FMag 100 J Frauen
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Der lange Weg zum <strong>Frauen</strong>wahlrecht<br />
Auch pazifistische Argumente wurden angeführt: Mütter mit<br />
Stimmrecht würden verhindern, dass ihre Söhne in den Krieg ziehen.<br />
Im Ersten Weltkrieg schlossen sich Anita Augspurg und Lida Gustava<br />
Heymann der internationalen Friedensbewegung an und verknüpften<br />
die Stimmrechtsfrage eng mit der Friedensfrage. <strong>Frauen</strong> würden<br />
ihre politische Macht dafür einsetzen, internationale Streitigkeiten<br />
durch Schieds- oder Friedensgerichte beizulegen. Das Argument<br />
„<strong>Frauen</strong>stimmrecht für den Frieden“ hatte allerdings im Deutschen<br />
Reich keine breite Basis.<br />
In Bayern gründete Anita Augspurg nach Erlass des Reichsvereinsgesetzes<br />
1908 einen Bayerischen Verein für <strong>Frauen</strong>stimmrecht und<br />
eine Münchner Ortsgruppe, die bis kurz nach der Gründung des<br />
Freistaats Bayern 1918/19 bestand und auch im Provisorischen Nationalrat<br />
vertreten war. Der Verein versuchte durch die Gründung<br />
von Ortsgruppen in Bayern zu wachsen, beispielsweise in Nürnberg,<br />
Würzburg und Aschaffenburg. Zur Vereinstätigkeit gehörten<br />
regelmäßige Treffen und politische Informationsveranstaltungen.<br />
Auch Petitionen an den Magistrat, den Bayerischen Landtag und<br />
den Reichstag gehörten zur Vereinstätigkeit. Deren Themen reichten<br />
von Schulbildung über Beteiligung an Ämtern bis zur Gewährung<br />
von politischen Rechten.<br />
Warum sollen <strong>Frauen</strong> wählen?<br />
Ebenso wichtig für das weibliche Ringen um politische Beteiligung<br />
war in München der 1894 gegründete Verein für <strong>Frauen</strong>interessen.<br />
Dieser galt als Hauptvertreter des gemäßigten Flügels der <strong>Frauen</strong>bewegung<br />
in der Residenzstadt und versuchte, durch die Übernahme<br />
von öffentlichen Ämtern Einfluss zu gewinnen. Der bis<br />
heute bestehende Verein für <strong>Frauen</strong>interessen war ausgesprochen<br />
erfolgreich und deckte eine bemerkenswerte Bandbreite von<br />
Arbeitsfeldern ab: Bildungsarbeit, Auskunftsstelle für Wohlfahrtseinrichtungen<br />
und Rechtsschutzstelle. Die politische Gleichberechtigung<br />
wurde als notwendig erkannt, deren Umsetzung hatte aber<br />
keine Priorität.<br />
Sowohl der Bayerische Verein für das <strong>Frauen</strong>stimmrecht als auch<br />
der Verein für <strong>Frauen</strong>interessen nutzten das Instrument der Petition.<br />
12/2017 DER FREISTAAT<br />
Bayerische Schriften für soziale Demokratie<br />
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