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NeueChorszene 28 - Ausgabe 1/2018

Zeitschrift des Städtischen Musikvereins zu Düsseldorf e.V. Konzertchor der Landeshauptstadt Düsseldorf

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Konzertchor der Landeshauptstadt Düsseldorf

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zugänglichen Museumsbauten, womit er<br />

den Grundstein für die Entwicklung Düsseldorfs<br />

zur Kunstmetropole legte.<br />

Doch vor den Erfolg haben die Götter<br />

bekanntlich den Schweiß gesetzt. Und<br />

auch davon gab’s reichlich in der wechselvollen<br />

Geschichte der Kulturmetropole<br />

Düsseldorf. Denn kaum war Jan Wellem in<br />

der Andreaskirche zu Grabe getragen worden,<br />

drohte die Stadt schon wieder in der<br />

politischen und vor allem kunstgeschichtlichen<br />

Versenkung zu verschwinden. Einen<br />

Teil der Galerie-Bilder, die zu ihrer Mitgift<br />

gehört hatten, nahm die kurfürstliche Witwe<br />

Anna Maria Luisa de‘ Medici mit in ihr<br />

Heimatland Italien. Die immer noch stolzen<br />

Überreste der Sammlung wurden mehrmals<br />

aus Düsseldorf geschafft, um sie vor<br />

Kriegen in Sicherheit zu bringen, bis sie<br />

Maximilian Josef von Bayern Anfang des<br />

19. Jahrhunderts nach München verfrachtete.<br />

Dort bildete sie 1836 den Grundstock<br />

der Alten Pinakothek und den Beginn eines<br />

Jahrzehnte dauernden Rechtsstreits.<br />

Es half nichts, die Düsseldorfer bekamen<br />

ihre Kunstwerke nicht wieder – und mussten<br />

sich eben eigene schaffen.<br />

Beste Voraussetzungen hierzu bot die<br />

1773 gegründete „Kurfürstlich-Pfälzische<br />

Akademie der Maler, Bildhauer<br />

und Baukunst“. Hier sollten die Schüler<br />

nach Willen des Akademiedirektors<br />

Peter Cornelius zu frei schaffenden und<br />

selbstständigen Künstlern gebildet werden<br />

– damals eine ungewöhnlich moderne<br />

Idee, die die Hochschule in den<br />

folgenden Jahren prägte. So bewegten<br />

sich die Künstler der Akademie stets im<br />

Spannungsfeld zwischen Althergebrachtem<br />

und Moderne, zwischen Traditionalisten<br />

und Progressiven. Immer wieder<br />

begehrten junge Künstler gegen überholte<br />

Strukturen auf – was einst revolutionär<br />

war, wurde von der nächsten Generation<br />

als starr und überholt abgelehnt.<br />

Holtei zeichnet die Entwicklung der Akademie<br />

anhand der Geschichte der Stadt<br />

und des Landes sowie der gesellschaftspolitischen<br />

Veränderungen der Zeit nach.<br />

Abschnitte über allgemeine geschichtliche<br />

Hintergründe wechseln sich ab mit<br />

detaillierten Portraits der prominentesten<br />

und prägendsten Künstlerpersönlichkeiten.<br />

Die Autorin spannt den Bogen von<br />

der Kurpfälzischen Kunstakademie, die<br />

noch vor allem dem adeligen Gönner verpflichtet<br />

ist, über die erste Blütezeit in der<br />

ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts mit<br />

dem erwachenden Kunstinteresse des<br />

aufkommenden Bürgertums, über die Revolution<br />

1848, dem Erstarken des Nationalismus<br />

und deren Auswirkungen auf die<br />

Malerschule bis hin zur Abspaltung der<br />

„Freien Vereinigung Düsseldorfer Künstler“<br />

und ihrem Aufbruch in die Moderne.<br />

Ein besonderes Augenmerk gilt allerdings<br />

den 100 bedeutendsten Jahren der Düsseldorfer<br />

Malerschule zwischen 1819 bis<br />

1918. Kleine – aber deshalb nicht weniger<br />

wichtige – Nebenrollen spielen dabei<br />

auch immer die Musik, die rheinische Kultur<br />

und nicht zuletzt auch der Karneval.<br />

Holtei schöpft als Erzählerin von ihrer<br />

langjährigen Erfahrung mit Sachbüchern<br />

für Kinder und Jugendliche. So gelingt<br />

es ihr, die zahlreichen Details und historische<br />

Fakten auch für erwachsene Laien<br />

verständlich und kurzweilig zu vermitteln,<br />

ohne ins betulich-langweilige oder wissenschaftlich-trockene<br />

abzugleiten. Aufgelockert<br />

wird dies noch von zahlreichen<br />

Originalzitaten der Künstler sowie Abbildungen<br />

der Werke, Portraits und Stadtansichten.<br />

Wenn überhaupt liegt hier das<br />

einzige Manko des Buches: Es hätten<br />

durchaus noch mehr Werke der Düsseldorfer<br />

Malerschule abgebildet sein können.<br />

Nicht nur für Kunstinteressierte ist<br />

dieses Buch eine<br />

kleine Fundgrube.<br />

Auch für<br />

jeden, der sich<br />

über die Düsseldorfer<br />

Stadtgeschichte<br />

und die<br />

kulturhistorische<br />

Entwicklung informieren<br />

möchte,<br />

ist es absolut<br />

lesenswert.<br />

NC<strong>28</strong> Seite 61<br />

Christa Holtei Die Düsseldorfer Malerschule<br />

Kunst – Geschichte - Leben 176 Seiten, gebunden<br />

ISBN 978-3-7700-1598-6, 25 Euro

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