FMag 100 J Frauen
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Sozial – demokratisch – stark: <strong>100</strong> Jahre Politik von <strong>Frauen</strong> für Bayern<br />
zu sein, damit sie nicht mehr von der Gnade und dem Wohlwollen<br />
des anderen Geschlechts abhängig ist.” Der das sagte, war August<br />
Bebel, Mitbegründer der Sozialdemokratie und der erste Mann in<br />
Deutschland, der die <strong>Frauen</strong>unterdrückung öffentlich beschrieb<br />
und ihre Wurzeln aufzudecken versuchte. Er war damit seiner Zeit<br />
weit voraus. Nicht einmal heute, im 21. Jahrhundert, haben ja alle<br />
<strong>Frauen</strong> und Männer die Einsicht, wie wichtig es ist, finanziell unabhängig<br />
zu sein.<br />
Im Jahr 1900 trat das Bürgerliche Gesetzbuch in Kraft. Und wiederum<br />
wurde dort, trotz massiver Proteste von <strong>Frauen</strong>rechtlerinnen,<br />
der Mann als Oberhaupt der Familie bestimmt, der die Entscheidungsbefugnis<br />
in allen familiären Angelegenheiten hatte. Und<br />
damit wurde dieses traditionelle Rollenmodell wiederum auf Jahrzehnte<br />
festgeschrieben.<br />
Was zu damaliger Zeit <strong>Frauen</strong> alles zugemutet wurde, zeigt beispielhaft<br />
der Lehrerinnen-Zölibat. 1880 wurde dieser im Deutschen<br />
Reich per Ministererlass eingeführt.<br />
Er bedeutet, dass Lehrerinnen nicht heiraten durften. Taten sie es<br />
doch, wurden sie gekündigt. Sie verloren damit nicht nur ihre Arbeit,<br />
sondern auch jeglichen Anspruch auf ein Ruhegehalt.<br />
Lehrerinnen-Zölibat<br />
Grundlage für den Lehrerinnen-Zölibat waren arbeitsmarktpolitische<br />
Aspekte und moralische Vorstellungen. Ein Leben lang berufstätig<br />
zu sein entsprach nicht der bürgerlichen <strong>Frauen</strong>rolle. Einer<br />
Doppelbelastung aus Beruf und Familie standzuhalten wurde<br />
<strong>Frauen</strong> nicht zugetraut. Zudem galten berufstätige <strong>Frauen</strong> als unnötige<br />
Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt. Erst im Mai 1957 wurde<br />
die sogenannte Zölibatsklausel für Lehrerinnen vom Bundesarbeitsgericht<br />
aufgehoben.<br />
Deutschland war im Übrigen Schlusslicht in Europa, wenn es um<br />
das Recht von <strong>Frauen</strong> ging, zu studieren. Hier argumentierte man,<br />
dass sie aufgrund ihres kleineren Gehirns nur eingeschränkte kognitive<br />
Fähigkeiten hätten. Außerdem prädestiniere sie ihre Natur<br />
als Gefühlswesen zur Mutter und Hausfrau. Erst 1900 konnten sich<br />
<strong>Frauen</strong> in Freiburg und Heidelberg immatrikulieren.<br />
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12/2017 DER FREISTAAT<br />
Bayerische Schriften für soziale Demokratie