FMag 100 J Frauen
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Die <strong>Frauen</strong>quote öffnet Türen – durchgehen muss man selbst<br />
Strohmayr: Es muss auch ein Gegengewicht da sein.<br />
Klemens: Genau. Aber ganz viele Beschäftigte sagen nach wie vor:<br />
„Na ja, ich regle das für mich allein.“ Das funktioniert nur zum Teil.<br />
Ich beobachte, dass für uns oftmals junge Leute erreichbar sind,<br />
wenn sie in der Ausbildung sind, und dann eigentlich erst wieder<br />
so um die 30, wenn sie feststellen, Vorstandsmitglied werde ich<br />
jetzt wohl doch nicht. Dann suchen sie wieder eine starke Interessenvertretung.<br />
Aber so dazwischen ist es wirklich so, viele glauben,<br />
es geht ohne, bis sie halt Erfahrungen machen, also ohne Gewerkschaft<br />
geht es auch nicht.<br />
Strohmayr: Wann sind Sie denn zu ver.di gekommen, wie waren Ihr<br />
Berufsweg und Ihr Karriereweg bis an die Spitze von ver.di?<br />
Klemens: Na ja, das fing damit an, dass ich irgendwann Gewerkschaftsmitglied<br />
wurde. Und ich bin Gewerkschaftsmitglied geworden,<br />
weil ich eine Ausbildung angefangen habe und meine<br />
Betriebsratsvorsitzende gesagt hat: „Hey, wir sind hier alle Ge -<br />
werkschaftsmitglied, du auch.“<br />
Strohmayr: Sanfter Druck.<br />
Klemens: Und Gemeinschaft entsteht eben auch, wenn man Menschen<br />
fragt, ob sie Mitglied werden wollen. Und dann habe ich 1990<br />
eine hauptamtliche Stelle in unserem jugendpolitischen Bereich<br />
angetreten. Und dann kam auch dazu, dass ich mich irgendwann<br />
für eine Wahlfunktion zur Verfügung gestellt habe. Natürlich gibt<br />
es bei ver.di die <strong>Frauen</strong>quote. Aber die Quote öffnet nur Türen,<br />
durchgehen muss man schon selbst.<br />
Luise Klemens ist seit 17. April 2010 Landesbezirksleiterin der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft<br />
ver.di in Bayern. Sie wurde bei der vierten ordentlichen<br />
Landesbezirkskonferenz 2015 mit über 94 Prozent wiedergewählt.<br />
12/2017 DER FREISTAAT<br />
Bayerische Schriften für soziale Demokratie<br />
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