FMag 100 J Frauen
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Sozial – demokratisch – stark: <strong>100</strong> Jahre Politik von <strong>Frauen</strong> für Bayern<br />
Das bisschen Haushalt: von Feminismus und<br />
Gleichberechtigung beim staatlichen Geldausgeben<br />
Susann Biedefeld<br />
Manchmal gibt es furchtbar sperrige und obendrein „denglische“<br />
Wörter, die trotzdem eine fantastische Idee beschreiben. „Gender<br />
Mainstreaming“ ist eines davon. Gemeint ist schlicht und ergreifend<br />
Gleichberechtigung zwischen Männern und <strong>Frauen</strong>, zwischen<br />
Jungen und Mädchen – Gleichberechtigung, die durch politische<br />
Entscheidungen erreicht werden kann. Bereits 1999 wurde im EU-<br />
Vertrag von Amsterdam beschlossen, Gender Mainstreaming in<br />
allen relevanten Politikbereichen durchzusetzen. In der Praxis bedeutet<br />
das, dass zum Beispiel Haushaltsentscheidungen in gleichen<br />
Teilen Männern und <strong>Frauen</strong> zugutekommen. Genannt wird<br />
das Ganze „Gender Budgeting“ – ja, noch ein furchtbares Wort.<br />
Auf den ersten Blick scheint es schwer vorstellbar, dass Haushaltsentscheidungen<br />
Männer und Jungen mehr nützen könnten als <strong>Frauen</strong><br />
und Mädchen. Ein klassisches Beispiel beweist jedoch, dass Haushaltsentscheidungen<br />
immer auch mehr oder weniger Gender Mainstreaming<br />
bedeuten: Wird Geld in Kitas investiert, erhöht sich die<br />
Anzahl der <strong>Frauen</strong>, die ebenfalls arbeiten gehen können und oft auch<br />
müssen. Wird dieses Geld gestrichen und Kitaplätze fallen weg, sind<br />
die (in den meisten Fällen schlechter verdienenden) Mütter gezwungen,<br />
ihren Job an den Nagel zu hängen – mit Nachteilen für ihre Rente,<br />
einem schlechteren Familieneinkommen und weniger Absicherung.<br />
Dieser Fall zeigt auch deutlich, dass mit Gender Budgeting nicht von<br />
einer Bevorteilung der Frau gesprochen werden kann: Durch die Möglichkeit,<br />
dass Mütter durch eine gute staatliche Kinderbetreuung (die<br />
im besten Fall kostenlos ist!) auch arbeiten gehen können, werden<br />
mehr Männer längerfristig wiederum ihre Arbeitszeit reduzieren können<br />
und mehr Zeit mit der Familie verbringen. Win – win für alle!<br />
Auch andere, nicht so auf der Hand liegende Haushaltsentscheidungen<br />
betreffen in ihrer Wirkung Männer und <strong>Frauen</strong> unterschiedlich.<br />
In Schweden – das als Vorreiter im Gender Budgeting in Europa gilt –<br />
wurde etwa beratschlagt, ob im Winter am Morgen grundsätzlich<br />
zuerst Gehwege und dann Straßen oder besser umgekehrt von<br />
Schnee befreit werden sollten. Statistiken zeigten: Die Gehwege<br />
werden am frühen Morgen deutlich mehr von <strong>Frauen</strong> benutzt, die<br />
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12/2017 DER FREISTAAT<br />
Bayerische Schriften für soziale Demokratie