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Thema: 100 Jahre Grundschule. Ein Grund zum Feiern?<br />
1991: Umfassende Sanierung der Schule 2002/2003: Behindertengerechte Ausstattung der Schule<br />
an einem Plan für Schulkindergärten<br />
in Niedersachsen erstellten wir in einer<br />
kleinen Arbeitsgruppe am »Landesinstitut<br />
für Lehrerfortbildung, Lehrerweiterbildung<br />
und Unterrichtsforschung<br />
von Sachsen-Anhalt« allgemeingültige<br />
Richtlinien und Hinweise zur Arbeit in<br />
Vorklassen in Sachsen-Anhalt. Diese boten<br />
viel Freiraum für eigene Ideen und<br />
Gestaltungsmöglichkeiten zur individuellen<br />
Förderung jedes einzelnen Kindes.<br />
Die Vorklassen wurden mit Einführung<br />
der Flexiblen Schuleingangsphase 2005<br />
abgeschafft.<br />
Die in der DDR gültigen Lehrpläne<br />
wurden 1993 nach einer zweijährigen<br />
Erprobungszeit durch Rahmenrichtlinien,<br />
später durch kompetenzorientierte<br />
Lehrpläne ersetzt. Diese Pläne waren<br />
weniger detailliert und boten mehr Offenheit<br />
und Entscheidungsfreiheit für eigene<br />
Umsetzungsideen und für individualisierendes<br />
Lehren und individualisiertes<br />
Lernen. Die gern genutzten Unterrichtshilfen<br />
passten nicht mehr zu<br />
den Plänen und boten demzufolge keine<br />
Unterstützung bei der Umsetzung der<br />
neuen Ziele und Inhalte. Das stellte für<br />
viele Lehrkräfte ein großes Problem dar.<br />
Um Wege und Anregungen für geeignete<br />
Unterrichtsmethoden und Gestaltungsmöglichkeiten<br />
zu finden, besuchten wir<br />
Unterricht an Schulen in den westlichen<br />
Bundesländern und traten mit den dort<br />
unterrichtenden Lehrkräften in einen<br />
Erfahrungsaustausch. Die Übernahme<br />
der Erfahrungen war nicht ganz einfach,<br />
weil diese dort in einem langen Prozess<br />
gewachsen waren und mitunter von denen<br />
uns zur Gewohnheit gewordenen<br />
stark abwichen. Vieles wurde ausprobiert,<br />
wieder verworfen oder auch übernommen.<br />
Es folgten zahlreiche Fortbildungen,<br />
Fachkonferenzen, Beratungen<br />
und Diskussionen, ehe wir allmählich<br />
ein eigenes Unterrichtskonzept zur Umsetzung<br />
der neuen Lehrplananforderungen<br />
entwickeln konnten.<br />
Neben dem Verlag »Volk und Wissen«,<br />
der seine Lehrwerke schnell an die<br />
neuen Rahmenrichtlinien anpasste, bekamen<br />
wir unüberschaubare Probeexemplare<br />
verschiedener Schulbuchverlage<br />
zur Ansicht, aus denen wir in kurzer Zeit<br />
die für unsere Schule und für unser Unterrichtskonzept<br />
geeigneten auswählen<br />
mussten, was wiederum ein hoher und<br />
verantwortungsvoller Anspruch war.<br />
Nicht immer fiel die Wahl optimal aus,<br />
sodass wir mehrere Jahre für die richtige<br />
Auswahl benötigten.<br />
Neue Fächer wie Ethik, Religion und<br />
Englisch wurden in die Stundentafel<br />
aufgenommen. Dafür mussten geeignete<br />
Lehrkräfte gefunden werden, die<br />
interessiert und gleichzeitig bereit waren,<br />
in einem Weiterbildungskurs die<br />
dafür notwendigen Kompetenzen und<br />
eine Unterrichtserlaubnis für diese Fächer<br />
zu erwerben. Während in der DDR<br />
ausgewählte Schülerinnen und Schüler<br />
nach der 8. Klasse die EOS besuchten,<br />
um dort die Hochschulreife zu erwerben,<br />
wechselten nun die Lernenden, die<br />
dafür von der Grundschule eine Empfehlung<br />
erhielten, nach der 4. Klasse auf<br />
ein Gymnasium. Die Erstellung einer<br />
solchen Schullaufbahnempfehlung erforderte<br />
ein hohes Maß an Verantwortungsbewusstsein<br />
und diagnostischen<br />
Kompetenzen und erzeugte mitunter<br />
Diskrepanzen mit den Elternhäusern.<br />
Auch auf diese Aufgabe waren wir kaum<br />
vorbereitet und daher zunächst überfordert.<br />
Der Übergang zum Gymnasium<br />
nach der 4. Klasse wurde 1997 durch die<br />
Einführung der Förderstufe abgelöst und<br />
2003 durch die Abschaffung der Förderstufe<br />
wieder eingeführt und durch ein<br />
Eignungsfeststellungsverfahren bei fehlender<br />
Empfehlung ergänzt. Heute entscheiden<br />
die Eltern über die weitere<br />
Schullaufbahn nach der 4. Klasse auf der<br />
Grundlage einer Empfehlung durch die<br />
Grundschule.<br />
Der durch die neuen Aufgaben entstandene<br />
Lernprozess, der diese Zeit prägte,<br />
erforderte eine enge Zusammenarbeit<br />
aller Lehrkräfte, die inzwischen in unserer<br />
Schule selbstverständlich geworden<br />
ist. Sie gibt allen Erleichterung und<br />
Sicherheit.<br />
Nach der großen Verunsicherung<br />
und dem Aufeinanderfolgen zahlreicher<br />
grundlegender Veränderungen entwickelten<br />
sich durch die Bewältigung der<br />
enormen hohen Anforderungen ein großes<br />
Maß an Eigenverantwortung, Kreativität<br />
und Verantwortungsbewusstsein.<br />
3. Phase der Profilierung<br />
1991 wurde unsere 1909 erbaute Schule<br />
umfassend saniert, unter anderem wurde<br />
die noch existierende Kohleheizung<br />
auf Öl umgestellt, Dach und Fenster<br />
wurden erneuert und die Klassenräume<br />
und Flure wurden malermäßig aufgefrischt.<br />
Foto 5 (Schulflur) Im Schuljahr<br />
1994/95 wurde mir die Leitung der<br />
Schule als Schulleiterin übertragen. Das<br />
war für mich ein Neuanfang im doppelten<br />
Sinne. In die Schule war inzwischen<br />
wieder Ruhe eingetreten und wir<br />
haben gelernt, die neuen Freiheiten,<br />
die uns die Lehrpläne und Vorschrif-<br />
GS aktuell 146 • Mai 2019<br />
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