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NeueChorszene 28 - Ausgabe 1/2018

Zeitschrift des Städtischen Musikvereins zu Düsseldorf e.V. Konzertchor der Landeshauptstadt Düsseldorf

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zu schaffen. Damit akzeptierte sie später<br />

das traditionelle Rollenbild, das sie zuvor<br />

abgelehnt hatte. Wie sehr sie sich der<br />

Großzügigkeit Simon Veits bewusst war<br />

und dies ihm auch mitteilte, wird aus dem<br />

Brief erkennbar, den sie am <strong>28</strong>. August<br />

1819 aus Rom an Simon Veit schreibt; dort<br />

heißt es: „Mein wahrer, und hochgeehrter<br />

Freund! Wie soll ich wohl mit Worten ausdrücken,<br />

was Dein Schreiben - der unwiderlegliche<br />

Beweis Deiner Verzeihung und<br />

treuen Freundschaft - für Empfindungen in<br />

mir erregt, wie tief mich Deine Worte gerührt<br />

haben! Ich habe alles Gott zu Füßen<br />

gelegt im Gebete, ich kann ja nichts tun,<br />

nur Er allein im Himmel, der Ewig-Allmächtige,<br />

kann geschehenes Unrecht, wenn wir<br />

es aufrichtig vor ihm bekennen, durch seine<br />

Allmacht für die Ewigkeit ungeschehen<br />

machen, kann<br />

Böses in Gutes<br />

verwandeln.<br />

Das ist meine<br />

Hoffnung! Eins<br />

nur beschwöre<br />

ich Dich – denn<br />

warum soll ich<br />

wagen, Dich zu<br />

heftig durch zu vieles Schreiben anzuregen<br />

und Dir vielleicht zu schaden? Eins<br />

nur: klage Du Dich doch ja über nichts<br />

an! Du kannst wohl ganz ruhig sein und<br />

Dich in Deinen ohnehin großen Schmerzen<br />

und körperlichen Leiden des innern<br />

Friedens im Bewußtsein Dich erfreuen,<br />

daß Du an nichts schuld bist! Ich weiß nur<br />

zu wohl, daß meine Starrköpfigkeit, mein<br />

Eigensinn, meine Heftigkeit, Leidenschaftlichkeit,<br />

meine unseelige Unruh, Unzufriedenheit<br />

und Phantasterei, ein gewisses<br />

sträfliches Treiben nach etwas Fremden,<br />

Unbekannten mich herumtrieb, und ich allein<br />

bin schuld an unserer Trennung, und<br />

an alles, was Gott mir verzeihen wolle, wie<br />

Du mir verziehen hast!“ 2<br />

2 Dorothea von Schlegel an Simon Veit aus<br />

Rom am <strong>28</strong>. August 1819, in: Felix Gilbert: Ban-<br />

Am Ende des Briefes kündigt Dorothea<br />

noch die Sendung der Bilder ihrer Söhne<br />

an, die aus Rom in Berlin eintreffen sollen,<br />

sie bemerkt dabei, dass es besonders<br />

schöne Bilder seien, das sie sagen könne,<br />

auch wenn man ihr Parteilichkeit nicht<br />

abstreiten könne. Nach dem Tod Friedrich<br />

Schlegels geht Dorothea nach Frankfurt<br />

am Main, wo sie bei ihrem Sohn Philipp<br />

Veit lebt, der Direktor des Frankfurter Städel-Museums<br />

geworden ist.<br />

Es scheint, als sei dies Frauenleben in<br />

der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts in<br />

seiner außergewöhnlichen Erscheinung<br />

Ausdruck eines Emanzipationsbestrebens<br />

eben jener spannenden Zeit der Romantik,<br />

in der es vielen Frauen gelungen ist,<br />

sich ein eigenes Leben zu schaffen und<br />

sich zu behaupten.<br />

Im Hause Mendelssohn<br />

hatte die Musik eine wesentliche Bedeutung.<br />

Die begabten Kinder von Abraham<br />

und Lea Mendelssohn Bartholdy, Fanny,<br />

Felix, Rebecka und Paul erhielten eine<br />

professionelle Musikausbildung, wobei<br />

Fanny und Felix über den Klavierunterricht<br />

hinaus Kompositionsunterricht bei dem<br />

Goethe-Freund Friedrich Zelter hatten.<br />

Früh zeigte sich die Begabung von Fanny<br />

(1805-1847), die ebenso gefördert wurde<br />

wie die des Bruders. Allerdings galt für sie<br />

das Rollenbild der Frau im 19. Jahrhundert.<br />

Abraham Mendelssohn fasst dies in<br />

seinem Brief an seine Tochter zu ihrem 23.<br />

Geburtstag zusammen: „[...] Du bist gut in<br />

kiers, Künstler und Gelehrte. Unveröffentlichte<br />

Briefe der Familie Mendelssohn aus dem 19.<br />

Jahrhundert. Tübingen 1975, Seite 44/45).<br />

NC<strong>28</strong> Seite 14

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