GSa146_190410-Web-Einzelseiten
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Kinder lernen Editorial Diesmal Zukunft<br />
»Fridays for future«<br />
Ein gelebter Tag zur politischen Bildung<br />
»Die sind doch noch viel zu klein, um das zu verstehen!«<br />
So äußerten sich nur vereinzelt Eltern. Die meisten waren<br />
begeistert, dass wir die Idee der Kinder und Jugendlichen,<br />
die allwöchentlich freitags für den Klimaschutz auf die Straße<br />
gehen, in unserer Grundschule aufgriffen. »Respekt und<br />
Applaus«, »Mutige Aktion«, »Toll, dass Sie unseren Kindern<br />
so eine Möglichkeit geben!«, waren die Rückmeldungen der<br />
großen Mehrheit der Eltern.<br />
Die Idee zur Teilnahme am Aktionstag von »fridays for<br />
future« traf zunächst auf ein begeistertes Kollegium, das gemeinsam<br />
überlegte, wie eine sinnvolle Aktion zu diesem zentralen<br />
Zukunftsthema auch in der Grundschule möglich sei.<br />
Alle Kinder sollten die Chance haben, sich aktiv einzubringen.<br />
Wir überlegten, was dem Alter der Kinder angemessen sei<br />
und entschieden uns dafür, mit den Erst- und Zweitklässlern<br />
rund ums Schulgelände einen Dreck-weg-Tag durchzuführen.<br />
Die etwa 160 Dritt- und Viertklässler fuhren mit ihren Lehrerinnen,<br />
Lehrern und vielen Eltern mit der Bahn zur Kundgebung<br />
zum Rathaus in die Düsseldorfer Innenstadt. Die Kinder<br />
trugen ihre in der Freiarbeit erstellten Plakate stolz vor sich<br />
her. Von »Rettet die Pinguine!« über »Pflanzt einen Baum!«<br />
bis »Lasst die Autos stehen!« reichten die Slogans. Auch der<br />
Regen konnte den Kindern die Stimmung nicht verderben. Sie<br />
riefen laute Sprechgesänge wie »1, 2, 3, stopp CO 2 !«<br />
Zuvor hatten wir mit allen Kindern der ersten bis vierten<br />
Jahrgänge darüber gesprochen und Filmsequenzen angesehen,<br />
was »Klima« eigentlich ist, warum es geschützt werden sollte,<br />
wie es sich verändert und warum.<br />
Warum wollten wir als Grundschule aktiv bei »fridays for<br />
future« dabei sein?<br />
Sandra Gehrke<br />
Schulleiterin der Städtischen<br />
Montessori-Grundschule Düsseldorf<br />
www.<br />
montessori-schuleduesseldorf-sued.de<br />
Wir wollen das Thema Umweltschutz und Klimaschutz weiter<br />
in den Fokus rücken.<br />
Als Montessori-Schule haben wir die kosmische Erziehung<br />
in unserem pädagogischen Konzept verankert. Es ist für uns<br />
wichtig, dass wir uns mit den großen Zusammenhängen auf<br />
dieser Welt beschäftigen. Welche Verantwortung trage ich<br />
als Mensch für andere Menschen und die Welt auf der wir<br />
leben? Wozu sind die Bienen da? Warum ist sauberes Wasser<br />
so wichtig? u. v. m. Die Kinder bekommen über Nachrichten<br />
und Erzählungen der Erwachsenen vieles zum Thema Klimawandel<br />
mit, was sie besorgt. Das zu ignorieren, nimmt<br />
die Kinder nicht ernst und geht an ihrer Lebenswirklichkeit<br />
schlicht vorbei. Darum machen wir es zum Thema.<br />
Wir wollen einen Beitrag zur Demokratieerziehung leisten.<br />
Seit mehreren Jahren gibt es in allen Klassen den Klassenrat<br />
und das Schülerparlament. Wir ermutigen unsere Kinder<br />
dazu, dass es richtig und wichtig ist, eine eigene Meinung zu<br />
haben, diese zu äußern und für sie einzustehen, auch wenn<br />
man sich damit nicht immer durchsetzen kann, sondern<br />
Kompromisse schließen muss und auch mal aushalten muss,<br />
wenn die Mehrheit anderer Meinung ist. Das ist Demokratie.<br />
Daher wollten wir den Kindern auch die Gelegenheit geben,<br />
einmal mitzuerleben, wie Menschen lautstark mit ihrer Meinung<br />
auf die Straße gehen und demonstrieren.<br />
So war der Ausflug zur »fridays for future«-Demonstration<br />
für unsere Schülerinnen und Schüler ein gelebter Tag zur politischen<br />
Bildung.<br />
Wir möchten die uns anvertrauten Kinder dazu ermutigen,<br />
sensibel für die Abläufe auf unserer Welt zu sein, sich eine<br />
Meinung zu bilden und sich einzumischen.<br />
Denn wer sagt, dass Erwachsene immer das Richtige tun?<br />
Wir brauchen starke, mutige, selbstbewusste und rücksichtsvolle<br />
Kinder und unsere Aufgabe ist es, ihnen den Weg zu ermöglichen,<br />
den sie gehen möchten, denn es ist ihre Zukunft.<br />
Ist das manchmal unbequem für uns Erwachsene? Ja, auf<br />
jeden Fall. Aber ist es nicht genau das, was wir uns auch wünschen:<br />
Menschen, egal welchen Alters, die für ihre Überzeugung<br />
einstehen, ihren eigenen Weg gehen, unangenehme Fragen<br />
stellen, den Finger in die Wunde legen?<br />
Ich bin stolz, wenn wir einen kleinen Beitrag dazu leisten<br />
konnten, dass Kinder erfahren haben, dass man anderer Meinung<br />
sein darf, und hoffe, dass sich einige unserer Schülerinnen<br />
und Schüler auch später noch an diesen Tag erinnern<br />
werden.<br />
GS aktuell 146 • Mai 2019<br />
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