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Kinder lernen Editorial Diesmal Zukunft<br />

»Fridays for future«<br />

Ein gelebter Tag zur politischen Bildung<br />

»Die sind doch noch viel zu klein, um das zu verstehen!«<br />

So äußerten sich nur vereinzelt Eltern. Die meisten waren<br />

begeistert, dass wir die Idee der Kinder und Jugendlichen,<br />

die allwöchentlich freitags für den Klimaschutz auf die Straße<br />

gehen, in unserer Grundschule aufgriffen. »Respekt und<br />

Applaus«, »Mutige Aktion«, »Toll, dass Sie unseren Kindern<br />

so eine Möglichkeit geben!«, waren die Rückmeldungen der<br />

großen Mehrheit der Eltern.<br />

Die Idee zur Teilnahme am Aktionstag von »fridays for<br />

future« traf zunächst auf ein begeistertes Kollegium, das gemeinsam<br />

überlegte, wie eine sinnvolle Aktion zu diesem zentralen<br />

Zukunftsthema auch in der Grundschule möglich sei.<br />

Alle Kinder sollten die Chance haben, sich aktiv einzubringen.<br />

Wir überlegten, was dem Alter der Kinder angemessen sei<br />

und entschieden uns dafür, mit den Erst- und Zweitklässlern<br />

rund ums Schulgelände einen Dreck-weg-Tag durchzuführen.<br />

Die etwa 160 Dritt- und Viertklässler fuhren mit ihren Lehrerinnen,<br />

Lehrern und vielen Eltern mit der Bahn zur Kundgebung<br />

zum Rathaus in die Düsseldorfer Innenstadt. Die Kinder<br />

trugen ihre in der Freiarbeit erstellten Plakate stolz vor sich<br />

her. Von »Rettet die Pinguine!« über »Pflanzt einen Baum!«<br />

bis »Lasst die Autos stehen!« reichten die Slogans. Auch der<br />

Regen konnte den Kindern die Stimmung nicht verderben. Sie<br />

riefen laute Sprechgesänge wie »1, 2, 3, stopp CO 2 !«<br />

Zuvor hatten wir mit allen Kindern der ersten bis vierten<br />

Jahrgänge darüber gesprochen und Filmsequenzen angesehen,<br />

was »Klima« eigentlich ist, warum es geschützt werden sollte,<br />

wie es sich verändert und warum.<br />

Warum wollten wir als Grundschule aktiv bei »fridays for<br />

future« dabei sein?<br />

Sandra Gehrke<br />

Schulleiterin der Städtischen<br />

Montessori-Grundschule Düsseldorf<br />

www.<br />

montessori-schuleduesseldorf-sued.de<br />

Wir wollen das Thema Umweltschutz und Klimaschutz weiter<br />

in den Fokus rücken.<br />

Als Montessori-Schule haben wir die kosmische Erziehung<br />

in unserem pädagogischen Konzept verankert. Es ist für uns<br />

wichtig, dass wir uns mit den großen Zusammenhängen auf<br />

dieser Welt beschäftigen. Welche Verantwortung trage ich<br />

als Mensch für andere Menschen und die Welt auf der wir<br />

leben? Wozu sind die Bienen da? Warum ist sauberes Wasser<br />

so wichtig? u. v. m. Die Kinder bekommen über Nachrichten<br />

und Erzählungen der Erwachsenen vieles zum Thema Klimawandel<br />

mit, was sie besorgt. Das zu ignorieren, nimmt<br />

die Kinder nicht ernst und geht an ihrer Lebenswirklichkeit<br />

schlicht vorbei. Darum machen wir es zum Thema.<br />

Wir wollen einen Beitrag zur Demokratieerziehung leisten.<br />

Seit mehreren Jahren gibt es in allen Klassen den Klassenrat<br />

und das Schülerparlament. Wir ermutigen unsere Kinder<br />

dazu, dass es richtig und wichtig ist, eine eigene Meinung zu<br />

haben, diese zu äußern und für sie einzustehen, auch wenn<br />

man sich damit nicht immer durchsetzen kann, sondern<br />

Kompromisse schließen muss und auch mal aushalten muss,<br />

wenn die Mehrheit anderer Meinung ist. Das ist Demokratie.<br />

Daher wollten wir den Kindern auch die Gelegenheit geben,<br />

einmal mitzuerleben, wie Menschen lautstark mit ihrer Meinung<br />

auf die Straße gehen und demonstrieren.<br />

So war der Ausflug zur »fridays for future«-Demonstration<br />

für unsere Schülerinnen und Schüler ein gelebter Tag zur politischen<br />

Bildung.<br />

Wir möchten die uns anvertrauten Kinder dazu ermutigen,<br />

sensibel für die Abläufe auf unserer Welt zu sein, sich eine<br />

Meinung zu bilden und sich einzumischen.<br />

Denn wer sagt, dass Erwachsene immer das Richtige tun?<br />

Wir brauchen starke, mutige, selbstbewusste und rücksichtsvolle<br />

Kinder und unsere Aufgabe ist es, ihnen den Weg zu ermöglichen,<br />

den sie gehen möchten, denn es ist ihre Zukunft.<br />

Ist das manchmal unbequem für uns Erwachsene? Ja, auf<br />

jeden Fall. Aber ist es nicht genau das, was wir uns auch wünschen:<br />

Menschen, egal welchen Alters, die für ihre Überzeugung<br />

einstehen, ihren eigenen Weg gehen, unangenehme Fragen<br />

stellen, den Finger in die Wunde legen?<br />

Ich bin stolz, wenn wir einen kleinen Beitrag dazu leisten<br />

konnten, dass Kinder erfahren haben, dass man anderer Meinung<br />

sein darf, und hoffe, dass sich einige unserer Schülerinnen<br />

und Schüler auch später noch an diesen Tag erinnern<br />

werden.<br />

GS aktuell 146 • Mai 2019<br />

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