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FMag 100 J Frauen

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Sozial – demokratisch – stark: <strong>100</strong> Jahre Politik von <strong>Frauen</strong> für Bayern<br />

Wenn „Liebe“ wehtut – <strong>Frauen</strong>häuser<br />

in Bayern stärken!<br />

Ruth Müller<br />

Die Zahlen sind erschreckend: 40 Prozent der<br />

<strong>Frauen</strong> in Deutschland haben nach einer Studie<br />

des Bundesministeriums für Familie, Senioren,<br />

<strong>Frauen</strong> und Jugend seit ihrem 16. Lebensjahr<br />

körperliche und/oder sexuelle Gewalt erlebt.<br />

Und 25 Prozent der in Deutschland lebenden<br />

<strong>Frauen</strong> haben Gewalt durch aktuelle oder frühere<br />

Beziehungspartner erlitten und zählen<br />

deshalb zu den Opfern häuslicher Gewalt.<br />

Viele davon brauchen dringend Schutz, Beratung<br />

und Hilfe. Seit im Jahr 1978 in München<br />

das erste <strong>Frauen</strong>haus in Bayern eröffnet wurde,<br />

hat sich gesellschaftlich einiges verändert.<br />

Mittlerweile gibt es 38 <strong>Frauen</strong>häuser im Land,<br />

und die Anzahl der <strong>Frauen</strong> und Kinder, die in<br />

einem <strong>Frauen</strong>haus Zuflucht finden, ist in den<br />

letzten Jahren nahezu unverändert geblieben:<br />

2013<br />

1685<br />

<strong>Frauen</strong><br />

mit<br />

1730<br />

Kindern<br />

2014<br />

1539<br />

<strong>Frauen</strong><br />

mit<br />

1597<br />

Kindern<br />

2015<br />

1564<br />

<strong>Frauen</strong><br />

mit<br />

1696<br />

Kindern<br />

2016<br />

1558<br />

<strong>Frauen</strong><br />

mit<br />

1638<br />

Kindern<br />

Die Staatsregierung nimmt diese Zahlen bedauerlicherweise<br />

nicht zum Anlass, den staatlichen<br />

Zuschuss so zu erhöhen, dass eine gute<br />

Beratung und Betreuung der <strong>Frauen</strong> und Kinder<br />

möglich ist. Durchschnittlich erhält ein<br />

<strong>Frauen</strong>haus in Bayern rund 25000 Euro vom<br />

Freistaat Bayern. Hinter den bloßen Zahlen<br />

verbergen sich oft jahrelange Schicksale und<br />

Martyrien, die einer professionellen Aufarbeitung<br />

und Begleitung bedürfen. Deshalb wäre<br />

es dringend geboten, die Stellen für Erzieherinnen,<br />

Sozialpädagoginnen und Betreuerinnen<br />

an die aktuellen Bedarfe anzupassen.<br />

Das bayerische Sozialministerium hat beim<br />

Institut für empirische Soziologie an der Friedrich-Alexander-Universität<br />

Erlangen-Nürnberg<br />

eine Studie zur Bedarfsermittlung in Auftrag<br />

gegeben, die im Frühjahr 2016 zu dem Ergebnis<br />

gekommen ist, dass<br />

der Bedarf an <strong>Frauen</strong>hausplätzen in Bayern<br />

nicht ausreichend gedeckt ist und derzeit<br />

jede zweite Frau abgewiesen werden muss,<br />

die Verweildauer in den <strong>Frauen</strong>häusern<br />

aufgrund eines erhöhten Unterstützungsbedarfs<br />

und psychosozialer multipler Problemlagen<br />

zunimmt,<br />

gerade in den Ballungsräumen bezahlbarer<br />

Wohnraum für alleinerziehende <strong>Frauen</strong> mit<br />

Kindern schwer zu finden ist und deshalb<br />

mehr Zeit im <strong>Frauen</strong>haus verbracht wird,<br />

die Stellenkapazitäten in den <strong>Frauen</strong>häusern<br />

für eine fachgerechte Arbeit nicht ausreichend<br />

sind,<br />

die Finanzierung für genügend qualifiziertes<br />

Personal nicht ausreicht,<br />

Präventionsarbeit im Rahmen der vorhandenen<br />

Stellen und Mittel nicht geleistet<br />

werden kann,<br />

besondere Zielgruppen, wie z. B. <strong>Frauen</strong> mit<br />

Behinderung, <strong>Frauen</strong> mit älteren Söhnen<br />

oder Flüchtlingsfrauen, durch die bestehenden<br />

Angebote bisher kaum geschützt oder<br />

unterstützt werden können.<br />

66<br />

12/2017 DER FREISTAAT<br />

Bayerische Schriften für soziale Demokratie

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