Berliner Zeitung 18.05.2019
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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 114 · 1 8./19. Mai 2019 13 *<br />
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Berlin<br />
Anonymer<br />
Krankenschein<br />
kommt<br />
Senatorin: Verträge kurz<br />
vor dem Abschluss<br />
Esist nur ein kleiner Absatz im Koalitionsvertrag<br />
von Rot-Rot-<br />
Grün, doch seine Umsetzung könnte<br />
für etwa 50 000 Menschen eine<br />
wohltuende Wirkung haben. So viele<br />
Menschen leben schätzungsweise in<br />
Berlin, die keine anderen Papierehaben<br />
oder aus anderen Gründen nicht<br />
krankenversichert sind. Der Senat<br />
hat sich bei seiner Gründung vor<br />
zweieinhalb Jahren vorgenommen,<br />
für sie den sogenannten anonyme<br />
Krankenschein einzuführen, finanziert<br />
aus einem Notfallfonds. Jetzt<br />
meldet die zuständige Senatorin Dilek<br />
Kalayci (SPD): „Die Verträge mit<br />
Kassenärztlicher Vereinigung und<br />
einzelnen Krankenhäusern stehen<br />
kurz vor dem Abschluss. Das ist ein<br />
Erfolg.“ Über den Fortschritt hatte<br />
zuerst die Tageszeitung (taz) berichtet.<br />
Die Charité soll die Verträge<br />
schon unterschrieben haben und<br />
wird bald die anonymen Krankenscheine<br />
annehmen. Dieneun Vivantes-Kliniken<br />
stehen offenbar kurz<br />
vor der Unterzeichnung. Die<br />
Scheine werden in der Lehrter Straße<br />
68 verteilt. Ab wann sie genau erhältlich<br />
sein werden, blieb am Freitag<br />
unklar.<br />
In der Lehrter Straße 68, in den<br />
Räumen der Stadtmission, gibt es<br />
schon seit Oktober 2018 eine Beratungsstelle<br />
für Menschen mit ungeklärtem<br />
Aufenthaltsstatus und ohne<br />
Krankenversicherung. Nach Angaben<br />
der Gesundheitsverwaltung<br />
konnten 25 bis 50 Prozent der Klienten,<br />
die sich hilfesuchend dorthin<br />
wandten, in Krankenversicherungen<br />
vermittelt werden. Wenn die Vermittlung<br />
nicht klappt, bleibt der anonyme<br />
Krankenschein.<br />
Mit der Einführung des anonymen<br />
Krankenscheins kommen auf<br />
das Land höhere Ausgaben zu: Die<br />
Beratungsstelle kostet im Jahr<br />
750 000 Euro, für die Behandlung<br />
mit anonymen Krankenschein veranschlagt<br />
die Senatsgesundheitsverwaltung<br />
1,5 Millionen Euro. (chg.)<br />
VonJulia Haak und Martin Klesmann<br />
Über der Tür ist alles noch<br />
so, wie es war. Allianz<br />
steht in großen blauen<br />
Buchstaben dort geschrieben.<br />
Hinter derTür hat sich die<br />
Welt jedoch verändert. VonAllianz-<br />
Mitarbeitern keine Spur mehr. Der<br />
Versicherungskonzern ist aus den<br />
Treptowers ausgezogen. Neben einer<br />
Wachschutzmitarbeiterin ist am<br />
Freitag kaum noch jemand da.<br />
Vor21Jahren sind die Gebäude<br />
am Spreeufer mit dem markanten<br />
Turm am Wasser extra für den Versicherer<br />
gebaut worden. Dann verkaufte<br />
der Konzern, blieb Mieter,<br />
räumte aber den Turm und zog sich<br />
in die flacheren Gebäude zurück.<br />
Zum auslaufenden Mietvertrag<br />
Mitte 2019 wurde schließlich der<br />
Umzug angepeilt. Jetzt ist es soweit.<br />
Ab sofort arbeiten die Mitarbeiter<br />
