FMag 100 J Frauen
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Sozial – demokratisch – stark: <strong>100</strong> Jahre Politik von <strong>Frauen</strong> für Bayern<br />
Gleichstellung in den Kirchen: Da ist noch viel Luft<br />
nach oben<br />
Diana Stachowitz<br />
Nicht nur in der katholischen Kirche, auch für<br />
die evangelischen Christinnen ist bei der<br />
Gleichstellung mit Männern noch viel zu tun.<br />
Die BayernSPD-Landtagsfraktion bietet evangelischen<br />
und katholischen <strong>Frauen</strong> Dialogplattformen<br />
zur Begegnung, zur gemeinsamen<br />
Standortbestimmung und zum Austausch von<br />
Erfahrungen, Erfolgen und Forderungen. Wir<br />
laden zu Christinnentagen, Kirchenempfängen<br />
und Podiumsdiskussionen ein.<br />
Es gab sie schon immer. Sie hießen Deborah<br />
und Ruth, Maria Magdalena, Priska, Hildegard<br />
von Bingen, Katharina von Bora, Edith Stein,<br />
Ellen Ammann. Sie standen den Männern in<br />
dem, was sie forderten und taten, in nichts<br />
nach. Sie gewannen Schlachten, sie führten<br />
Gemeinden, sie schrieben Geschichte, religiös<br />
und politisch.<br />
Die Lehre Jesu lautet: Vor Gott sind alle Menschen<br />
gleich. Vor allem dieser emanzipatorische<br />
Aspekt war für die rasche Verbreitung des Urchristentums<br />
verantwortlich. Es ist historisch<br />
belegt, dass sich anfänglich vor allem <strong>Frauen</strong><br />
zum damals neuen Glauben bekannten. Und<br />
dann? Je mehr sich die christliche Kirche institutionalisierte,<br />
desto stärker wurde, in Anlehnung<br />
an die Gesellschaftsstruktur, die männliche Vorherrschaft.<br />
In der Reformation hat Martin Luthers<br />
Forderung, dass auch <strong>Frauen</strong> die Schule<br />
besuchen und lesen lernen sollten, einen Grundstein<br />
zur Gleichstellung gelegt.<br />
„Wir werden allesamt durch die Taufe zu<br />
Priestern“, hat Luther gesagt. Aber tatsächlich<br />
sind <strong>Frauen</strong> in den Kirchen in den Funktionen<br />
den Männern immer noch nicht gleichgestellt.<br />
Seit dem Beschluss der Evangelischen Kirche<br />
in Deutschland (EKD) von 1989, in kirchlichen<br />
Gremien den Anteil von Männern und <strong>Frauen</strong><br />
auszugleichen, hat sich der <strong>Frauen</strong>anteil auf<br />
rund 50 Prozent erhöht. Der Anteil der Pfarrerinnen<br />
beträgt ein Drittel. Bayern liegt gut<br />
40 Jahre nach Einführung der <strong>Frauen</strong>ordination<br />
mit 37 Prozent knapp darüber. Bei den Ehrenamtlichen<br />
ist das Verhältnis genau umgekehrt,<br />
in Bayern wie in Deutschland sind zwei Drittel<br />
der kirchlichen Ehrenamtlichen <strong>Frauen</strong>.<br />
Je höher wir in der kirchlichen Hierarchie nach<br />
oben klettern, desto dünner wird die Luft für<br />
<strong>Frauen</strong>. Jede Frau hat die Chance, eine Führungsposition<br />
einzunehmen, sagt die Evangelische<br />
Landeskirche in Bayern. Aber es gibt zu<br />
wenige, die das anstreben oder sich zutrauen.<br />
Warum? Viele <strong>Frauen</strong> wollen sich das „nicht<br />
antun“. Sie fürchten Belastungen und Einschränkungen<br />
im familiären Bereich, oder sie<br />
scheuen vielleicht die Konfrontation mit<br />
männlichen Kollegen, wenn es um die Macht<br />
im Amt geht. Bis 1997 galt in Bayern noch der<br />
„Vetoparagraf“ – ein Pfarrer konnte sich aus<br />
Gewissensgründen weigern, mit einer Frau<br />
zusammenzuarbeiten.<br />
Nicht nur in der evangelischen Kirche ist<br />
Gleichstellung ein Thema. Auch die katholischen<br />
<strong>Frauen</strong> als tragende Säulen der Gemeindearbeit<br />
wünschen und erwarten schon<br />
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12/2017 DER FREISTAAT<br />
Bayerische Schriften für soziale Demokratie