FMag 100 J Frauen
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Die <strong>Frauen</strong>quote öffnet Türen – durchgehen muss man selbst<br />
Klemens: <strong>Frauen</strong> wollen gern etwas mit Menschen<br />
und Sinnstiftendes machen. Das sind<br />
zwar alles ganz wichtige Überlegungen für<br />
die Berufsentscheidung. Aber ich finde, man<br />
muss den jungen <strong>Frauen</strong> sagen: „Schaut einfach<br />
drauf, was ihr da für ein Einkommen<br />
haben werdet.“<br />
Strohmayr: Es braucht Selbstbewusstsein und<br />
Aufklärung. Ich denke jetzt an ein Buch, das<br />
von Helma Sick und Renate Schmidt geschrieben<br />
wurde.<br />
Klemens: Genau „Ein Mann ist keine Altersvorsorge“.<br />
Strohmayr: Denn wenn ich sehe, dass in meinem<br />
Alter – ich bin 49 – nur 25 Prozent der<br />
<strong>Frauen</strong> es schaffen, sich so viel Rente zu erarbeiten,<br />
dass sie selbstständig davon leben können,<br />
dann erschrecke ich. Zwei Drittel dieser<br />
<strong>Frauen</strong> sind bis ins hohe Alter entweder auf<br />
einen Mann angewiesen, der sie unterstützt,<br />
oder auf Sozialhilfe.<br />
Klemens: Ja, klar. Altersarmut steht und fällt<br />
mit der Arbeit.<br />
Strohmayr: Das ist dramatisch und genau die<br />
Situation von vielen <strong>Frauen</strong> in Bayern. Ich finde,<br />
das muss man jungen <strong>Frauen</strong> immer wieder<br />
bewusst machen. Aufklärung ist wichtig.<br />
Klemens: Ja, genau, das ist gut. Wenn man erst<br />
mit 50 anfängt, darüber nachzudenken, ist es<br />
zu spät. Und da muss man auch ansetzen und<br />
sagen: Was kann man denn selber tun? Und<br />
bei der Berufswahl kann man da die Weichen<br />
stellen. Also Augen auf bei der Berufswahl!<br />
Dann darf man sich als Frau nicht in Teilzeit<br />
abdrängen lassen, <strong>Frauen</strong> sollten sich die Entscheidung,<br />
wegen der Kinder zu Hause zu<br />
bleiben, sehr genau überlegen. Also nicht nur<br />
für den Moment entscheiden.<br />
Strohmayr: Oder mit dem Lebenspartner klären,<br />
wer wann zu Hause bleibt.<br />
Klemens: Ja, genau. Und nicht in dem Moment,<br />
wo das Kind da ist und das alles wunderbar<br />
ist, um hinterher festzustellen, also da<br />
hat man jetzt echt mit Zitronen gehandelt.<br />
Strohmayr: <strong>Frauen</strong> müssen erkennen, wie wichtig<br />
finanzielle Unabhängigkeit für sie ist, und<br />
auch danach handeln, und Männer müssen sie<br />
dabei unterstützen. Doch das ist nur ein Aspekt.<br />
Die Wirtschaft muss lernen umzudenken.<br />
Das ist vor allem ein Appell an die Unternehmen.<br />
Sie müssen andere Arbeitsmodelle einführen.<br />
Der normale, der Achtstundentag ist<br />
vielleicht nicht mehr das Optimale, vielleicht<br />
müssen es sechs Stunden sein.<br />
Klemens: Da kann man nach Skandinavien<br />
schauen. Da ist es eben nicht mehr so, dass die<br />
Topleister Tag und Nacht im Büro sitzen, sondern<br />
dass man eher drauf schaut: Na, der<br />
schafft die Arbeit wohl irgendwie nicht in der<br />
regulären Zeit. Oder dass auch prominente<br />
Politiker und Politikerinnen um 17 Uhr mit der<br />
Familie in der Stadt gesehen werden. Dort<br />
heißt es nicht: „Ah, der hat wohl nichts zu<br />
tun.“<br />
Strohmayr: Das war für unseren Arbeitskreis<br />
<strong>Frauen</strong> in der SPD-Landtagsfraktion auf unserer<br />
Schwedenreise wirklich auch eines der einprägsamsten<br />
Erlebnisse: Es gibt einen gesellschaftlichen<br />
Konsens, der da heißt: Recht auf<br />
Privatzeit – egal, ob es die Kinder, den Hund<br />
oder sonst etwas betrifft.<br />
12/2017 DER FREISTAAT<br />
Bayerische Schriften für soziale Demokratie<br />
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