von Allianz in Adlershof. Am Freitag<br />
war der lange geplante Umzug abgeschlossen.<br />
Bis auf einen klitzekleinen Rest<br />
vielleicht. Ein Kleinwagen parkt am<br />
Freitag vorder Tür.Eine Allianz-Mitarbeiterin<br />
trägt eine Topfpflanzeheraus.<br />
Ein bisschen traurig sei sie<br />
schon, sagt sie. Anihrem letzten Arbeitstag<br />
in ihrem Büromit Blick aufs<br />
Wasser habe sie auch ein paar Tränen<br />
vergossen.<br />
Moderne Arbeitswelt<br />
DerUmzug wirdmit der veränderten<br />
Arbeitswelt begründet. „Die Digitalisierung<br />
hat die Arbeitsabläufe verändert“,<br />
erklärt Marion Zauner, eine<br />
Sprecherin des Allianz-Konzerns in<br />
München. „Die Arbeitswelten in den<br />
Treptowers haben unseren aktuellen<br />
Anforderungen leider nicht mehr<br />
entsprochen“, sagt sie. Statt geschlossener<br />
Büros gebe es nun moderne<br />
Open Spaces, vulgo: Großraumbüros.<br />
Vermietet werden die Büros in<br />
den Treptowers von der Officefirst<br />
Immobilien AG &Co. KG. Sie ist im<br />
Auftrage des eigentlichen Besitzers<br />
tätig, dem aber denVernehmen nach<br />
nur die vier Flachbauten, nicht aber<br />
das Hochhaus gehören. Am Freitag<br />
blieb unklar, obfür die Flachbauten<br />
Keine Allianz fürs Leben<br />
Die letzten Mitarbeiter des Versicherungskonzerns verlassen die Treptowers<br />
Der Büroturmmit dem Allianzschriftzug ist das höchste Gebäude Berlins.<br />
bereits ein Nachmieter gefunden ist.<br />
„Der Vermieter hat meines Wissens<br />
nach Unternehmen gesucht, die<br />
dort einziehen wollen“, bestätigte<br />
Oliver Igel (SPD), Bezirksbürgermeister<br />
von Treptow-Köpenick, am<br />
Freitag. „Bei der hohen Nachfrage<br />
nach Büroräumen ist sicher bald mit<br />
einer Nachnutzung zu rechnen.“<br />
Tatsächlich lag die Leerstandsquote<br />
für Büroimmobilien im ersten Quartal<br />
2019 sensationell niedrig bei<br />
1,3 Prozent. Überall sonst in<br />
Deutschland stehen mehr Büroräume<br />
leer.Inbesten <strong>Berliner</strong> Lagen<br />
kostet ein Quadratmeter<br />
bereits 35 Euro<br />
Miete monatlich. Was<br />
einen möglichen<br />
IMAGO<br />
Nachmieter angeht,<br />
hielt man sich bei Officefirst<br />
bedeckt.„Wir sagen<br />
Journalisten nicht<br />
einmal Guten Tag“, scherzte<br />
ein Mitarbeiter.<br />
Nicht betroffen vom Allianz-Umzug<br />
ist das 125 Meter hohe Turmgebäude<br />
der Treptowers. Das Gebäude<br />
ist noch heute das höchste Haus in<br />
Berlin und hat viele verschiedene<br />
Mieter.Beamte des Bundeskriminalamtes<br />
haben dort Büros gemietet,<br />
ebenso die Firmen ThyssenKrupp<br />
und Siemens. Am Freitag herrscht<br />
dort im Eingangsbereich reges Leben.<br />
Mitarbeiter der Firmen gehen<br />
ein und aus. Ganz anders als in den<br />
fünfstöckigen Flachbauten nebenan,<br />
wo das Foyer menschenleer<br />
ist und vomgroßen Allianz-Konzern<br />
nur noch ein paar bunte Heftchen<br />
über Kunst am Bau liegen geblieben<br />
sind.<br />
Das Hochhaus war zusammen<br />
mit der Drei-Personen-Skulptur Molecule<br />
Man, die Bezug nimmt auf die<br />
drei Ortsteile Kreuzberg, Alt-Treptow<br />
und Friedrichshain, zu einem Symbol<br />
