FMag 100 J Frauen

Sozial – demokratisch – stark: 100 Jahre Politik von Frauen für Bayern
Die Frauenquote öffnet Türen – durchgehen
muss man selbst
Die stellvertretende Fraktionsvorsitzende Dr. Simone
Strohmayr im Gespräch mit ver.di-Chefin Luise Klemens
Strohmayr: Ist ver.di eine Frauengewerkschaft?
Klemens: Seit 2010 ist der Anteil der weiblichen Mitglieder gestiegen.
Und das liegt natürlich auch daran, dass wir uns um sogenannte
Frauenberufe und die Belange von Frauen intensiv
kümmern.
Strohmayr: Für Frauen haben Sie ja auch eine Menge bewegt.
Klemens: Ja, 2015 war die große Tarifrunde für die Sozial- und Erziehungsdienste.
Da sind weit überwiegend Frauen beschäftigt. Uns
ging es da nicht um die Frage der Entgelterhöhung, also wie viele
Prozente rumkommen, sondern auch um eine Aufwertung. Die ist
uns ganz gut gelungen. Ganz viele Eltern haben gesagt: „Ja, das
stimmt. Unser höchstes Gut, unsere Kinder, vertrauen wir Menschen
an, die schlecht bezahlt sind oder die nicht so gut bezahlt
sind, wie sie sollten.“
Strohmayr: Das kann ich nur unterstützen. Wir hatten zur selben Zeit
in Augsburg Aktionen zum Equal Pay Day, die mit verschiedenen
Frauenverbänden stattfanden. Das ist gut angekommen.
Klemens: Ja, wir hatten Erfolg. Und da muss man auch ansetzen:
Berufe mit sozialer Verantwortung müssen anders honoriert werden.
Da ist natürlich der Tarifvertrag und wie man ihn gestaltet eine
wichtige Stellschraube. 2015 war das Jahr mit den meisten Streiktagen
bundesweit. Da sind viele Frauen auf die Straße gegangen,
obwohl sie sich Sorgen machten: „Ich kann doch gar nicht streiken,
ja was passiert mit den Kindern oder mit den zu Pflegenden?“ Und
dass es dann 2015 so eine breite Streikbeteiligung gegeben hat,
zeigt einfach, dass die Not groß war.
Strohmayr: Und wie viele Ihrer Mitglieder sind Frauen?
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12/2017 DER FREISTAAT
Bayerische Schriften für soziale Demokratie