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NeueChorszene 28 - Ausgabe 1/2018

Zeitschrift des Städtischen Musikvereins zu Düsseldorf e.V. Konzertchor der Landeshauptstadt Düsseldorf

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Konzertchor der Landeshauptstadt Düsseldorf

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Die Tonhalle von 4/1978 bis 5/2005<br />

Foto v.f.Porten<br />

beiten könne. Ich bot daraufhin meinen<br />

Rücktritt an, um seine Flucht-Gedanken<br />

(denn eigentlich wollte er – wie oft in<br />

seinem Leben – vor der Verantwortung<br />

fliehen) ins Leere laufen zu lassen. Mit<br />

anderen Worten: Nun musste er bleiben!<br />

Jahre später sah er ein, dass er der Intrige<br />

eines Orchestermusikers aufgesessen<br />

war, der ein Auge auf meine Position<br />

geworfen hatte. Er hatte Celibidache gegenüber<br />

behauptet, ich hätte längst mit<br />

jenem jungen Dirigenten einen Plan B<br />

für den Fall, dass Celibidache der Stadt<br />

München zu unbequem würde. Das war<br />

vollständig erlogen, und als Celibidache<br />

das schließlich entdeckt hatte, entschuldigte<br />

er sich Jahre später für sein damaliges<br />

Vorgehen – eine Geste, mit der ich<br />

nie im Leben gerechnet habe. Von da<br />

an kam Celi mit seinen Philharmonikern<br />

regelmäßig nach Köln, dirigierte dort so<br />

viele Konzerte wie nirgendwo sonst außerhalb<br />

Münchens und feierte den Tag<br />

seines 80. Geburtstags demonstrativ bei<br />

„seinem Freund Ohnesorg“, wie er lautstark<br />

unter dem Applaus seines Orchesters<br />

betonte.<br />

Kurz nach Ihrem Amtsantritt in Köln<br />

wurde 1985 in München das Kulturzentrum<br />

Gasteig mit seinem großen<br />

Konzertsaal eingeweiht. Welche Hörerlebnisse<br />

verbinden Sie mit diesem<br />

Klangraum und den Versuchen, seine<br />

akustischen Eigenschaften zu verbessern?<br />

Mir war schon seit dem Jahr 1983,<br />

als ich die Kölner Baupläne zum ersten<br />

Mal sah, klar, dass nur einer der beiden<br />

Säle akustisch gelingen könne: Entweder<br />

der Gasteig (wo die Saaldecke mit<br />

den Rängen ansteigt) oder die Kölner<br />

Philharmonie mit einer planen, waagerechten<br />

Betondecke. Bis zur Eröffnung<br />

des Gasteigs im Jahr 1985 wusste ich<br />

jedoch nicht, welcher der beiden Säle<br />

besser gelang. Als ich bei der Münchner<br />

Eröffnung mit Bruckner 5 in einem der<br />

mittleren Blöcke saß, war mir schnell<br />

klar, dass die gefaltete Holzdecke des<br />

Gasteigs für eine viel zu breit angelegte<br />

Streuung der Schallwellen sorgt. Im<br />

Blick auf Köln war ich erleichtert, für<br />

München tat´s mir leid. Seit der Eröffnung<br />

der Philharmonie de Paris bin ich<br />

jedoch davon überzeugt, dass akustisch<br />

gesehen der Schlüssel für eine erfolgreiche<br />

Sanierung des Gasteigs in der Pariser<br />

Lösung von Harold Marshall liegt.<br />

Sehen Sie sich heute näher bei den<br />

Münchner Standortverfechtern oder auf<br />

der Seite der Neubaubefürworter wie<br />

Leonard Bernstein, der schon 1985 ins<br />

Gästebuch der Philharmonie schrieb:<br />

„Burn it!“?<br />

NC<strong>28</strong> Seite 32<br />

Die Tonhalle seit 11/2005<br />

Foto Thomas Riehle

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