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Unzählige Objektive und<br />
Filter sind schön, aber auch<br />
für Profifotografen nur<br />
„Beiwerk“. Viel wichtiger ist<br />
es, bei einer schönen Stimmung<br />
und außergewöhnlichen<br />
Lichtverhältnissen vor Ort zu sein.<br />
Schon ein Foto mit einem Handy<br />
gemacht kann dann ein echter<br />
Hingucker sein. Bei wechselnden<br />
Lichtsituationen zählt die Schnelligkeit<br />
des Fotografen und auch<br />
die Bereitschaft, die Kamera zu<br />
aktivieren.<br />
Das Beispielbild entstand in<br />
den Schladminger Tauern. Am<br />
Spiegelsee baute der Extremsportler<br />
Michi Kemeter seine Slackline<br />
auf, die er quer über den See<br />
spannte. Es war einfach großartig:<br />
Im Vordergrund blühte der Almrausch<br />
und im See spiegelte sich<br />
Michi mit seinen blonden Locken.<br />
Doch die Stimmung hielt nur wenige<br />
Augenblicke, dann wühlte der<br />
Wind wieder die Oberfläche des<br />
Sees auf und das Motiv verlor seine<br />
besondere Ausstrahlung. Welche<br />
Details das Bild für mich zu etwas<br />
Besonderem machen, habe ich in<br />
den Tipps rechts zusammengefasst.<br />
Manchmal muss die Kamera<br />
eben schnell zur Stelle sein, auch,<br />
wenn es nur die des Smartphones<br />
ist. Wer dann Zeit mit dem Aufbau<br />
eines Stativs vergeudet, zieht<br />
den kürzeren. Wer oft in der Natur<br />
oder in den Bergen unterwegs ist,<br />
erhöht natürlich seine Chancen auf<br />
außergewöhnliche Erlebnisse.<br />
tiPPS VOM PROfi<br />
Der Akteur in Bewegung<br />
Eine Person von hinten zu fotografieren<br />
kann durchaus seine Reize haben. Wichtig<br />
ist, dass der Akteur in Bewegung ist<br />
und man diese Bewegung auch erkennen<br />
kann. Da Seilkünstler Michi Kemeter ein<br />
absoluter Profi ist, strahlt das Bild sogar<br />
eine gewisse Leichtigkeit aus.<br />
Vordergrund<br />
Der Almrausch im Vordergrund verleiht<br />
dem Bild nicht nur Farbe, sondern gibt<br />
ihm auch eine angenehme Tiefe. Mit<br />
dem Almrausch zieht sich eine Linie<br />
von links unten ins Bild hinein. Der Betrachter<br />
folgt ihr automatisch und landet<br />
somit mitten im Geschehen.<br />
Hintergrund<br />
Der Hintergrund zeigt zwar nicht das<br />
unvergleichliche Dreigestirn des Dachsteins<br />
– aber das ist in diesem Fall nicht<br />
schlimm, weil die sich auftürmenden<br />
Wolken der Stimmung eine schöne<br />
Dramatik geben.<br />
Licht und Schatten<br />
„Die schönsten Bilder werden ersessen“,<br />
zeigt sich auch hier. Lange Zeit lag<br />
Schatten über dem See, damit fehlten die<br />
schönen Farben. Schließlich blitzte die<br />
Sonne aber durch die Wolken und der<br />
See samt Michi wurde perfekt ausgeleuchtet.<br />
Detail am Rande: Der Schatten<br />
vorne rechts erhöht noch zusätzlich die<br />
Spannung im Bild.<br />
Von 11 bis 3 hat der Fotograf frei<br />
Das schönste Licht bietet der frühe<br />
Morgen oder der späte Nachmittag. Das<br />
Slackline-Bild entstand um 7.30 Uhr.<br />
HERBERT<br />
RAFFALT<br />
geboren 1964, ist staatlich<br />
geprüfter Berg- und<br />
Skiführer, Autor und<br />
passionierter Fotograf.<br />
Als mehrfach ausgezeichneter<br />
Fotograf<br />
publiziert er seine Bilder<br />
in zahlreichen Berg- und<br />
Fotozeitschriften sowie in<br />
Büchern und Kalendern.<br />
Schärfepunkt<br />
Wichtig für ein gelungenes Bild ist der<br />
korrekte Schärfepunkt. Im konkreten<br />
Fall liegt die Schärfe auf der Person.<br />
Stativ<br />
Da ich in diesem Fall mit einer kurzen<br />
Verschlusszeit arbeitete, um keine<br />
Bewegungsunschärfe zu bekommen,<br />
konnte ich auf ein Stativ verzichten.<br />
Bei reinen Landschaftsaufnahmen verzichte<br />
ich hingegen selten darauf.<br />
Proportionen<br />
Bewusst habe ich den Sportler sehr<br />
klein ins Bild gesetzt: Der Mensch als<br />
Gast inmitten einer großartigen Naturlandschaft.<br />
<strong>SPORTaktiv</strong><br />
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