30.05.2018 Aufrufe

NeueChorszene 28 - Ausgabe 1/2018

Zeitschrift des Städtischen Musikvereins zu Düsseldorf e.V. Konzertchor der Landeshauptstadt Düsseldorf

Zeitschrift des Städtischen Musikvereins zu Düsseldorf e.V.
Konzertchor der Landeshauptstadt Düsseldorf

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Wenn nun die Widmungsinitiative<br />

nicht vom Dichter<br />

Lohausen ausging, wenden<br />

wir uns dem Komponisten<br />

Kreutzer zu. Er hatte ein<br />

Motiv, sich der Stimmung<br />

des Gedichtes auszuliefern,<br />

denn er litt lange unter<br />

Lungentuberkulose, der er<br />

1840 erlag. Die Annahme,<br />

dass Lohausens Gedicht<br />

ein Freundschaftsdienst war, ein<br />

Trost anlässlich eines Krankenbesuches,<br />

steht im Raum; es gibt keinen<br />

Beleg dafür, allerdings spricht<br />

auch nichts dagegen.<br />

Lässt man sich auf diese Spekulation<br />

ein, bietet sich eine Erklärung für<br />

ein Publikationsdatum um 1856 und<br />

die Widmung an Wilhelmine Luise von<br />

Preußen an. Ohne ihren Mann Prinz<br />

Friedrich, der 1821 als Divisionskommandeur<br />

nach Düsseldorf und 1848<br />

zurück nach Berlin beordert war, lebt<br />

die als Gräfin von Anhalt-Bernburg<br />

1799 in Ballenstedt geborene Prinzessin<br />

seit 1855 zurückgezogen auf<br />

Schloss Eller, widmet sich hingebungsvoll<br />

der von ihr geliebten Malerei,<br />

kämpft mit einem chronischen<br />

Nervenleiden und verstirbt hier 1882.<br />

Luise von Anhalt-Bernburg, Prinzessin<br />

von Preußen, gemalt von<br />

Friedrich Wilhelm von Schadow<br />

(1843) Foto: Wikipedia<br />

Liegt hier vielleicht der<br />

Grund für eine späte Dedication?<br />

Der Dichter Ferdinand<br />

Lohausen, der nach Kreutzers<br />

Tod die Verfügungsgewalt über<br />

sein Gedicht zurückgewinnt,<br />

eignet es der Prinzessin zu,<br />

deren Zustand ihm aufgrund<br />

der Nähe, die er durch seine<br />

gesellschaftliche Stellung<br />

genoss, ans Herz ging. Mit<br />

dieser Theorie ist das Geheimnis des Fundstückes<br />

aus der Universitätsbibliothek nicht<br />

geklärt, aber doch nachvollziehbar erklärt.<br />

Damit aber „im Grabe moderen (.) nicht<br />

Bestimmung (ist)“, gelang es, die Sopranistin<br />

Carolina Rüegg und die Pianistin Rie<br />

Sakei zu gewinnen, zur Eröffnung des Tages<br />

der Archive <strong>2018</strong> am 3. März im Hetjens-<br />

Museum zur Freude der Besucher dem<br />

literarisch-archivierten Gesang den musikalischen<br />

Atem wieder einzuhauchen, wie Dr.<br />

Lohausen es uns ans Herz legt.<br />

Auf diese Weise erklärt der Musikverein eine<br />

Notenausgabe aus der Musikabteilung der<br />

Universitätsbibliothek Düsseldorf als vitalisiertes<br />

Gesangsstück zu seiner Archivalie, indem<br />

er den kleinen Vortrag als Klangereignis in<br />

sein Schallarchiv aufnimmt, um das künstlerische<br />

Schaffen im Kreise seiner Mitglieder<br />

im 19. Jahrhundert hörbar zu belegen.<br />

NC<strong>28</strong> Seite 29

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!