des wiedervereinigten Nachwende-Berlins<br />
geworden. Noch<br />
prangt die Leuchtreklame des Versicherungskonzerns<br />
samt Logo auf<br />
dem Dach des Turms. Beim Erstbezug<br />
im Jahr 1998 waren diese Leuchtbuchstaben<br />
stolze15Meter hoch, sie<br />
mussten aber –weil sie zu hell strahlten<br />
–auf acht Meter Höhe verkleinert<br />
werden.<br />
Neue Büros in Adlershof<br />
Im Neubau in Adlershof am östlichen<br />
Rande des Wissenschafts- und<br />
Wirtschaftsstandortes (Wista) hat<br />
Allianz 60 000 Quadratmeter angemietet.<br />
Das geschwungene Bürogebäude<br />
an der Rudower Chaussee<br />
wurde vonder Corpus SireoProjektentwicklung<br />
fertiggestellt.<br />
Im alten Haus ist ein letzter Bewohner<br />
zurückgeblieben. Beim Auszug<br />
des Versicherungskonzerns<br />
Allianz aus den<br />
Treptowers ist er zurückgelassen<br />
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den. Es ist eine<br />
Topfpflanze – ein<br />
südländisches Gewächs,<br />
palmenartig<br />
und sehr groß.<br />
Zu groß jedenfalls für<br />
einen Umzug nach Adlershof.<br />
Vielleicht passen<br />
Büropflanzen aber auch einfach<br />
nicht in die moderne Arbeitswelt.<br />
Ganz allein steht die Pflanzeam<br />
Fenster zum Innenhof in einer der<br />
oberen Etagen und harrt nun der<br />
Dinge,die da kommen werden.<br />
POLIZEIREPORT<br />
Überfall mit Machete.<br />
Einmaskierter und mit einer Machete<br />
bewaffneter Mann hat in der<br />
Nacht zum Freitag ein Wettbüroin<br />
Moabit überfallen. DerUnbekannte<br />
war gegen 22.45 Uhrindas Geschäft<br />
in der Oldenburger Straße gestürmt.<br />
Er bedrohte den 35 Jahrealten Mitarbeiter<br />
und forderte Geld. Anschließend<br />
flüchtete er mit den Einnahmen.<br />
Kinder bei Unfällen schwer verletzt.<br />
In Lankwitz und Buch sind am Donnerstag<br />
zwei Kinder bei Verkehrsunfällen<br />
schwer verletzt worden. Gegen<br />
17.50 Uhrwar ein Zwölfjähriger zwischen<br />
zwei geparkten Autos auf die<br />
Fahrbahn des Thaliawegs gerannt.<br />
DerJunge hatte mit Freunden Fangen<br />
gespielt und dabei den VW eines<br />
34-Jährigen übersehen. Zurselben<br />
Zeit wurde ein Neunjähriger auf der<br />
Schönerlinder Straße voneinem<br />
Auto erfasst. DasKind stürzte von<br />
seinem Fahrrad. Der51-jährige Fahrerdes<br />
Mercedes Benz hatte den Jungen<br />
zu spät bemerkt. DerAufprall<br />
war so heftig, dass das Fahrrad auseinanderbrach<br />
und Bauteile mehrere<br />
Meter weit weggeschleudertwurden.<br />
Autofahrer bedroht.<br />
EinUnbekannter hat am Donnerstag<br />
in Lichtenbergeinen 56 Jahrealten<br />
Autofahrer mit einer abgebrochenen<br />
Bierflasche bedroht. Der56-<br />
Jährige saß an der Möllendorffstraße<br />
in seinem Opel und und wartete auf<br />
Grün. DerUnbekannte riss die Beifahrertür<br />
auf und forderte den Fahrerauf,<br />
auszusteigen. Als die Ampel<br />
geschaltet hatte,fuhr der 56-Jährige<br />
los.Der Unbekannte flüchtete in einer<br />
Straßenbahn. (ls.)<br />
Fahrzeuge angezündet.<br />
In Hellersdorf, Pankowund Neukölln<br />
sind in der Nacht zum Freitag<br />
mehrereAutos angezündet worden.<br />
In der Maxie-Wander-Straße ging ein<br />
