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FMag 100 J Frauen

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Mut und starke Argumente: <strong>Frauen</strong> und <strong>Frauen</strong>politik in der SPD-Landtagsfraktion<br />

ihre Gründe für den Schwangerschaftsabbruch zu nennen. Andernfalls<br />

wurde ihnen der notwendige Beratungsschein verwehrt, ohne<br />

den eine legale Abtreibung nicht möglich war. Zudem sollte Ärzten<br />

und medizinischen Einrichtungen vorgeschrieben werden, höchstens<br />

ein Viertel ihrer Einkünfte mit Abtreibungen zu erzielen. Bei<br />

Zuwiderhandlung drohte ihnen unter anderem eine Freiheitsstrafe.<br />

Mit dieser Einschränkung sollten vor allem Abtreibungsambulanzen<br />

in München und Nürnberg zur Aufgabe gezwungen werden.<br />

Im Bayerischen Landtag schlugen die Debatten hohe Wellen. Die<br />

SPD-Fraktion kämpfte im Parlament gegen die Rechtsunsicherheit,<br />

der <strong>Frauen</strong> durch den angekündigten Sonderweg ausgesetzt<br />

waren. Gegen das Votum der Opposition setzte die CSU am 21. Juli<br />

1996 das Bayerische Schwangerenberatungsgesetz durch, nach<br />

einem 90-stündigen Debattenmarathon in den Ausschüssen.<br />

Ruth von Truchseß<br />

1994–2003<br />

Regierungsbezirk:<br />

Unterfranken<br />

SPD-Fraktionsvorsitzende Renate Schmidt kritisierte, dass die<br />

neuen Regelungen zulasten der „Ärztinnen und Ärzte gingen, die<br />

<strong>Frauen</strong> in Konflikt- und Notsituationen helfen und auch zulasten<br />

ungeborenen Lebens. Das Bundesrecht wird in Bayern eindeutig<br />

verletzt.“ Dieser Einschätzung folgte 1997 das Bundesverfassungsgericht.<br />

Als „großartigen Erfolg für Bayerns <strong>Frauen</strong> und für die SPD<br />

begrüßte Renate Schmidt das Urteil zum bayerischen Sonderweg<br />

beim § 218: „Mit diesem eindeutigen Urteil sind alle umstrittenen<br />

Teile des bayerischen Schwangerenhilfeergänzungsgesetzes als<br />

Renate Schmidt (rechts) mit<br />

ihrer Kontrahentin in der Marathon-Debatte<br />

zum § 218, die<br />

im Juli 1996 geführt wurde.<br />

Foto: Mächler/dpa<br />

12/2017 DER FREISTAAT<br />

Bayerische Schriften für soziale Demokratie<br />

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