher Ruhelage als<br />
sog. Zeitverfestigung auftreten und entsteht einerseits als Ergebnis von Festkörperbrückenbindungen<br />
(Gln.( 6.103) oder ( 6.107)). Die sind wiederum über<br />
sog. Zeitfließorte (Folie 6.30) mit den zugehörigen Kenngrößen wie Zugfes-<br />
tigkeit σZt, Kohäsion τct und innere Reibungswinkel ϕit beschreibbar.