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Schwellen, Grenzen und Übergänge (2014)

Kongressband Dreiländerkongress 2014 in Bern

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Fallbeispiel<br />

Nachfolgend werden zwei Fälle beschrieben, wovon der erste als Modellfall<br />

für eine sensorische Überstimulation <strong>und</strong> der zweite Fall als Grenzfall einzuordnen<br />

sind.<br />

Modellfall<br />

Ein junger Mann mit schizophrener Störung ist seit drei Monaten in stationärer<br />

psychiatrischer Behandlung. Ständig wird er von seiner „Heimatstation“<br />

aufgr<strong>und</strong> von dekompensiertem Verhalten auf die Akutaufnahmestation<br />

verlegt. Er kann sich so schlecht konzentrieren, dass er nicht einmal einen<br />

Fragebogen ohne größere Hilfe ausfüllen kann. Immer wieder ist er aufgeregt,<br />

angespannt <strong>und</strong> redet lauter als gewöhnlich. Er entwickelt Wahnideen,<br />

hat Derealisationserlebnisse, ist ängstlich <strong>und</strong> innerlich unruhig. Vor allem<br />

merkt man laut Aussage der Pflegekraft daran, dass er sich in einer Art Reizüberflutung<br />

befindet, dass er sich sowohl motorisch unruhig als auch gereizt<br />

bis sehr aggressiv verhält. Diese Symptome bessern sich zwar, bringt man<br />

ihn in einer Umgebung unter, in welcher sensorische Reize so weit wie möglich<br />

reduziert sind. Doch bekommt er in einer solchen Umgebung Angst.<br />

Diese Angst lässt nach einiger Zeit zwar nach <strong>und</strong> er fängt an sich zu beruhigen<br />

bzw. zu entspannen, doch wird er aufgr<strong>und</strong> der von den Ärzten verordneten<br />

regelmäßigen pflegerischen Kontrollen immer wieder aus der mühevoll<br />

gef<strong>und</strong>enen Ruhe herausgerissen. Entweder manifestieren sich erneute<br />

Ängste oder er wird aggressiv <strong>und</strong> unruhig. Möchte man ihn in normales<br />

Stationsmilieu überführen, muss er nach spätestens 20 Minuten erneut in<br />

die „reizreduzierte Umgebung“, da ihn die Umgebungsreize (Mitpatienten,<br />

Hektik, Lärm, Licht) „überfordern“: Es manifestiert sich eine erneute sensorische<br />

Überbelastung.<br />

Grenzfall<br />

Ein 29-jähriger Patient, welcher unter einer schizoaffektiven Störung leidet,<br />

ist zum ersten Mal in stationärer psychiatrischer Behandlung. Er wirkt ange-<br />

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