30.05.2018 Aufrufe

NeueChorszene 28 - Ausgabe 1/2018

Zeitschrift des Städtischen Musikvereins zu Düsseldorf e.V. Konzertchor der Landeshauptstadt Düsseldorf

Zeitschrift des Städtischen Musikvereins zu Düsseldorf e.V.
Konzertchor der Landeshauptstadt Düsseldorf

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Dem Lob für das Ergebnis der „Opernmacher“<br />

konnte Hella Bartnig gerne folgen,<br />

denn sie bekennt - obwohl sie als<br />

Chefdramaturgin des großen Hauses<br />

selbst die dramaturgische Betreuung<br />

des Projektes übernommen hatte - wie<br />

begeistert sie über das künstlerische<br />

Ergebnis und vor allem über den Prozess<br />

seines Zustandekommens war.<br />

Sie leugnet nicht eine gewisse Skepsis,<br />

als die Leiterin der Education Abteilung,<br />

Anna Mareike Vohn, noch während<br />

der Proben zur modernen Hänsel-<br />

und Gretel-Adaption „Lost in the<br />

Forest“ (vgl. Besprechung in NC Nr. 26)<br />

erklärte, beim nächsten Mal wolle man<br />

„den Spieß umdrehen“ und Profis dazu<br />

gewinnen, eine von Kindern erdachte,<br />

getextete, komponierte und inszenierte<br />

Oper aufzuführen.<br />

Das Ausmaß der künstlerischen Freiheit,<br />

mit der die jungen Librettisten,<br />

Komponisten und Regisseure umgingen,<br />

hat selbst die sehr erfahrene Theaterfrau<br />

überrascht. Natürlich – bekennt<br />

sie – haben sich in der einjährigen Arbeit<br />

Probleme gezeigt, auf die man ob<br />

der Erst- und bisherigen Einmaligkeit<br />

des Vorhabens nicht vorbereitet sein<br />

konnte. Ein aus einer erst zu findenden<br />

Idee wachsendes Libretto braucht<br />

mehr Zeit als die Dialogfassung einer<br />

Vorlage. Die Komponisten konnten<br />

daher erst relativ spät mit dem unmittelbaren<br />

Schaffensprozess beginnen.<br />

Während also Sascha Pranschke, der<br />

Leiter der Libretto-Werkstatt, die sensible<br />

Aufgabe hatte, die vielen Ideen<br />

„einzuschmelzen“, zu raffen oder auch<br />

durch später Erdachtes ersetzen zu<br />

lassen und gleichzeitig eine metaphorische<br />

Erzählebene anzuregen, hatte<br />

David Graham die Aufgabe, die Zeit bis<br />

zur ersten geschriebenen Note durch<br />

Kompositions-Übungen, das Erlernen<br />

von Motivvariationen oder das Erproben<br />

instrumentaler Möglichkeiten zu<br />

überbrücken. In beiden Künstlergruppen<br />

musste auch die Bereitschaft zur<br />

Kritik und deren Annahme sowie die gegenseitige<br />

Akzeptanz der altersspezifischen<br />

Unterschiede in der Annäherung<br />

an den Stoff und seine erfahrungsbedingte<br />

Umsetzung geschult werden.<br />

Auch deshalb freut sich Frau Bartnig<br />

über das mit großer Begeisterung vom<br />

Publikum angenommene Ergebnis, vor<br />

allem aber über die ermutigenden Erfahrungen<br />

mit den jungen Künstlern,<br />

die ihre eigenen Ideen verfolgen und<br />

sich nicht hinter klugen Ratschlägen<br />

verstecken wollten.<br />

Der Weg zum Ergebnis war<br />

vielleicht das Wichigste<br />

Sehr angetan davon war sie, wie<br />

sich die professionellen Künstler dem<br />

natürlich durch viele Handschriften geprägten<br />

Opus angenommen und durch<br />

ihre Fähigkeiten bereichert haben. Auch<br />

beim Inszenierungsprozess kam es<br />

darauf an, die Phantasie der jugendlichen<br />

Co-Regisseure anzuregen und<br />

sie gleichzeitig auf die Möglichkeiten<br />

und Grenzen einer Experimentierbühne<br />

hinzuweisen. So manche Idee musste<br />

auf ihre Realisierbarkeit geprüft werden.<br />

Ist es realistisch, eine Rolle mit einem<br />

Kleinkind zu besetzen, wäre eine Puppe<br />

ein Äquivalent oder müsste eine andere<br />

Lösung gefunden werden? Und wie<br />

konkret kann das Bühnenbild sein oder<br />

reicht auch ein Baukastensystem, um<br />

dem Publikum die Geschichte glaubhaft<br />

zu vermitteln? Die Chefdramaturgin,<br />

die an ganz großen Opernhäusern mit<br />

namhaften Regisseuren, internationalen<br />

NC<strong>28</strong> Seite 48

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!