NeueChorszene 28 - Ausgabe 1/2018

Cécile Charlotte Sophie Jeanrenaud
(1817-1853) galt als eine schöne, sanfte
Frau. Das Paar heiratete
am 28. März
1837. Cécile brachte
Ruhe in das
Leben des Komponisten,
schaffte
ihm in Leipzig ein
Zuhause, in das er
sich zurückziehen
konnte. In seinen Erinnerungen an Cécile
und Felix Mendelssohn beschreibt er Cécile
und dadurch wird auch die Bedeutung dieser
Frau für Mendelssohn deutlich. Er schreibt:
„Cécile war schlank und schön gewachsen,
ihre Züge ergreifend, dunkelblaue schwärmerische
Augen unter schönen gewölbten
Augen-Brauen und dunkelbraunem Lockenhaar
über der klaren Stirn zogen mächtig
an, während der feine meist geschlossene
Mund, wenn er sich öffnete, voll Liebe und
Sanftmuth war. Sie besaß daher die rechte
Gabe, die Stimmung ihres Mannes zu erheben,
aber auch zu beruhigen.“ 8 Nach dem
unerwarteten frühen Tod Mendelssohns, ein
langer Bericht dieses letzten Tages von Felix
gibt Aufschluss über ihre Empfindungen,
suchte sie die Entscheidung über die Musikalien
und deren Veröffentlichung zu behalten.
Offensichtlich, so scheint es, als habe
sie die Entscheidung über die Verwendung
des Nachlasses nicht freiwillig abgegeben.
Die Witwe Mendelssohns zog mit ihren fünf
Kindern nach Frankfurt zurück, wo sie bereits
1853 starb.
Marie Antoinette Enole Mendelssohn,
geb. Biarnez (1827-1889) war die Tochter
des Weinhändlers Pierre Biarnez in Bordeaux.
Ihre musikalische Begabung wurde
früh erkannt, zumal ihre Mutter eine
anerkannte Harfenistin war.
8 Christian Lambour: Erinnerungen an Cécile
und Felix Mendelssohn Bartholdy von Eduard
Souchay de la Duboissière, in: Mendelssohn
Studien Band 16, Hannover 2009, Seite 211 ff.
Enole Mendelssohn war eine begabte
Pianistin. Wie begabt, das zeigt sich an
einer Begebenheit
zum Geburtstag
des damals bekanntesten
Geigers
Joseph Joachims.
Dessen 50.
Geburtstag wurde
im Hause von
Franz und Enole
Mendelssohn gefeiert. Joseph Joachim
spielte dort Tartinis Teufelstrillersonate,
er wurde von Enole Mendelssohn begleitet.
Enole zeigte ein sicheres Urteil über
Musik und Interpreten. Sie war befreundet
mit Clara Schumann und korrespondierte
mit ihr z.B. über das Spiel des russischen
Pianisten Anton Rubinstein. Im Haus der
Mendelssohns auf der Jägerstraße 51
wurde ein von vielen Musikern geschätzter
Konzertsaal gebaut. Die Kinder des
Paares erhielten ebenfalls eine musikalische
Ausbildung. Es wird berichtet, dass
sie zusammen mit den eingeladenen professionellen
Musikern schwierige Stücke
interpretieren konnten. 9
Die Frauen im Hause Mendelssohn:
begabt, selbstbewusst, musikalisch,
nachdenklich, sanft, ironisch. Scheinbar
passten sie sich den Rollenvorstellungen
der Zeit an. Sie entwickelten eine eigene
Lebensvorstellung, der sie über die ihnen
zugewiesene Rolle hinausführte, auch
innerhalb des familiären Bezugs und seiner
Verpflichtungen. Letztlich hatten alle
das Glück, eine ungewöhnliche Erziehung
genossen zu haben, die den Männern
gleichgestellt war, die sie dies Leben
entsprechend gestalten ließ, ein Weg aus
dem 19. Jahrhundert in das 20. und 21.
Jahrhundert hinein.
9 vergl.: Karin Reyersbach: Die Musikkontakte
des Ehepaares Enole und Franz (von) Mendelssohn.
In 250 Jahre Familie Mendelssohn.
Hrsg von Sebastian Panwitz und Roland Dieter
Schmidt-Hensel, Hannover 2014, Seite 227 ff.
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