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FMag 100 J Frauen

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Sozial – demokratisch – stark: <strong>100</strong> Jahre Politik von <strong>Frauen</strong> für Bayern<br />

Die vergessenen Helfer: pflegende Angehörige<br />

Ruth Waldmann<br />

Zu Hause leben in den eigenen vier Wänden<br />

und von den Familienangehörigen umsorgt<br />

werden – das wünschen sich die meisten von<br />

uns, wenn sie pflegebedürftig werden. Tatsächlich<br />

werden etwa 70 Prozent aller Pflegebedürftigen<br />

zu Hause gepflegt, ca. zwei Drittel<br />

durch Familienmitglieder. Für die pflegenden<br />

Angehörigen stellt das oftmals eine große Herausforderung<br />

dar – psychisch, körperlich und<br />

auch, was die Organisation angeht. Sie haben<br />

keine entsprechende Ausbildung und müssen<br />

lernen, wie Pflege funktioniert. Sie bewältigen<br />

ihren Alltag – bringen Pflege, Familie, Beruf<br />

unter einen Hut und versuchen, dabei selbst<br />

gesund zu bleiben.<br />

Meist sind es <strong>Frauen</strong>, die sich um die Pflege<br />

ihrer Angehörigen kümmern und deshalb gar<br />

nicht oder nur in Teilzeit arbeiten. Das führt<br />

zu sinkenden Renten und zu Altersarmut, von<br />

der ohnehin besonders <strong>Frauen</strong> betroffen sind.<br />

Wir müssen <strong>Frauen</strong> vor dem sozialen Abstieg<br />

schützen und weiter an Lösungen für dieses<br />

Problem arbeiten. Dazu gehört zum Beispiel,<br />

dass wir bei der Anrechnung von Pflegezeiten<br />

bei der Rente weiter nachbessern.<br />

Pflegende Angehörige können jede Unterstützung<br />

und Entlastung gebrauchen und sind auf<br />

eine gute Beratung angewiesen. Deshalb<br />

kämpfen wir als SPD-Landtagsfraktion seit<br />

Jahren für einen verstärkten Ausbau von Pflegestützpunkten<br />

und Fachstellen für pflegende<br />

Angehörige. Erfreulicherweise haben wir nun<br />

endlich Erfolge erzielt. Die Staatsregierung<br />

muss auf unseren Druck hin ein Konzept zum<br />

Ausbau der Beratungsangebote vorlegen. Dies<br />

ist dringend notwendig, denn Bayern hinkt im<br />

Vergleich zu anderen Bundesländern hier noch<br />

hinterher. Pflegestützpunkte sind eine unerlässliche<br />

Hilfe für Familien, die mit der Pflege<br />

ihrer Angehörigen konfrontiert werden. Wir<br />

möchten, dass es für alle leicht ersichtlich ist,<br />

wo man wohnortnah Hilfe und Beratung in<br />

Anspruch nehmen kann, und zwar flächendeckend<br />

– in der Stadt und auch in ländlichen<br />

Gegenden.<br />

Nicht vergessen dürfen wir, dass auch junge<br />

Menschen pflegebedürftig sein können. Familien<br />

von chronisch erkrankten und behinderten<br />

Kindern und Jugendlichen sind meist in<br />

besonderem Maße belastet, gesundheitlich<br />

und sozial benachteiligt sowie finanziell<br />

schlechter gestellt. Auch für diese spezielle<br />

Zielgruppe brauchen wir bessere Beratungsund<br />

Unterstützungsangebote mit kompetenten<br />

Ansprechpartnerinnen, die sich für die<br />

vollständige Teilhabe der Kinder und Jugendlichen<br />

mit besonderem Bedarf einsetzen.<br />

In letzter Zeit hat sich auf Bundesebene einiges<br />

getan in der Pflege. Mit den von der SPD vorangebrachten<br />

Neuregelungen im Pflegezeitgesetz<br />

und im Familienpflegezeitgesetz wird<br />

pflegenden Angehörigen die Vereinbarkeit von<br />

Beruf und Pflege erleichtert. Außerdem gibt es<br />

die Möglichkeit von Lohnersatzleistungen oder<br />

zinslosen Darlehen, um den Verdienstausfall zu<br />

kompensieren. Das ermöglicht mehr Flexibilität<br />

für die Pflegenden. Weiterhin haben die<br />

Pflegestärkungsgesetze zu einer besseren An-<br />

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12/2017 DER FREISTAAT<br />

Bayerische Schriften für soziale Demokratie

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