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SPORTaktiv August 2017

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nend hingegurgelte „But take care, it’s<br />

hot stuff!“ erhöht den Respekt vor dem<br />

legendären Oldtimer. Nur: Damit um<br />

die Wette einen Berg hinaufradeln?<br />

Das mit dem Wettkampf ist aber eh<br />

relativ. Zwangloser Massenstart. Man<br />

überholt und wird überholt. Umkurvt<br />

und wird umkurvt. Lacht und wird belächelt.<br />

Spätestens bei der Tafel, die den<br />

Beginn des Nationalparks markiert, werden<br />

die Tritte aber langsam langsamer,<br />

der Puls dafür schnell schneller. Es geht<br />

erstmals zart bergauf. Es ist ein Vorgeschmack<br />

auf das, was noch kommt.<br />

Selbst mit ergonomisch angepasster<br />

Rahmenarchitektur aus federleichtem<br />

Weltraumleichtmetall und zwanzigteiligem<br />

Gangmenü wäre das hier keine<br />

Kinderjause. Aber mit dem seltsam wackeligen<br />

wie dennoch starr-störrischen<br />

„Pony“ unter dem Hintern wird’s zum<br />

Husarenritt. Und es sieht wohl auch so<br />

aus. Denn die spartanischen Röhrenrahmen<br />

mit ihren bis zum Anschlag<br />

herausgezogenen Sattelstangen und den<br />

zarten Lenkergeweihen sehen unter den<br />

sich abquälenden Erwachsenenkörpern<br />

aus wie unfertig vergrößerte Kinderfahrräder.<br />

Dabei sind wir erst bei Kehre 3.<br />

In 50 Haarnadelkurven windet sich<br />

die Passstraße den Berg hinauf. Teilweise<br />

WER SEIN<br />

PONY<br />

LIEBT, DER<br />

SCHIEBT.<br />

sind sie mit Kopfsteinpflaster tapeziert.<br />

Das macht’s nicht einfacher. Dafür geselliger.<br />

Denn immer wieder schiebt sich<br />

das Feld vor diesen Kehren zusammen.<br />

Wer sein Pony liebt, der schiebt, heißt<br />

es dann für die meisten. Gleichzeitig<br />

werden jene, die die Zähne zusammenbeißen<br />

und durchtreten, sportlich fair<br />

angefeuert. Und obwohl Laufen beim<br />

Schieben verboten ist, vergeht die Plackerei<br />

eigentlich viel zu schnell. Für den<br />

Sieger in 52 Minuten. Ich genieße die<br />

Laktatparty eine Viertelstunde länger.<br />

Wobei der echte Höhepunkt ja<br />

erst kommt: die Talfahrt. Im Pulk<br />

mit Gleichverrückten auf wackeligen<br />

Klapprädern eine Bergstraße hinunter-<br />

RED BULL<br />

GONI PONY<br />

Zum 3. Mal wurde<br />

beim „Goni Pony“in<br />

Slowenien Anfang<br />

Juni von Kranjska<br />

Gora (810 m) auf<br />

den Vrsic-Pass<br />

(1.611 m) gefahren.<br />

Das Spektakel in<br />

Zahlen: 13,5 km, 801<br />

hm, 20 Zoll, 1 Gang.<br />

zuheizen hat etwas Bubentraumhaftes.<br />

Und Lehrreiches. Ich weiß jetzt, dass<br />

Rücktrittbremsen bei Überbeanspruchung<br />

nicht nur laut zu quietschen<br />

beginnen, sondern auch heiß laufen und<br />

stinken. Die Bremswirkung lässt ziemlich<br />

schnell ziemlich überzeugend nach.<br />

Um dem Spaß die Gefahr zu nehmen,<br />

werden die Trinkwasserstationen<br />

vom Hinaufradeln beim Downhill in<br />

Erste-Hilfe-Stationen für malträtierte<br />

Hinterradnaben umgewandelt. Trifft das<br />

in Feuerwehrschläuchen, Spritzpistolen<br />

und Planschbecken zur Abkühlung<br />

bereitgestellte Wasser auf die heißen Metallteile,<br />

zischt und dampft und raucht<br />

es, dass es eine Freude ist. Kurz gewartet.<br />

Und schon wird wieder getreten was die<br />

Mühle hergibt. Ich gestehe: Wenn Radfahren<br />

Ponyreiten ist – voll meins!<br />

Fotos: Red Bull Content Pool<br />

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