Wohnmobil in Flammen auf und<br />
brannte aus.Inder Neumannstraße<br />
brannte einVW.Die Flammen griffen<br />
auf einen Hyundai und einen Kia<br />
über.AmWildenbruchplatz musste<br />
die Feuerwehr einen BMW und einen<br />
Opel löschen. In allen Fällen<br />
geht die Polizei vonBrandstiftung<br />
aus.Verletzt wurde niemand. (ls.)<br />
bekanntmachungen<br />
finanz- und<br />
geschäftsmarkt<br />
berliner adressen<br />
Wir geben bekannt!<br />
Beabsichtigte Änderung<br />
der Wasserschutzgebietsverordnung Johannisthal<br />
vom 15.05.2019 –SenUVK II B1–<br />
Telefon: (030) 9025 –2004 oder 9025 –2130<br />
Auf Grund des §51des Wasserhaushaltsgesetzesvom 31. Juli 2009 (BGBl.IS.<br />
2585), das zuletzt durch Artikel 2des Gesetzes vom 4. Dezember 2018 (BGBl. I<br />
S. 2254) geändert worden ist,und des §22des <strong>Berliner</strong> Wassergesetzes in der<br />
Fassung der Bekanntmachung vom 17. Juni 2005 (GVBl. S. 357, 2006 S. 248,<br />
2007 S. 48), das zuletzt durch Artikel 27 des Gesetzes vom 2. Februar 2018<br />
(GVBl. S. 160) geändert worden ist, beabsichtigen wir das bisherige Wasserschutzgebiet<br />
Johannisthal in eine Vorbehaltsflächeumzuwandeln.<br />
Gemäߧ22 Absatz 3BWG wird hiermit dieÖffentlichkeit über dievorgesehene<br />
Festsetzungder Vorbehaltsflächeinformiert und ihr Gelegenheit zurStellungnahmegegeben.<br />
DieVorbehaltsfläche fürdie künftige Wasserförderung befindetsichimBezirkTreptow-Köpenick<br />
in den OrtsteilenSpäthsfelde,Niederschöneweide,<br />
Johannisthalund Adlershof.<br />
Der Verordnungsentwurf sowie der Entwurf der Vorbehaltsflächenkarte, aus<br />
demdie Begrenzung der Vorbehaltsfläche im Einzelnenzuersehen ist, werden<br />
bei der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz, Abteilung II,<br />
Zimmer 2.008, Brückenstraße 6, 10179 Berlin, während der Dienststunden<br />
Montag bis Donnerstag von 9bis 15 Uhr und Freitag von 9bis 14 Uhr in der<br />
Zeit<br />
öffentlich ausgelegt.<br />
vom27.05.2019bis 27.06.2019<br />
DerVerordnungsentwurf unddie Vorbehaltsflächenkarte könnenwährend der<br />
angegebenen Zeit sowienach besonderer telefonischer Vereinbarung (Telefon<br />
wie vor) außerhalb der angegebenen Dienststunden kostenfrei eingesehen<br />
werden.<br />
DieBekanntmachungund die zurEinsichtausliegenden Unterlagen (während<br />
derAuslegungszeit) sind ebenfalls im Internetunter:<br />
https://www.berlin.de/senuvk/umwelt/wasser/schutzgebiete-auslegung/<br />
veröffentlicht. Fürdie Vollständigkeitund dieÜbereinstimmungder im Internet<br />
veröffentlichten Unterlagen mit den amtlichen Auslegungsunterlagen wird<br />
keine Gewähr übernommen. Der Inhalt der zur Einsicht ausgelegten Unterlagen<br />
istmaßgebend.<br />
Stellungnahmen zu der beabsichtigten Umwandlung des Wasserschutzgebietes<br />
Johannisthal in eine Vorbehaltsfläche sind spätestens innerhalb von zwei<br />
Wochennachdem Ende der Auslegungsfrist schriftlich, zurNiederschriftoder<br />
elektronisch (Email-Anschrift: wsg-johannisthal@senuvk.berlin.de) bei der<br />
Abteilung II, Referat Wasserwirtschaft,Wasserrecht und Geologie einzureichen.<br />
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