Deli - No 2 2017

WEINPROBE
Leugnen nützt nichts! Manchmal gehen wir nur nach Äußerlichkeiten: bei
der neuen Kollegin, dem Nachbarn oder auch beim Wein. Diese acht
haben wir nach dem Etikett ausgesucht. Aber schmecken sie auch? Ein Test
CHAVAL / ROTWEIN
Das verspricht das Etikett
Das Rennrad suggeriert: Dieser
Wein ist ultragesund! Man kann
sich praktisch den Sport schenken
und direkt zum Alkohol übergehen.
Das ist ja toll!
Das ist drin
Das Weingut Bodegas Nodus klingt
so, als würden wir da im nächsten
Urlaub gerne mal hinfahren: Es liegt
im spanischen Weinanbaugebiet
Utiel-Requena, 50 Kilometer entren
hat Vater Adolfo das Gut
gekauft und mit der spanischen
Bobal-Traube einen auf Bio
gemacht. Mittlerweile haben die
Kinder übernommen und schicken
mit dem „Chaval“ einen
jungen Rotwein ins Rennen.
So schmeckt er
Oha, eine frische Säure im
Rotwein, das muss man mögen.
Wir schwanken in unserem
Urteil und lassen das
Fahrrad noch eine zweite
Runde im Mund drehen. Der
Wein schmeckt interessant –
nach Kräutern und Johannisbeeren,
aber irgendwie fehlt
ihm was. Außerdem kratzt er
leicht im Abgang.
Den trinkt man
als Wasserträger zu Fleisch,
fettem Fisch und Paella – sagt
der Winzer. Wir sind ganz bei
ihm: Der Wein braucht auf
jeden Fall ein Essen, das mit
seinem außergewöhnlichen
Charakter mithalten kann. Und
als Geschenk? Ist er perfekt für
den sportverrückten Nachbarn.
Der bereitet sich gerade wieder
auf den Marathon vor und trinkt
sowieso keinen Alkohol. Aber
als Deko im Wohnzimmer ist die
Flasche echt top.
Info
„Chaval“ von Bodegas Nodus,
ca. 7,90 Euro
HENSEL UND GRETEL /
WEISS WEIN
Das verspricht das Etikett
Märchenhafte Trinkerlebnisse.
Aber so happy wie auf dem alten
Kupferstich waren die zwei Kinder
doch gar nicht! Unterernährt und
verirrt stoßen sie im Wald auf eine
Art Konditorei. Doch die Frau am
Ofen ist eine Hexe, macht Gretel
zur Minna und sperrt Hans in einen
Käfig. Ganz schön grausam als
Das ist drin
Die Pfälzer Winzer Markus
Schneider und Thomas
Hensel scheren sich nicht um
das Schicksal der Kinder im
Grimm’schen Märchen, sondern
machen ein ganz neues Fass auf:
Der trockene Weißwein, eine
Cuvée aus Grau- und Weiß -
burgunder, dufte wie der Schatz
der Totonaken. What? Das sei jener
mexikanische Volksstamm, der die
Vanille entdeckt habe. Und weil
der Wein 150 Tage in einem Holzfass
mit Vanillearomen ge lagert
wurde, sei er auch „irgendwie
mexikanisch“. Aha!
So schmeckt er
Im Glas schimmert er golden, am
Gaumen perlt er leicht. Wir schmecken
viel Frucht – Birne, Maracuja,
Apfel – aber auch Rauch und ja,
Vanille. Der Wein ist irgendwie
würzig und fast ein wenig süßlich,
ganz so, als seien die Trauben
für diesen Wein sehr, sehr reif
gewesen.
Den trinkt man
mit Menschen, die über einen
Wortwitz wie „Hensel und Gretel“
schmunzeln können. Denen
servieren wir den Wein zu hellem
Fleisch, vegetarischen Gerichten
oder thailändischem Curry. Oder
wir schrauben ihn mit Opa vorm
Kamin auf. Und der erzählt uns
dann Märchen, so wie früher.
Info
„Hensel und Gretel“ von Markus
Schneider und Thomas Hensel,
ca. 12,90 Euro
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