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NeueChorszene 28 - Ausgabe 1/2018

Zeitschrift des Städtischen Musikvereins zu Düsseldorf e.V. Konzertchor der Landeshauptstadt Düsseldorf

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Konzertchor der Landeshauptstadt Düsseldorf

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Also nutzte ich die Zeit für ein Studium<br />

Generale, in dem ich Vorlesungen<br />

in Kunstgeschichte und Musikwissenschaften<br />

besuchte und bei Ernst Wendt<br />

einen Regiekurs belegte. Natürlich<br />

überschnitten sich einige Vorlesungstermine.<br />

Mein jeweiliges Kriterium war<br />

dann: Woran erinnerst du dich in fünf<br />

Jahren mehr? Also schwänzte ich die<br />

VWL-Vorlesungen zur Volkswirtschaftlichen<br />

Gesamtrechnung (das konnte<br />

man gut nachlesen) und kam erst zu<br />

den Vorlesungen zur Inflation wieder.<br />

So gewann ich u.a. die Zeit für einen<br />

dreisemestrigen Vorlesungszyklus zur<br />

„Geschichte der Plastik des 20. Jahrhunderts<br />

nach Rodin“ an der TU München.<br />

Davon zehre ich noch heute.<br />

Den Abschluss Ihrer breit angelegten<br />

akademischen Ausbildung machten Sie<br />

1973 als Diplomkaufmann. Womit haben<br />

Sie dann Ihr erstes Geld verdient?<br />

Als Tourneeleiter – zum Beispiel für<br />

Gidon Kremer und für Karl Richter. Und<br />

als freier Musikjournalist für den Bayerischen<br />

Rundfunk.<br />

1978<br />

Welche Vorstellung hatten Sie vom<br />

Beruf eines Orchesterdirektors, als Ihnen<br />

1978 dieser Job bei den Münchner<br />

Philharmonikern angeboten wurde?<br />

Ich wollte eigentlich zuerst meine<br />

Doktorarbeit abschließen, doch die Zeit<br />

drängte, denn nach dem plötzlichen<br />

Tod Rudolf Kempes im Jahr 1976 war<br />

das Orchester verwaist. Ich hatte ziemlich<br />

klare Vorstellungen von dem, wie<br />

die Münchner Philharmoniker zu führen<br />

wären, habe die Konzertstruktur verändert,<br />

Marketing und neue Formate eingeführt<br />

und vor allem danach getrachtet,<br />

einen wirklich prägenden Generalmusikdirektor<br />

zu finden.<br />

Mit Sergiu Celibidache, der sein Amt<br />

als Generalmusikdirektor bereits acht<br />

Monate nach Ihrem Start bei den Philharmonikern<br />

antrat, trafen Sie auf einen<br />

der interessantesten Pultstars des 20.<br />

Jahrhunderts. War sein Umgang mit<br />

dem Management vergleichbar „gnadenlos<br />

konsequent“ wie gegenüber seinen<br />

Musikern bei der Vermittlung seiner<br />

Klangvorstellung?<br />

Celibidache war mein absoluter<br />

Wunschkandidat, weil ich mir sicher war,<br />

dass er für die Münchner Philharmoniker<br />

zu einer echten Vaterfigur werden würde.<br />

Allerdings hatten mir nicht Wenige,<br />

die mit ihm eher schwierige Erfahrungen<br />

gemacht hatten, eindringlich abgeraten,<br />

mich ihm auszusetzen. Ich wusste also,<br />

was ich tat. Auch er selbst zögerte. Ich<br />

hatte seine Bindungsängste durchaus<br />

ernst genommen, und so konnte ich ihn<br />

schließlich doch überzeugen, die Verantwortung<br />

als Generalmusikdirektor zu<br />

übernehmen. Zwei Spielzeiten ging zwischen<br />

uns alles glatt, und im Vorfeld der<br />

dritten wollte er unbedingt haben, dass<br />

wir uns von einem jungen Dirigenten<br />

trennen, dessen Engagement schon vor<br />

Celibidaches Amtsantritt erfolgt war. Bis<br />

dahin hatte Celi zu diesem Fall gesagt<br />

„pacta sunt servanda“. Aber plötzlich galt<br />

das nicht mehr. Kurzum: Celibidache verkündete<br />

bei seinem nächsten München<br />

Aufenthalt, er würde sich zurückziehen,<br />

weil er mit mir nicht mehr zusammenar-<br />

NC<strong>28</strong> Seite 31

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