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FMag 100 J Frauen

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Mut und starke Argumente: <strong>Frauen</strong> und <strong>Frauen</strong>politik in der SPD-Landtagsfraktion<br />

Gebot der Gerechtigkeit gehen“, sondern auch „um eine Weiterentwicklung<br />

unserer Gesellschaft und der Politik insgesamt“, wie Vogel<br />

vor der Abstimmung an die Delegierten appellierte. Der Beschluss<br />

kam, und die Zahl der SPD- <strong>Frauen</strong> im Bundestag stieg schnell an. In<br />

die SPD-Landtagsfraktion zogen mehr <strong>Frauen</strong> ein: 1990 waren es<br />

22 Prozent, vier Jahre später 31 Prozent und 1998 35 Prozent. Im<br />

Landtag insgesamt bewegte sich wegen der CSU mit einem geringen<br />

<strong>Frauen</strong>anteil viel weniger: 1990 gab es im Bayerischen Landtag<br />

einen <strong>Frauen</strong>anteil von 15 Prozent, vier Jahre später knapp 21 Prozent<br />

und 1998 auch nur 23 Prozent.<br />

Entscheidend für die <strong>Frauen</strong>politikerinnen war jedoch, dass der Quotenbeschluss<br />

in der SPD von einer Programmdebatte begleitet<br />

wurde, die sich mit den Rollenveränderungen von Männern und<br />

<strong>Frauen</strong> befasste. Fragen, die <strong>Frauen</strong> betrafen, bekamen in den Parlamenten<br />

ein größeres Gewicht. Der Schwangerschaftsabbruch wurde<br />

nicht mehr vorrangig strafrechtlich diskutiert, das Augenmerk lag<br />

jetzt ebenso auf der sozialen Absicherung alleinerziehender Mütter.<br />

Die gewachsene Bedeutung der <strong>Frauen</strong>politik schlug sich auch in<br />

der Organisation der Kabinette im Bund und in den Ländern nieder.<br />

In den 80er-Jahren musste sich die <strong>Frauen</strong>politik noch ihren Platz<br />

erkämpfen. Für die Gleichstellung waren in den Parlamenten noch<br />

keine eigenen Ministerien zuständig, die einzelnen Themen fanden<br />

in unterschiedlichen Ressorts statt. 1993 wurde in Bayern im Ministerium<br />

für Arbeit, Sozialordnung, Familie, <strong>Frauen</strong> und Gesundheit<br />

eine eigene Abteilung für <strong>Frauen</strong>politik gegründet, im Bund war<br />

dies schon 1987 geschehen. Mit der Aufwertung zum eigenen Ressort<br />

konnten jetzt politische Ziele formuliert und Schwerpunkte<br />

gesetzt und von der Opposition eingefordert werden.<br />

Klaudia Martini<br />

1986–1991<br />

Regierungsbezirk:<br />

Schwaben<br />

Karin Radermacher<br />

1986–2008<br />

Regierungsbezirk:<br />

Unterfranken<br />

Gleichstellung, wo der Staat die Verantwortung hat<br />

Die Wiedervereinigung bot für die <strong>Frauen</strong> die große Chance, neu<br />

über Gleichstellung zu diskutieren. Über alle Parteigrenzen hinweg<br />

wurde 1994 die Ergänzung von Artikel 3 im Grundgesetz beschlossen.<br />

In Absatz 2 stand jetzt: „Der Staat fördert die tatsächliche<br />

Durchsetzung der Gleichberechtigung von <strong>Frauen</strong> und Männern<br />

und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin.“ Die SPD<br />

hätte sich mehr gewünscht, aber ausführliche Maßnahmen zur<br />

<strong>Frauen</strong>förderung im Gesetz waren nicht mehrheitsfähig. Jedoch<br />

Dr. Dorle Baumann<br />

1990–2003<br />

Regierungsbezirk:<br />

Oberbayern<br />

12/2017 DER FREISTAAT<br />

Bayerische Schriften für soziale Demokratie<br />

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