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NeueChorszene 28 - Ausgabe 1/2018

Zeitschrift des Städtischen Musikvereins zu Düsseldorf e.V. Konzertchor der Landeshauptstadt Düsseldorf

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FRAUEN IM HAUSE<br />

MENDELSSOHN<br />

Ute Büchter-Römer<br />

Lea, Dorothea, Henriette, Fanny , Rebecka, Cécile, Enole....! Wer waren die Frauen,<br />

die in der Familie Mendelssohn Männer, Brüder, Söhne, Neffen mit-bestimmten, mit<br />

ihnen lebten, diskutierten und keinesfalls auf ihr eigenes Leben verzichteten?<br />

Zwischen Anpassung und Rebellion, zwischen Selbstfindung und gelebter Familienarbeit<br />

bewegten sich die Frauen der unterschiedlichen Generationen der Mendelssohns.<br />

Da flieht Dorothea ihre Ehe mit dem literarisch Berühmten, da gründet Henriette<br />

in Paris eine Mädchenschule, subtil ironisch fordert Fanny ihre kompositorischen<br />

Veröffentlichungen ein, diskutiert Rebecka politisch und begleitet Enole den berühmten<br />

Geiger am Flügel. Begabte, spannende Frauen treten uns aus dieser Familie über<br />

Generationen entgegen. Angepasst oder revolutionär oder eben beides.<br />

Im Stammbaum zurück<br />

Auf Sarah Levy (1761-1854) sei beim<br />

Blick auf die Frauen im Hause Mendelssohn<br />

die erste Aufmerksamkeit gelenkt.<br />

Sie ist die jüngere Schwester von Bella Salomon,<br />

der Mutter von Lea Mendelssohn,<br />

der wir als Ehefrau von Abraham Mendelssohn<br />

und Mutter von vier musisch hochbegabten<br />

Kindern - Fanny, Felix, Rebecka<br />

und Paul - gleich begegnen werden. Sarah<br />

Levy hat einen musikalischen Grundstein<br />

gelegt, auf dem die leidenschaftliche und<br />

könnerhafte Beschäftigung der Mendelssohns<br />

mit der Musik zu basieren scheint.<br />

Sie war Schülerin des Bach-Schülers Johann<br />

Philipp Kirnberger und unterhielt<br />

persönlichen Kontakt mit Carl Philipp<br />

Emanuel Bach, auch als dieser mit seiner<br />

Familie in Hamburg lebte. In ihrem Besitz<br />

befanden sich eine Fülle von Autographen<br />

der Kompositionen von Johann Sebastian<br />

und Carl Philipp Emanuel Bach, die sie bereits<br />

zu Lebzeiten an die Berliner Singakademie,<br />

an Friedrich Zelter, gegeben hat.<br />

Abschriften der Kompositionen dienten<br />

der Verbreitung und damit dem Musizieren<br />

der bachschen Werke. Hier ist der Ursprung<br />

der Kenntnis Felix Mendelssohns<br />

von Bachs Matthäus-Passion zu finden,<br />

eine Bach-Rezeption war dort in Berlin<br />

üblich, hier war Bach nicht vergessen. Die<br />

Bedeutung dieser<br />

Vorfahrin von<br />

Felix und Fanny<br />

Mendelssohn ist<br />

somit nicht zu<br />

unterschätzen<br />

und zeigt zudem<br />

die außergewöhnliche<br />

Stellung,<br />

auch in der Familie, die diese Frauen<br />

einnahmen.<br />

Lea Mendelssohn, geb. Salomon, heiratete<br />

erst mit <strong>28</strong> Jahren Abraham Mendelssohn.<br />

Sie kannte die Salonieren Henriette<br />

Herz und Rahel Levin wie auch besonders<br />

Sarah Levy. Lea gilt als selbstbewusst<br />

und unabhängig in ihrem Denken:<br />

„Die Briefe, die sie in der Zeit von 1798<br />

bis 1800 an den schwedischen Diplomaten<br />

Carl Gustav von Brinkmann schreibt,<br />

sind die ausführlichsten Zeugnisse für die<br />

Selbständigkeit und Unabhängigkeit ihres<br />

Denkens. Sie tritt ihm gegenüber sehr<br />

NC<strong>28</strong> Seite 12

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