FMag 100 J Frauen
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Die Kämpferin | Im Gespräch mit Renate Schmidt<br />
Schließlich bin ich als ordentliches Mitglied in zwei Ausschüsse gekommen.<br />
Wunderbar! Und weil ich dann in zwei Ausschüssen Berichterstatterin<br />
war, konnte ich oft reden – für das BAföG im<br />
Bildungsausschuss, und auf anderen Seite dann für Familie und für<br />
<strong>Frauen</strong>politik, schließlich auch noch im Arbeitskries Gleichstellung.<br />
Dadurch hatte ich drei Gremien, in denen ich was getan habe und<br />
reden konnte. Im Ausschuss Jugend, Familie und Gesundheit wurden<br />
damals wichtige Themen behandelt – die Aids-Debatte kam<br />
hinzu. Ich hatte Glück, dass ich gefordert wurde. Es war nicht nur<br />
eigenes Verdienst.<br />
Rapke: Jetzt redet ja heute jeder über Vereinbarkeit von Familie und<br />
Beruf und die Situation ist jetzt um ein Vielfaches besser, als sie es<br />
früher war. Dich hatte es ganz besonders hart getroffen. Du warst<br />
Witwe mit drei Kindern und einem besonders fordernden Beruf. Wie<br />
hast du das alles unter einen Hut gebracht?<br />
Schmidt: Nach dem Tod meines Mannes waren meine beiden älteren<br />
Kinder schon erwachsen, und nur noch der Jüngste, der war 14,<br />
lebte daheim. Eigentlich wollte ich damals im Bundestag aufhören.<br />
Bei meinem früheren Arbeitgeber hatte ich mich bereits erkundigt.<br />
Dann aber organisierten meine Kinder und ich uns als Wohngemeinschaft<br />
neu. Mein Sohn zog mit Freundin wieder zu uns.<br />
Das war eine doch etwas aufreibende Zeit, nicht unbedingt, was<br />
den Bundestag betrifft, sondern weil ich auch Vorsitzende der BayernSPD<br />
wurde. Also war ich auf Bundesebene engagiert und dann<br />
auch noch in Bayern. Das war schon eine etwas anstrengende Zeit,<br />
aber damals war ich ja auch noch jung.<br />
Rapke: Wie schafft man dieses Pensum überhaupt?<br />
Schmidt: Na ja, man steht früh um 5 Uhr auf und geht in der Nacht<br />
um 23 Uhr ins Bett. Und manchmal ist es so, dass man um 23 Uhr<br />
noch die Rede für den nächsten Tag schreiben muss.<br />
Rapke: Das ist hart!<br />
Schmidt: Ja, aber anders kriegt man es nicht hin. Es ist natürlich<br />
immer ein Quäntchen Glück dabei. Aber im Wesentlichen ist es harte<br />
12/2017 DER FREISTAAT<br />
Bayerische Schriften für soziale Demokratie<br />
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