07.12.2017 Aufrufe

FMag 100 J Frauen

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Die <strong>Frauen</strong>quote öffnet Türen – durchgehen muss man selbst<br />

Klemens: Da hat sich bisher noch nichts verändert.<br />

Strohmayr: Und das ist genau der Punkt, der mich am meisten nervt.<br />

Wenn wir in andere europäische Länder schauen, dann sehen wir,<br />

dass die Lohnlücke bei uns in Deutschland mit am größten ist. Insofern<br />

ist es gut, dass wir jetzt auf Bundesebene ein wirksames Instrument<br />

geschaffen haben. Damit haben <strong>Frauen</strong>, aber auch alle<br />

Mitarbeiter, einen verbindlichen Auskunftsanspruch. Denn nur wer<br />

weiß, was man verdient, kann auch über einen fairen Lohn verhandeln.<br />

Klemens: Aber eigentlich ist es beschämend, dass wir so etwas<br />

überhaupt brauchen. Und wenn man sich anschaut, was im Gesetzesentwurf<br />

drinstand und übrig geblieben ist, dann ist das auch<br />

beschämend. Zum Beispiel, dass das Gesetz nur für Unternehmen<br />

mit mehr als 200 Beschäftigten gilt. Das ist für die große Koalition<br />

schon schwach.<br />

Strohmayr: Zu einer demokratischen Politik gehört, dass Kompromisse<br />

gefunden werden. Das ist dann nicht immer unbedingt die<br />

ganze Hand, sondern manchmal auch nur der kleine Finger. Was das<br />

Gesetz angeht: Wir müssen da natürlich dranbleiben. Aber ein erster<br />

Schritt ist getan.<br />

Klemens: Das sehe ich auch so, es ist ein erster Schritt, dem aber<br />

weitere Schritte folgen müssen. Also dass es eben auch in allen Unternehmen<br />

gilt und nicht nur in den großen. Und das ist deswegen<br />

ein erster Schritt, weil es ja die individuelle Ebene betrifft. Es erfordert<br />

für die einzelne Frau viel Mut, nachzufragen. Die viel entscheidendere<br />

Frage ist ja, zu schauen, was im System nicht stimmt.<br />

Sowohl was sicherlich auch Tarifverträge angeht, aber auch in der<br />

Personalpolitik der Unternehmen.<br />

Strohmayr: Gibt es Erkenntnisse zum Gender-Pay-Gap? Beispielsweise,<br />

in welchen Altersgruppen es besonders groß ist?<br />

Klemens: Ein Riesenproblem ist hier das Thema Teilzeit. Also dass<br />

<strong>Frauen</strong> wegen der Familie in Teilzeit gehen. Und solange es keinen<br />

Rechtsanspruch auf Rückkehr in Vollzeit gibt, ändert sich nicht viel.<br />

Dann passiert auch bei den Lohnsteigerungen nicht viel. Wir brauchen<br />

also ein Rückkehrrecht in Vollzeit!<br />

12/2017 DER FREISTAAT<br />

Bayerische Schriften für soziale Demokratie<br />

45

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!