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FMag 100 J Frauen

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Sozial – demokratisch – stark: <strong>100</strong> Jahre Politik von <strong>Frauen</strong> für Bayern<br />

Grundschullehrerinnen verdienen mehr!<br />

Ilona Deckwerth<br />

Die Grundschulen sind eine weibliche Domäne.<br />

Gerade 8,8 Prozent der Lehrkräfte an<br />

dieser Schulart sind in Bayern männlich. An<br />

vielen Grundschulen sind die einzigen Männer,<br />

die die Schülerinnen und Schüler zu sehen<br />

bekommen, Hausmeister oder Schulleiter. Der<br />

Anteil der männlichen Lehrkräfte steigt mit<br />

dem Alter der Schüler und Schülerinnen an<br />

den unterschiedlichen Schulformen und der<br />

Höhe des Schulabschlusses. An der Realschule<br />

sind schon 35 Prozent Männer tätig und am<br />

Gymnasium 46 Prozent. Ändern wird sich an<br />

diesen Verhältnissen wenig, das machen die<br />

aktuellen Ausbildungszahlen deutlich.<br />

Wie auch in anderen Berufsfeldern, die weiblich<br />

dominiert sind, zeigt sich auch bei den<br />

Grundschullehrerinnen die besonders drastische<br />

Auswirkung des Gender Pay Gap. Es ist<br />

offensichtlich: Wo viele <strong>Frauen</strong> beschäftigt<br />

sind, gibt es weniger Geld. Grundschullehrerinnen<br />

werden als Beamtinnen in A 12 niedriger<br />

eingestuft als ihre Kollegen der anderen<br />

Schulformen, die meist nach A 13 bezahlt werden.<br />

Die unterschiedliche Besoldung stammt<br />

noch aus dem 19. Jahrhundert, als die Ausbildung<br />

zum Grundschullehramt nicht akademisch<br />

war. Längst setzt die Lehrtätigkeit an<br />

Grundschulen ein Hochschulstudium voraus.<br />

In vielen Köpfen ist die pädagogische Arbeit<br />

mit Kindern aber noch immer weniger wert<br />

als die Tätigkeit an anderen Schulen.<br />

Ein von der Gewerkschaft Erziehung und<br />

Wissenschaft (GEW) in Auftrag gegebenes<br />

Rechts gutachten wertet die unterschiedliche<br />

Bezahlung jetzt als Diskriminierung von <strong>Frauen</strong>.<br />

Für die Juristinnen steht fest, dass es sich<br />

um eine versteckte Diskriminierung handelt.<br />

Denn die Besoldungsvorschriften seien zwar<br />

geschlechtsneutral formuliert. Doch aufgrund<br />

des hohen <strong>Frauen</strong>anteils findet eine Diskriminierung<br />

von <strong>Frauen</strong> statt. Auch männliche<br />

Grundschullehrer sind benachteiligt. Sie haben<br />

einfach das Pech, einen typischen <strong>Frauen</strong>beruf<br />

gewählt zu haben.<br />

Die höheren Gehälter in weiterführenden<br />

Schulen werden dem Gutachten zufolge mit<br />

der Ausbildung, Leistung und Verantwortung<br />

in dem Beruf begründet. Auch hier spiegelt<br />

sich die geringe Wertschätzung der pädagogischen<br />

Arbeit mit jüngeren Kindern. Wo doch<br />

gerade in den ersten Schuljahren wichtige<br />

Weichen gestellt werden, und das in einer<br />

Schulart, in der alle Kinder noch gemeinsam<br />

im Unterricht sitzen.<br />

In vielen Bundesländern ist die Ausbildung inzwischen<br />

für alle Schulformen längst ähnlich<br />

lang. Die Arbeit in Grundschulen stellen nach<br />

dem Gutachten zwar andere Anforderungen<br />

als die Tätigkeit in weiterführenden Schulen.<br />

Diese seien jedoch gleichwertig und müssten<br />

daher gleich bezahlt werden.<br />

Grundschullehrerinnen werden nicht nur<br />

schlechter bezahlt, sie haben auch weniger<br />

Karrierechancen als ihre Kollegen und Kolleginnen<br />

von anderen Schularten. An den weiterführenden<br />

Schulen können die Lehrkräfte<br />

innerhalb ihrer Laufbahnen aufsteigen. Für<br />

98<br />

12/2017 DER FREISTAAT<br />

Bayerische Schriften für soziale Demokratie

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